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. Qiyāmu-l-Layl und Witr
1.3. Qiyāmu-l-Layl und Witr Hierzu gibt es einige Sunan, die hier erwähnt werden sollen: a) Es entspricht der Sunnah das freiwillige Nachtgebet (arab. Qiyāmu-l-Layl) in der am meisten empfohlenen Zeit zu verrichten. Falls gefragt wird: Was ist die geeigneteste Zeit, um das freiwillige Nachtgebet zu verrichten? So lautet die Antwort: Die Zeit für das freiwillige Nachtgebet (arab. Qiyāmu-l-Layl) beginnt nach dem Ende des ʿIšā'-Gebets (nächtliches Pflichtgebet) und dauert bis zum Einbruch der Morgendämmerung. Daher liegt die Zeit für das Witr-Gebet (ein Gebet mit ungerader Anzahl an Gebetseinheiten) zwischen dem ʿIšā'- und dem Fağr-Gebet. Dies wird durch folgenden Ḥadīṯ belegt: ʿĀ'išah, möge Allāh mit ihr zufrieden sein, erzählte: „Allāhs Gesandter, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, betete elf Rak’ah (dt. Gebetseinheiten) zwischen dem ʿIšā'- und dem Fağr-Gebet. Er sprach den Taslīm (d.h. den Friedensgruß am Ende des Gebets) nach jeweils zwei Rakʿah und schloss mit einer einzigen Rak’ah ab.“ (Al-Buḫāriyy, Nr. 203); Muslim, Nr. 736). Die beste Zeit zur Verrichtung des Qiyāmu-l-Layl ist das Drittel der Nacht, das genau nach Mitternacht beginnt. Anders ausgedrückt, der Muslim unterteilt die nach islamischer Rechnung definierte Nacht in drei Drittel, verrichtet dann das Gebet im zweiten Drittel und schläft im letzten. Dies wird durch folgenden Ḥadīṯ bestätigt: ʿAbdu-llāh Bin ʿAmr, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, überliefert, dass Allāhs Gesandter, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Das bei Allāh beliebteste Fasten ist das Fasten des Propheten Dāwūd, Allāhs Frieden auf ihm, und das bei Allāh beliebteste rituelle Gebet ist das Gebet des Propheten Dāwūd, Allāhs Frieden auf ihm. Er schlief in der ersten Hälfte der Nacht, verbrachte dann ein Drittel der Nacht im rituellen Gebet und schlief (erneut) im Sechstel der Nacht. Er fastete jeden zweiten Tag." (Al-Buḫāriyy, Nr. 3420); Muslim, Nr. 1159). Wenn also jemand diese Sunnah umsetzen möchte, wie ermittelt er die Nachtdauer? Er sollte die Nachtdauer von Sonnenuntergang bis zum Auftreten der Morgendämmerung berechnen und die Nacht dann in sechs Abschnitte aufteilen. Danach steht er auf, um das rituelle Gebet im vierten und im fünften Abschnitt der Nacht zu verrichten, denn diese zwei Abschnitte entsprechen einem Drittel der Nacht. Anschließend schläft er wieder im letzten Sechstel der Nacht. Im Hinblick auf den letzten Abschnitt der Nacht sagte ʿ Ā'išah, Allāhs Wohlgefallen auf ihr: „Gewöhnlich schläft der Prophet, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, zu diesem Zeitpunkt.“ (Al-Buḫāriyy, Nr. 1133; Muslim, Nr. 742). Daher wäre es am besten, das freiwillige Nachtgebet so zu verrichten, wie es im Ḥadīṯ von ʿAbdu-llāh Bin ʿAmr, Allāhs Wohlgefallen auf ihnen beiden, beschrieben wurde. