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Sittsamkeit (teil 1 von 3): Eine Übersicht
Sittsamkeit und Schamhaftigkeit spielen eine besondere Rolle zwischen den Angelegenheiten des Schöpfers und der Geschöpfe. Alle Propheten und Gesandten forderten Schamhaftigkeit, wie der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte:
“Wahrlich, von den Lehren der ersten Propheten, die uns erreichten, war: ´Wenn ihr keine Scham habt, dann tut, was ihr wollt.” (Al-Bukhari)
Sittsamkeit im Sinne von Scham oder Bescheidenheit bei Menschen ist ein Zurückschrecken der Seele vor schlechtem Verhalten, eine Eigenschaft, die einen davon abhält, sich gegenüber anderen schlecht zu benehmen oder andere zu ermutigen, sich dir gegenüber schlecht zu benehmen. Nach den islamischen Sitten ist Sittsamkeit mehr als wie eine Person sich bekleidet und mehr als nur Sittsamkeit vor den Menschen; sie spiegelt sich eher in der Sprache, Kleidung und Verhalten des Muslim wieder: öffentlich unter den Blicken der Menschen und privat vor Gott. Jede Unterhaltung über Sittsamkeit muss daher mit dem Herzen beginnen, nicht mit dem Rocksaum, denn, wie der Prophet der Gnade sagte: ‘Schamhaftigkeit ist ein Teil des Glaubens,’[1] und dieser Teil des Glaubens muss im Herzen liegen.
Halte dich zurück in der Rede. Wie alles im Islam, sollte das Sprechen gemäßigt sein. Die Stimme im Ärger zu erheben, zeigt lediglich die Unfähigkeit des Menschen, sich zu beherrschen, und es wird nur Schaden davon ausgehen. Unkontrollierte Wut beispielsweise kann zu verbalem Missbrauch und physischen Übergriffen auf den anderen führen, beides lüftet den Schleier der Schüchternheit, der einen umgibt, enthüllt das Ego, für das man sich schämen sollte. Der Prophet sagte:
“Eine starke Person ist nicht eine Person, die ihre Gegner zu Boden wirft. Eine starke Person ist die Person, die sich zurückhält, wenn sie zornig ist.” (Sahieh al-Bukhari)
Eine starke Person, die gläubig ist, schämt sich vor Gott und Seiner Schöpfung, denn Gott weiss und sieht alles. Sie schämt sich davor, ihrem Hernn ungehorsam zu sein und sie schämt sich, wenn sie sündigt oder sich unangebracht verhält, egal ob privat oder öffentlich. Diese Art der Sittsamkeit ist erworben und steht in direkter Verbindung zum Glauben, wo das Bewusstsein von der Allgegenwärtigkeit Gottes die „Schamhaftigkeit“ vor Ihm verstärkt.
Die islamische Moral teilt Schamhaftigkeit in natürlich und erworben. Schamhaftigkeit ist eine Eigenschaft, die Mädchen und Jungen angeboren ist, eine bestimmte Art der Schamhaftigkeit ist bei menschlichen Wesen ganz natürlich. Sie zeigt sich zum Beispiel darin, dass Menschen das Bedürfnis haben, ihr Geschlecht zu bedecken. Gemäß dem Qur´an wurden sich Adam und Eva nachdem sie von der Frucht des verbotenen Baumes gegessen hatten, bewusst, dass ihre Geschlechter zu sehen waren, und sie begannen, sich mit den Blättern des Paradieses zu bedecken, als natürliches Ergebnis ihrer Schamhaftigkeit.
