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Was ist die Sunnah? (teil 1 von 2): Eine Offenbarung wie der Qur´an

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1727 2015/03/25 2024/03/19

Die Sunnah ist gemäß den Hadith-Gelehrten, alles was vom Gesandten Gottes, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, berichtet worden ist; von seinen Aussagen, Taten, stillschweigenden Billigungen, seiner Persönlichkeit, Beschreibung seines Äußeren bis zu seiner Biographie.  Es spielt keine Rolle, ob die überlieferte Information sich auf etwas bezieht, das vor dem Beginn seiner prophetischen Mission stattgefunden hat oder danach. 

Erklärung dieser Definition: 

Die Aussagen des Propheten enthalten alles, was der Prophet aus unterschiedlichen Gründen bei verschiedenen Anlässen gesagt hat.  Zum Beispiel sagte er: 

“Wahrlich, die Taten entsprechen den Absichten, und jede Person erhält nur, was sie beabsichtigt hat.”

Die Taten des Propheten beinhalten alles, was der Prophet getan hat, wovon uns seine Gefährten berichtet haben.  Dazu gehört, wie er die Waschungen vornahm, wie er die Gebete verrichtete und wie er Hağğ, die Pilgerfahrt, gemacht hat. 

Die stillschweigenden Billigungen des Propheten enthalten alles, was seine Gefährten sagten oder taten, dem er entweder zustimmte oder das er wenigstens nicht ablehnte.  Alles, das der Prophet stillschweigend gebilligt hat, ist genauso gültig, wie alles, das er selbst gesagt oder getan hat. 

Ein Beispiel für diese Billigung wurde den Gefährten gegeben, als sie im Kampf von Bani Quraidhah Rücksicht übten in ihrer Entscheidung, wann sie beten sollten.  Der Gesandte Gottes hatte zu ihnen gesagt:           

“Keiner von euch soll sein Nachmittagsgebet verrichten, bevor ihr bei Bani Quraidhah ankommt.”

Die Gefährten erreichten Bani Quraidhah erst nach Sonnenuntergang.  Einige von ihnen nahmen die Worte des Propheten wörtlich und verschoben das Nachmittagsgebet, denn sie sagten: "Wir werden nicht beten, bis wir dort ankommen."  Andere verstanden es so, dass der Prophet ihnen nur zeigen wollte, dass sie sich auf ihrer Reise beeilen sollten, daher hielten sie an und beteten pünktlich das Nachmittagsgebet.

Der Prophet erfuhr, wie die beiden Gruppen entschieden hatten, aber er kritisierte keine von beiden.  

Was die Persönlichkeit des Propheten betrifft, gehört die folgende Aussage von Aischah (möge Gott Wohlgefallen mit ihr haben) dazu: 

“Der Gesandte Gottes war nie unanständig oder vulgar, auch auf dem Markt er war nicht laut.  Er antwortete nie auf die Beleidigungen durch andere mit Beleidigungen.  Statt dessen war er immer duldsam und verzeihend.”

Die äußerliche Beschreibung des Propheten findet man in Aussagen wie dieser von Anas (möge Gott Wohlgefallen mit ihm haben) berichteten:    

“Der Gesandte Gottes war weder übermäßig groß noch war er klein.  Er war weder besonders weiß noch schwarz.  Sein Haar war weder überaus lockig noch glatt.”

Die Beziehung zwischen der Sunnah und der Offenbarung

Die Sunnah ist eine Offenbarung von Gott zu seinem Propheten, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm.  Im Qur´an sagt Gott: 

“…gedenkt der Gnade Gottes, die Er euch erwiesen hat und dessen, was Er euch vom Buch und  von der Weisheit herabgesandt hat...” (Quran 2:231)

Mit der Weisheit ist die Sunnah gemeint.  Der große Jurist al-Schafi´i sagte: "Gott erwähnt das Buch, welches der Qur´an ist.  Ich habe von Leuten gehört, die ich für Authoritäten in Qur´an halte, dass die Weisheit die Sunnah des Gesandten Gottes, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, ist.”  Gott sagt:

Wahrlich, huldreich war Gott gegen die Gläubigen, da Er unter ihnen einen Gesandten aus ihrer Mitte erweckte, um ihnen Seine Verse zu verlesen und sie zu reinigen und das Buch und die Weisheit zu lehren.  

Aus dem vorangegangenen Vers geht ganz deutlich hervor, dass Gott dem Propheten sowohl den Qur´an als auch die Sunnah offenbart hat, und dass Er ihm befohlen hat, beide den Menschen zu überbringen.  Auch die Hadithe des Propheten beweisen die Tatsache, dass die Sunnah eine Offenbarung ist.  Mak´huul berichtete, dass der Gesandte Gottes gesagt hat:   

“Gott gab mir den Qur´an und was ihm ähnelt an Weisheit.”

Al-Miqdam b. Ma’die Karab überlieferte, dass der Gesandte Gottes gesagt hat:  

“Mir wurde das Buch gegeben und mit ihm etwas Ähnliches.”

Hisan b. Atiyyah berichtete, dass Gabriel genauso mit der Sunnah zum Propheten zu kommen pflegte, we er mit dem Qur´an zu ihm kam.

