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Die Stellung der Sunnah im islamischen Recht

Under category : Was ist die Sunnah?
1491 2012/12/31 2024/04/25

Während der Lebenszeit des Gesandten waren der Qur´an und die Sunnah die einzigen Quellen der islamischen Gesetzgebung.

Der Qur´an liefert die allgemeinen Anordnungen, die die Grundlage des Rechts bilden, ohne auf alle Einzelheiten und die sekundäre Gesetzgebung einzugehen, mit Ausnahme weniger Anordnungen, die mit den allgemeinen Prinzipien einhergehen. Diese Anordnungen sind nicht Subjekt der Veränderung im Lauf der Zeit oder der wechselnden Umstände der Menschen. Der Qur´an kommt mit der Glaubenslehre, legt die gottesdienstlichen Handlungen fest, erwähnt die Geschichten der Früheren und liefert sittliche Richtlinien.

Die Sunnah steht in Übereinstimmung mit dem Qur´an. Sie erläutert die Bedeutungen dessen, was im Text unklar ist, liefert Details für das, was allgemein beschrieben ist, spezifiziert, was allgemein gehalten ist und erklärt Anordnungen und Ziele. Die Sunnah kommt ebenfalls mit Anordnungen, die der Qur´an nicht liefert, die aber immer mit seinen Prinzipien harmonieren, und sie fördern immer die Ziele, die im Qur´an hervorgehoben werden.

Die Sunnah ist ein praktischer Ausdruck dessen, was im Qur´an steht. Dieser Ausdruck kann verschiedene Formen haben. Manchmal ist es etwas, das der Gesandte Gottes getan hat. Ein anderes Mal ist es eine Aussage, die er als Antwort auf eine Frage gegeben hat. Manchmal ist es eine Aussage oder Handlung eines seiner Gefährten, die er weder unterbunden noch abgelehnt hat. Im Gegenteil blieb er still oder drückte seine Zustimmung darüber aus.

Die Sunnah erklärt und verdeutlicht den Qur´an auf vielerlei Art. Sie erklärt, wie die gottesdienstlichen Handlungen durchzuführen und die Gesetze anzuwenden sind. Gott befiehlt den Gläubigen das Gebet, ohne die Zeiten, zu denen die Gebete verrichtet werden sollen oder die Art und Weise wie gebetet werden soll, zu erwähnen. Der Gesandte verdeutlichte dies mit seinen igenen Gebeten und indem er die Muslime lehrte, wie sie beten sollen. Er sagte: "Betet, wie ihr mich beten gesehen habt."

Gott machte Hajj, die Pilgerreise, zur Pflicht, ohne ihre Riten zu erklären. Der Gesandte Gottes erklärte dies, indem er sagte:

“Übernehmt die Riten der Hajj von mir."

Gott machte die Zakat–Abgabe zur Pflicht, ohne zu erwähnen, für welche Arten von Vermögen und Produkten Zakat abgegeben werden. Gott erwähnt auch nicht die Mindestmenge an Vermögen, die zur Abgabe verpflichtet. Die Sunnah aber verdeutlicht all dies.

Die Sunnah spezifiziert allgemeine Aussagen aus dem Qur´an. Gott sagt:

{Gott schreibt euch hinsichtlich eurer Kinder vor: auf eines männlichen Geschlechts kommt (bei der Erbteilung) gleichviel wie auf zwei weiblichen Geschlechts... } (Quran 4:11)

Der Wortlaut ist allgemein auf jede Familie anwendbar und macht jedes Kind zum Erben seiner oder ihrer Eltern. Die Sunnah spezifiziert diese Regel weiter, indem die Kinder der Propheten ausgeschlossen werden. Der Gesandte Gottes sagte:

“Wir Propheten hinterlassen keine Erbschaft. Was auch immer wir hinterlassen ist Almosen.”

Die Sunnah beschreibt ungenaue Aussagen des Qur´an genauer. Gott sagt:

{…und wenn ihr kein Wasser findet, so sucht reinen Sand und reibt euch damit Gesicht und Hände ab…} (Quran 5:6)

Der Vers erwähnt nicht das Ausmaß der Hand, lässt die Frage offen, ob man die Hände bis zum Handgelenk oder über den Unterarm reiben soll. Die Sunnah verdeutlicht es und zeigt, dass es bis zum Handgelenk ist, denn der Gesandte Gotts tat es so, wenn er Tayammum machte.

Die Sunnah betont auch, was im Qur´an steht oder liefert sekundäre Gesetzgebungen für ein Gesetz, das darin erwähnt wird. Dies enthält alle Hadith die darauf hinweisen, dass Gebet, Zakah-Abgabe, Fasten und Hajj verpflichtend sind.

Ein Beispiel dafür, wie die Sunnah untergeordnete Regelungen für eine Anordnung, die man im Qur´an findet, liefert, ist die Regel, dass es verboten ist, Früchte zu verkaufen, bevor sie beginnen, zu reifen. Die Grundlage für dieses Gesetz bildet die Aussage des Qur´an:

{Bringt euch nicht untereinander in betrügerischer Weise um euer Vermögen! Anders ist es, wenn es sich um ein Geschäft handelt, das ihr in gegenseitigem Übereinkommen abschließt. } (Quran 4:29)

Die Sunnah enthält Regelungen, die nicht im Qur´an erwähnt werden und die nicht verdeutlichen, was im Qur´an erwähnt wird. Ein Beispiel hierfür ist das Verbot, Eselfleisch zu essen und das Fleisch von Raubtieren. Ein weiteres Beispiel ist das Verbot, eine Frau und ihre Tante zur gleichen Zeit zu heiraten. An diese und andere Regelungen, die die Sunnah liefert, muss man festhalten.

 

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