Islamische Gelehrten sehen Schamhaftigkeit als eine Eigenschaft an, die Menschen von Tieren unterscheidet. Tiere folgen ihren Instinkten, ohne irgendwelche Scham oder irgendeinen Sinn für richtig und falsch zu haben. Je weniger Schamhaftigkeit eine Person daher besitzt, umso mehr ähnelt sie den Tieren. Je mehr Schamhaftigkeit eine Person besitzt, umso näher ist sie den Menschen. Der Islam hat bestimmte Regelungen bestimmt, die den Sinn für Schamhaftigkeit im Menschen wecken. Diese Regelungen reichen davon, um Erlaubnis zu bitten, bevor man irgendeinen Raum betritt und davon, von anderen Abstand zu suchen, wenn man sich Erleichterung verschafft, bis hin zu bestimmten Bekleidungsvorschriften sowohl für Männer als auch für Frauen. Eine andere Form der Schamhaftigkeit kann erreicht werden, indem man sich den schamhaftigen Menschen anschließt – Menschen, in deren Gegenwart man sich schämt, irgendetwas Schämenswertes zu tun – wie der Prophet sagte:
“Ich rate euch, Gott, dem Erhabenen, gegenüber ebenso schamhaft zu sein, wie ihr es einem frommen Mann aus eurem Volk gegenüber seid.”[2]
Schamhaftigkeit vor dem Blick eines Fremden ist eine der Antriebskräfte hinter der Scham bei der Bekleidung. Dies kann man bei Kindern beobachten, die sich ganz natürlich vor Fremden schämen, sich manchmal hinter den Röcken ihrer Mutter oder den Beinen ihres Vaters verstecken. Im Islam ist es eine Pflicht, seinen Körper vor den Blicken eines Fremden, insbesondere vom anderen Geschlecht, abzuschirmen, um Dinge zu vermeiden, die zu außerehelichem oder vorehelichem Geschlechtsverkehr führen könnten. Gott sagte:
“Sag zu den gläubigen Männern, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham hüten. Das ist lauterer für sie. Gewiss, Gott ist Kundig dessen, was sie machen. Und sag zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham hüten, ihren Schmuck nicht offen zeigen, außer dem, was (sonst) sichtbar ist. Und sie sollen ihre Kopftücher auf den Brustschlitz ihres Gewandes schlagen und ihren Schmuck nicht offen zeigen.” (Quran 24:30)
Der Vers erwähnt dann die Menschen, vor denen man sich nicht zu verschleiern braucht; diejenigen, die nicht als ´Fremde´ bezeichnet werden können. Auch wird der Befehl gelockert, wenn man reifer wird: eine ältere Frau, die keine Hoffnung auf Heirat mehr hat, kann die Überbekleidung weglassen, die das was sie darunter trägt, verdeckt.[3]
Wie man an diesem Vers sehen kann, sieht die islamische Ethik Schamhaftigkeit nicht lediglich als Wert für Frauen, sondern auch für Männer. Daher müssen auch Männer sich anständig bekleiden, darauf achten, weite, fließende und undurchsichtige Kleidung zu tragen, welche die Zone zwischen ihrem Bauch und den Knien völlig bedeckt. Enge Hosen oder durchscheinende Kleidung sind verboten. Diese Schamhaftigkeit spiegelt sich bei muslimischen Männern auf der ganzen Welt wieder: lange Hemden und weite, fließende Hosen.
Es mag immer noch so scheinen, dass Frauen die Hauptlast der “anständigen Bekleidung” tragen. Wenn man aber über den Räuber und die Beute in unerlaubten Beziehungen zwischen den Geschlechtern nachdenkt, dann ist die Beute, die versteckt ist, dem Räuber als Opfer versagt. Außerdem sagt ein anderer Vers, dass die Schamhaftigkeit in der Bekleidung einen tatsächlich als gläubige Frau identifiziert,[4] ein ´Ziel´, der der ergebene Muslim oder jeder vernünftige Mann, lieber beschützen als missbrauchen sollte.
Die Art und Weise, Schamhaftigkeit zu entwickeln, ist, darüber nachzudenken, ob er oder sie die Sünde, die sie vorhaben, auch vor seinen Eltern begehen würde. Jemand mit einem Fünkchen Schamgefühl in seinem Herzen wird nie irgendetwas Unzüchtiges vor seinen Eltern tun. Wie sieht es also damit vor Gott aus? Ist Gott es nicht eher wert, dass solche Taten nicht vor Seinem Angesicht getan werden? Daher erhebt der Islam den Anspruch, dass die Schamhaftigkeit vor Gott größer sein muss als vor den Menschen. Dies geht aus der Aussage des Propheten hervor, als er von einem Mann über das Nacktsein, wenn man allein im Hause ist, befragt wurde. Der Prophet antwortete:
“Gott gebührt das Schamgefühl mehr als anderen Menschen.” (Abu Dawud)
Frühe Muslime pflegten zu sagen: “Schäme dich genauso vor Gott, wenn du allein bist, wie du dich schämst, wenn du in der Öffentlichkeit vor den Menschen bist.” Eine andere Aussage von ihnen ist: „Benimm dich in der Öffentlichkeit nicht wie ein ergebener Diener Gottes, wenn du Ihm im Privaten ein Feind bist.”
Schamhaftigkeit kann daher als ein Mittel angesehen werden, durch das Sitten und Moral in der Gesellschaft aufrecht erhalten und verfolgt werden. Schamhaftigkeit vor den Menschen und vor der Gesellschaft kann ein Grund dafür sein, anständig zu sein, aber dieser Anstand wird nicht von Dauer sein, denn Tatsache ist, dass das, was einen Tag in einer sekulären Gesellschaft als unanständig gilt, kann in einer anderen völlig in Ordnung sein. Daher ist der Schlüssel zum Anstand, zu wissen, dass Gott dessen gewahr ist, was du tust und sich sich vor dem zu schämen, was Er verbietet. Gott will nur das Beste für uns. Daher bedeutet das, zu suchen, was das beste für uns ist und uns dem zu unterwerfen, was Er für uns vergesehen hat. Der einzige Weg genau zu wissen, was das ist, ist an das zu glauben, was Er uns durch Seinen Propheten, Muhammad, herabgesandt hat, und die Religion (des Islam) anzunehmen, die uns Sein Gesandter gebracht hat.