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in absteigender Gewichtung drei Stufen der Bevorzugung in Bezug auf die Zeit gibt, in der das freiwillige Nachtgebet verrichtet wird: Die erste Stufe: In dieser höchsten Stufe schläft man die halbe Nacht, betet in einem Drittel und schläft erneut im letzten Sechstel der Nacht. Dies wurde bereits durch den Ḥadīṯ von ʿAbdu-llāh Bin ʿAmr Bin Al-ʿĀṣ, Allāhs Wohlgefallen auf ihnen beiden, belegt. Die zweite Stufe: In dieser Stufe verrichtet man das Gebet im letzten Drittel der Nacht. Dies wird in folgender Überlieferung beschrieben: Abū Hurayrah, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtet, dass der Prophet, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Unser Herr, der Segensreiche und Erhabene, steigt jede Nacht zum Himmel dieser Welt herab und sagt im letzten Drittel der Nacht: ‚Wer bittet Mich, damit Ich ihm antworte? Wer fragt Mich, auf dass Ich ihm gebe? Wer verlangt Meine Vergebung, so dass Ich ihm vergebe?“ (Al-Buḫāriyy, Nr. 1145; Muslim, Nr. 758). In diesem Zusammenhang gibt es noch den Ḥadīṯ von Ğābir, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, der später aufgeführt wird. Wenn jedoch jemand befürchtet, dass er nicht im letzten Drittel der Nacht aufstehen könnte, kann er es zu Beginn oder in einem beliebigen Teil der Nacht verrichten. Hierbei handelt es sich um die dritte Stufe. Die dritte Stufe: In dieser Stufe verrichtet man das Gebet zu Beginn oder in irgendeinem Teil der Nacht, je nachdem, was einem leichtfällt. Dies wird durch den folgenden Ḥadīṯ belegt: Ğābir, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, überliefert, dass der Prophet, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Wer befürchtet, im letzten Drittel der Nacht nicht aufzustehen, der bete am Anfang der Nacht, und wer im letzten Teil der Nacht aufzustehen erhofft, der bete zu jener Zeit, denn es wird gewiss bezeugt und ist somit besser.“ (Muslim, Nr. 755). Was dies auch unterstützt ist die Empfehlung des Propheten, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, an Abū Ḏarr, Abū Ad-Dardāʾ und Abū Hurayrah, möge Allāh mit ihnen allen zufrieden sein, da jeder von ihnen zu sagen pflegte: „Mein aufrichtiger Freund (d.h. der Prophet) riet mir drei Dinge zu tun, von denen eines darin besteht, vor dem Schlafengehen das Witr-Gebet zu verrichten.“ (An-Nasāˈiyy in Al-Kubrā, Nr. 2712; Aḥmad, Nr. 2748; Abū Dawūd, Nr. 1433; Muslim, Nr. 737). Al-Albāniyy befand alle diese Aḥādīṯ für authentisch. (s. Aṣ-Ṣaḥīḥah, Nr. 2166; Ṣaḥīḥu Abī Dawūd, 5/177). b) Hierbei entspricht es der Sunnah, elf Rak'a zu beten. Dies ist die vollendete Form des freiwilligen Nachtgebets. ʿĀ’išah, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, berichtet: „Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, betete nicht mehr als elf Rak’ah im Ramaḍān oder in einem anderen Monat.