Eine Meinung des Propheten entsprang nicht einfach nur seinen eigenen Gedanken oder Überlegungen in einer Angelegenheit; es war das, was Gott ihm offenbart hat.  In dieser Hinsicht unterschied sich der Prophet von anderen Menschen.  Er wurde durch Offenbarung unterstützt.  Wenn er seine eigene Urteilskraft anwandte und es war richtig, dann hätte Gott ihn bestätigt, und wenn ihm jemals ein Fehler in seinen Denkweise unterlaufen war, hätte ihn Gott berichtigt und zur Wahrheit geführt. 

Aus diesem Grund wird berichtet, dass der Khalif Umar einmal auf der Kanzel gesagt hat: "O ihr Menschen!  Die Meinungen des Gesandten Gottes waren richtig, denn Gott hat sie ihm offenbart.  Was unsere Meinungen betrifft, so sind sie nichts als Gedanken und Vermutung." 

Die Offenbarung, die der Prophet erhielt, war von zwei Arten: 

A.    Informative Offenbarung: Gott teilte ihm mittels Offenbarung der einen oder der anderen Art etwas mit, wie in folgenden Qur´anvers erwähnt wird:  

“Und keinem Menschen steht es zu, dass Gott zu ihm sprechen sollte, außer durch Eingebung oder hinter einem Vorhang oder, indem Er einen Boten schickt, um durch Sein Geheiss zu offenbaren, was Er will.  Er ist Erhaben, Allweise.” (Quran 42:51)

Aischa berichtete, dass al-Harith b. Hischam den Propheten danach fragte, wie die Offenbarung zu ihm kam, und der Prophet antwortete:   

“Manchmal kommt der Engel zu mir wie das Läuten einer Glocke, und dies ist das schwierigste für mich.  Es lastet auf mir und ich präge mir in meinem Gedächtnis ein, was er sagt.  Und manchmal kommt der Engel in der Gestalt eines Mannes und spricht mit mir und ich präge mir in meinem Gedächtnis ein, was er sagt."

Aischa sagte:    

“Ich hatte ihn gesehen, als die Offenbarung an einem äußerst kalten Tag zu ihm kam.  Als es vorbei war, war seine Stirn voller Schweiß.”

Manchmal wurde er etwas gefragt, aber er blieb still, bis die Offenbarung zu ihm kam.  Zum Beispiel als ihn die mekkanischen Götzendiener über die Seele befragten, blieb der Prophet still, bis Gott offenbarte: 

Und sie befragen dich über die Seele.  Sprich: "Die Seele ist eine Angelegenheit meines Herrn; und euch ist vom Wissen nur wenig gegeben."  (Quran 17:85)

Er wurde auch darüber befragt, wie das Erbe zu teilen sei, aber er antwortete nicht, bis Gott offenbarte: 

“Gott schreibt euch hinsichtlich eurer Kinder vor: …” (Quran 4:11)

B.    Bestätigende Offenbarung: Hier traf der Prophet sein eigenes Urteil in einer Angelegenheit.  Wenn seine Meinung richtig war, kam eine Offenbarung, um sie zu bestätigen und wenn sie nicht richtig war, kam eine Offenbarung, um ihn zu verbessern, indem sie genau wie irgendeine andere informative Offenbarung kam.  Der einzige Unterschied hier ist, dass die Offenbarung als Ergebnis einer Tat kam, die der Prophet zuerst von sich aus getan hatte. 

Bei solchen Fällen war es dem Propheten überlassen, seine eigene Diskretion in einer Angelegenheit zu wahren.  Wenn das Richtige gewählt hatte, dann bestätigte Gott seine Wahl durch die Offenbarung.  Wenn er falsch gewählt hatte, dann berichtigte Gott ihn, um Unverletzlichkeit des Glaubens zu wahren.  Gott hätte Seinem Gesandten nie erlaubt, anderen Menschen einen Irrtum mitzuteilen, denn dies hätte seine Anhänger auch dem Irrtum verfallen lasssen können.  Dies hätte gegen die Weisheit hinter dem Schicken von Gesandten verstoßen, die darin bestand, dass die Menschen in Zukunft kein Argument mehr gegen Gott vorzubringen haben.  Auf diese Weise war der Gesandte davor beschützt, einem Irrtum zu verfallen, denn wenn er sich jemals irrte, wäre eine Offenbarung gekommen, die ihn korrigiert hätte. 

Die Gefährten des Propheten wussten, dass das Stillschweigende Billigen durch den Propheten in der Tat die Billigung Gottes war, denn wenn sie jemals zu Lebzeiten des Propheten etwas getan haben, das nicht dem Islam entsprach, wäre eine Offenbarung gekommen, die das was sie getan hatten, verurteilt hätte. 

Jabir sagte: "Wir pflegten Coitus interruptus[1] zu Lebzeiten des Gesandten Gottes zu praktizieren.”  Sufyan, einer der Überlieferer dieses Hadith, kommentierte: "Wenn etwas wie dies verboten wäre, dann hätte der Qur´an es untersagt."



Footnotes:

[1] Coitus Interruptus: Zurückziehen des Penis vor dem Samenerguss beim Geschlechtsverkehr.     – IslamReligion.com

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