“ (Al-Buḫāriyy, Nr. 1147; Muslim, Nr. 738). Es wurde allerdings auch berichtet, dass der Prophet, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, dreizehn Rak’ah verrichtete. (Verzeichnet von Muslim in seinem Ṣaḥīḥ). Dies sind verschiedene Möglichkeiten, das Witr-Gebet zu verrichten. Im Allgemeinen betete der Prophet, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, meistens elf Rak’ah und eher selten dreizehn Rak’ah. Auf diese Weise können wir die verschiedenen Aḥādīṯ miteinander in Einklang bringen. c) Es entspricht der Sunnah, das freiwillige Nachtgebet mit zwei kurzen Rak’ah zu beginnen. ʿĀ’išah, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, berichtet: „Wenn Allāhs Gesandter, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, nachts zum Beten aufstand, begann er sein freiwilliges Nachtgebet mit zwei kurzen Rak’ah.“ (Muslim, Nr. 767). d) Es ist Sunnah, das freiwillige Nachtgebet mit den Bittgebeten des Propheten, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, zu beginnen. Beispiele hierzu: d1) ʿĀ’išah, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, berichtet, dass der Prophet, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, wann immer er sein freiwilliges Nachtgebet begann, Folgendes sagte:
اللَّهُمَّ رَبَّ جَبْرَائِيلَ وَمِيكَائِيلَ وَإِسْرَافِيلَ , فَاطِرَ السَّمَاوَاتِ وَالأَرْضِ، عَالِمَ الْغَيْبِ وَالشَّهَادَةِ , أَنْتَ تَحْكُمُ بَيْنَ عِبَادِكَ فِيمَا كَانُوا فِيهِ يَخْتَلِفُونَ, اهْدِنِي لِمَا اخْتُلِفَ فِيهِ مِنَ الْحَقِّ بِإِذْنِكَ إِنَّكَ تَهْدِي مَنْ تَشَاءُ إِلَى صِرَاطٍ مُسْتَقِيم »Allāhumma Rabba Ğabrāˈīl wa Mīkāˈīl wa Isrāfīl, Fāṭira-s-Samawāti wa-l-Arḍi, ʿĀlimu-l-Ġaybi wa-š-Šahādati, anta taḥkum bayna ʿIbādaka fīmā kānū fīhi yaḫtalifūn, ihdinī limā-ḫtulifa fīhi mina-l-Ḥaqqi bi-iḏnika. Innaka tahdī man tašāˈu ilā Ṣirāṭi-m-Mustaqīm: O Allāh, Herr von Ğibrīl, Mīkāˈīl und Isrāfīl, Schöpfer der Himmel und der Erde, Kenner des Verborgenen und des Offenkundigen, Du richtest zwischen Deinen Dienern über das, worüber sie uneins waren. Leite mich mit Deiner Erlaubnis in dem, worin man sich von der Wahrheit unterschieden hat, denn Du leitest, wen Du willst, zum geraden Weg.«“ (Muslim, Nr. 770). d2) Es wurde in den Ṣaḥīḥayn von Ibn ʿAbbās, Allāhs Wohlgefallen auf ihnen beiden, berichtet, dass der Prophet, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, wenn er Tahaǧǧud (dt. Das freiwillige Nachtgebet) verrichtete, Folgendes sagte:
اللَّهُمَّ لَكَ الْحَمْدُ أَنْتَ نُورُ السَّمَوَاتِ وَالْأَرْضِ , وَلَكَ الْحَمْدُ أَنْتَ قَيِّمُ السَّمَوَاتِ وَالْأَرْضِ , وَلَكَ الْحَمْدُ أَنْتَ رَبُّ السَّمَوَاتِ وَالْأَرْضِ وَمَنْ فِيهِنَّ, أَنْتَ الْحَقُّ ,وَوَعْدُكَ الْحَقُّ , وَقَوْلُكَ الْحَقُّ , وَلِقَاؤُكَ الْحَقُّ , وَالْجَنَّةُ حَقٌّ , وَالنَّارُ حَقٌّ , وَالنَّبِيُّونَ حَقٌّ , وَالسَّاعَةُ حَقٌّ, اللَّهُمَّ لَكَ أَسْلَمْتُ, وَبِكَ آمَنْتُ, وَعَلَيْكَ تَوَكَّلْتُ, وَإِلَيْكَ أَنَبْتُ, وَبِكَ خَاصَمْتُ, وَإِلَيْكَ حَاكَمْتُ, فَاغْفِرْ لِي مَا قَدَّمْتُ, وَمَا أَخَّرْتُ وَمَا أَسْرَرْتُ وَمَا أَعْلَنْتُ أَنْتَ إِلَهِي لَا إِلَهَ إِلَّا أَنْتَ »Allāhumma laka-l-Ḥamdu. Anta nūru-s-Samawāti wa-l-Arḍi, wa laka-l-Ḥamdu. Anta qayyimu-s-Samawāti wa-l-Ardī, wa laka-l-Ḥamdu, anta Rabbu-s-Samawāti wa-l-Arḍi wa man fīhinna. Anta-l-Ḥaqq, wa waʿduka-l-Ḥaqq, wa qauluka-l-Ḥaqq, wa liqāˈuka-l-Ḥaqq, wa-l-Ğannatu haqq, wa-n-Nāru ḥaqq, wa-n-Nabiyyūna ḥaqq, wa-s-Sāʿatu haqq. Allāhumma laka aslamtu, wa bika āmantu, wa ʿalayka tawakkaltu, wa ilayka anabtu, wa bika ḫāṣamtu, wa ilayka ḥākamtu, faġfir lī ma qaddamtu, wa mā aḫḫartu wa mā asrartu, wa mā aʿlantu, anta ilāhiyy, la ilāha illa Anta: O Allāh, Dir gebührt alles Lob. Du bist das Licht der Himmel und der Erde. Und Dir gebührt alles Lob. Du bist der Verwalter der Himmel und der Erde. Und Dir gebührt alles Lob. Du bist der Herr der Himmel und der Erde und dessen, was in ihnen ist. Du bist die Wahrheit, Deine Verheißung ist die Wahrheit, Dein Wort ist die Wahrheit, die Begegnung mit Dir ist die Wahrheit, das Paradies ist wahr, das Höllenfeuer ist wahr, die Propheten sind wahr und die Stunde ist wahr. O Allāh, Dir ergebe ich mich, an Dich glaube ich, auf Dich vertraue ich, Dir habe ich mich zugewandt, für Dich streite ich und Dich nehme ich zum Richter. Vergib mir, was ich vorangehen ließ, was ich aufgeschoben habe, was ich verschwieg und was ich offenkundig tat. Du bist meine Gottheit. Es gibt keine Gottheit außer Dir.«“ (Al-Buḫāriyy, Nr. 7499; Muslim, Nr. 768). e) Es entspricht der Sunnah, das Stehen, Verbeugen und Niederwerfen hinauszuzögern, so dass alle Säulen des Gebets in etwa gleich lang sind. f) In der Rezitation den Sunan nacheifern, wie zum Beispiel den nachstehend aufgeführten: f1) Man sollte einer gemäßigten Art und Weise der Rezitation folgen, und somit weder zu schnell noch zu langsam rezitieren. f2) Man sollte Vers für Vers rezitieren und es vermeiden, zwei oder drei Verse miteinander zu verbinden. Vielmehr sollte man nach jedem Vers eine Pause einlegen. f3) Begegnet man einem Vers, in der Allāh von jeglichem Mangel freigesprochen wird (arab. Tasbīḥ), sollte man Ihn lobpreisen und von jeglichen Mängeln freisprechen. Handelt es sich um einen Vers, in der Allāh um etwas gebeten wird, sollte man Ihn ebenfalls bitten. Und bei einem Vers, der von der Zuflucht handelt, sollte man diese bei Allāh suchen.
Die folgenden Aḥādīṯ weisen darauf hin:
Ḥuḏayfah, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, sagte: „Ich betete eines Nachts mit dem Propheten, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, und er begann die Sūrah Al-Baqarah zu rezitieren. Ich dachte, dass er sich am Ende von hundert Versen verbeugen würde, aber er fuhr fort. Ich dachte dann, dass er vielleicht die ganze Sūrah in einer Rakʿah rezitieren würde, doch er fuhr fort und ich dachte, er würde sich vielleicht verbeugen, wenn er diese Sūrah abschließt, aber er begann mit der Rezitation der Sūrah An-Nisā', beendete sie und fing dann mit der Sūrah Ālī ʿImrān an und rezitierte sie gemählich. Wenn er einem Vers begegnete, in der Allāh von Mängeln freigesprochen wurde, so sprach er Ihn von jeglichen Mängeln frei. Ging es hingegen darum, Allāh zu bitten, so bat er Ihn, und wenn es von der Zufluchtssuche handelte, dann suchte er Zuflucht bei Allāh. Danach verbeugte er sich und sagte: (سُبْحَانَ رَبِّيَ الْعَظِيمِ) »Subḥāna Rabbiya-l-ʿAẓīm: Gepriesen ist mein Herr, der Gewaltige.« Seine Verbeugung (arab. Rukūʿ) dauerte etwa genauso lange wie sein Stehen (arab. Qiyām). Daraufhin sagte er: (سَمعَ الله لِمَنْ حَمِدَهُ) »Samiʿ Allāhu liman ḥamidah: Allāh hörte denjenigen, der Ihn lobpreist«, richtete sich wieder auf und stand etwa genauso lange da wie bei seiner Verbeugung. Danach warf er sich nieder und sagte: (سُبْحَانَ رَبِّيَ الأَعْلَى) »Subḥāna Rabbiya-l-Aʿla: Gepriesen ist mein Herr, der Allerhöchste«, und seine Niederwerfung dauerte genauso lange wie sein Stehen.“ (Muslim, Nr. 772). Außerdem überliefert Aḥmad, möge Allāh mit ihm barmherzig sein, in seinem Musnad den Ḥadīṯ von Umm Salamah, Allāhs Wohlgefallen auf ihr, als sie über die Rezitation des Propheten, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, befragt wurde, sagte sie: „Er pflegte seine Rezitation zu unterbrechen, und zwar (rezitierte er) Vers für Vers: {بِسْمِ الله الرَّحْمنِ الرَّحِيمِ الحَمْدُ لله رَبِّ الْعَالَمِينَ الرَّحْمنِ الرَّحِيمِ مَالِكِ يَوْمِ الدِّيِنِ} Im Namen Allāhs des Allerbarmers des Barmherzigen. (Alles) Lob gehört Allāh, dem Herrn der Welten. Dem Allerbarmer, dem Barmherzigen. Dem Herrscher am Tag des Gerichts.“ (1:1-4) (Aḥmad, Nr. 26583). Ad-Dāraquṭniyy (118) und An-Nawawiyy (Al-Mağmuʿ, 3/333) befanden diesen Ḥadīṯ für authentisch. g) Entsprechend der Sunnah den Taslīm (dt. Friedensgruß) nach jeweils zwei Rak’ah sprechen. Ibn ʿUmar, Allāhs Wohlgefallen auf ihnen beiden, berichtet: „Ein Mann stand auf und fragte: ‚O Gesandter Allāhs! Wie verrichtet man das freiwillige Nachtgebet?‘ Allāhs Gesandter, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, antwortete: ‚Das freiwillige Nachtgebet wird jeweils in (einer aufeinanderfolgenden Reihe von) zwei Gebetseinheiten verrichtet. Und wenn jemand befürchtet, dass sich die Morgendämmerung nähert, sollte er den Witr mit einer (Rakʿah) verrichten.‘“ (Al-Buḫāriyy, Nr. 990; Muslim, Nr. 749). Dies bedeutet, dass er, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, nach jeweils zwei Rakʿah den Taslīm sprach und nicht vier auf einmal betete. h) Es ist Sunnah, bestimmte Suren aus dem Qurˈān in den letzten drei Rakʿah zu rezitieren. Demzufolge liest man in der ersten Rak’ah die Sūrah Al-Aʿlā (Nr. 87), in der zweiten Rak’ah die Sūrah Al-Kāfirūn (Nr. 108) und in der dritten Rak’ah lediglich die Sūrah Al-Iḫlāṣ (Nr. 112). Folgende Überlieferung bestätigt dies: Ubayy Bin Kaʿb, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, sagte: „Der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, pflegte den Witr mit Sabbiḥi-sma Rabbaka-l-Aʿlā und Yā ayyuha-l-Kāfirun und Qul Huwa-llāhu aḥad zu beten.“ (Abū Dawūd, Nr. 1423; An-Nasāʾī, Nr. 1733; Ibn Māğah, Nr. 1171). An-Nawawiyy (Al-Ḥalāṣah, 1/556) und Al-Albāniyy (Ṣaḥīḥu-n-Nasāˈiyy, 1/273) befanden diesen Ḥadīṯ für authentisch. i) Es ist Sunnah, den Qunūt im Witr gelegentlich zu sprechen. Damit ist das Qunūt-Bittgebet gemeint, das in der letzten Rak’ah gesprochen wird, in der auch die Sūrah Al-Iḫlāṣ rezitiert wird. Es entspricht der Sunnah, den Qunūt gelegentlich zu sprechen und gelegentlich auszulassen, so wie dies von einigen Prophetengefährten, Allāhs Wohlgefallen auf ihnen, bestätigt wurde. Dies ist auch die Meinung von Ibn Taymiyyah, möge Allāh mit ihm barmherzig sein. Es sollte jedoch öfters ausgelassen werden, anstatt gesprochen zu werden. Frage: Sollte man beim Qunūt die Hände heben? Die richtige Antwort lautet, dass man die Hände heben sollte, und das ist die Meinung der Mehrheit der Gelehrten, möge Allāh mit ihnen barmherzig sein. Diese Ansicht wird durch die von Al-Bayhaqiyy verzeichnete und für authentisch befundene Überlieferung von ʿUmar Bin Al-Ḫaṭṭāb, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, belegt. Al-Bayhaqiyy, möge Allāh mit ihm barmherzig sein, sagte: „Einige Prophetengefährten, Allāhs Wohlgefallen auf ihnen, hoben ihre Hände beim Qunūt.“ (s. As-Sunanu-l-Kubrā, 2/211). Frage: Wie sollte man den Qunūt beginnen? Die herrschende Meinung – und Allāh weiß es besser – ist, dass man damit beginnt, Allāh den Erhabenen zu preisen, Ihn zu verherrlichen, auf den Propheten, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, Friedens- und Segenswünsche zu sprechen und dann Allāh zu bitten. Diese Vorgehensweise erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Bittgebet von Allāh angenommen wird. Dies wird mit dem folgenden Ḥadīṯ belegt: Der Ḥadīṯ von Fuḍālah Bin ʿUbayd, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, der sagte: „Der Prophet, Allāhs Segen und Frieden auf ihm, hörte einen Mann in dessen rituellem Gebet das Bittgebet sprechen. Jedoch sprach er keine Friedens- und Segenswünsche auf den Propheten, Allāhs Segen und Frieden auf ihm. Daraufhin sagte der Prophet, Allāhs Segen und Frieden auf ihm: ‚Dieser Mann war zu hastig.‘ So rief er ihn zu sich und teilte ihm und den anderen Folgendes mit: ‚Wenn einer von euch ein Bittgebet spricht, so sollte er damit beginnen, Allāh zu preisen, Ihn zu verherrlichen, auf den Propheten Friedens- und Segenswünsche zu sprechen und dann (erst Allāh um alles) zu bitten, was er will.‘“ (At-Tirmidhī, Nr. 3477). At-Tirmidhī sagte: „Dieser Ḥadīṯ ist ḥasanun ṣaḥīḥ.“ Ibn Al-Qayyim, möge Allāh mit ihm barmherzig sein, sagte: „Es ist beim Duʿāˈ (Bittgebet) empfehlenswert, dass man damit beginnt, Allāh zu lobpreisen, Ihn zu verherrlichen und Ihn dann um die Erfüllung seines Anliegens zu bitten, wie es der Ḥadīṯ von Fuḍālah, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, darlegt.“ (Al-Wābilu-ṣ-Ṣayyib, S. 110). Frage: Sollte man sich über das Gesicht streichen, nachdem man den Qunūt beendet hat? Die richtige Meinung ist die, dass man sich nach dem Qunūt nicht über das Gesicht streichen sollte, da es keinen authentischen Beleg gibt, der diese Handlung unterstützt. Imām Mālik, möge Allāh mit ihm barmherzig sein, wurde über einen Mann gefragt, der beim Bittgebet mit seinen Handflächen über sein Gesicht streicht. Er lehnte diese Handlung ab und sagte: „Ich habe das (so) nicht gelernt.“ (s. Kitābu-l-Witr von Al-Marwaziyy, S.236). Šayḫ Al-Islām, möge Allāh mit ihm barmherzig sein, sagte: „Was das Streichen des Gesichts betrifft, so gibt es nur ein oder zwei Aḥādīṯ, die nicht als maßgeblicher Beweis dienen können.“ (Al-Fatāwā, 22/519). |