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Die Geschichte von Josef (teil 7 von 7): Lohnfür Geduld
Der golden Kelch wurde in Benjamins Sachen gefunden und seine Brüder waren überrascht. Ihnen wurde schnell klar, dass der oberste Minister (Josef) nach ihren eigenen Gesetzen handeln und Benjamin als Sklave behalten wird. Dies störte sie erheblich. Sie hatten Angst, zu ihrem Vater ohne seinen geliebten jüngsten Sohn zurückzukehren. Einer der Brüder bot an, die Strafe Benjamins auf sich zu nehmen, aber das Angebot wurde abgelehnt. Ein anderer Bruder, vermutlich der älteste, blieb in Ägypten, während die anderen in ihre Heimat zurückkehrten, um ihrem Vater zu gegnenüberzutreten. Als die Brüder zuhause ankamen, gingen sie sofort zu ihrem Vater und sagten:
“O unser Vater, dein Sohn (Benjamin) hat gestohlen; und wir haben nur ausgesagt, was wir wussten, und wir konnten keine Wächter des Verborgenen sein. Frage nur in der Stadt nach, in der wir waren, und in der Karawane, mit der wir kamen; gewiss, wir sagen die Wahrheit.” (Quran 12:81-82)
Der Prophet Jakob hatte dies alles schon einmal zuvor gehört. Als die Brüder Josef verraten und in den Brunnen geworfen hatten, waren sie flehend und weinend zu ihrem Vater gekommen, doch ihre Worte waren nichts als Lügen gewesen. Dieses Mal weigerte sich Jakob, ihnen zu glauben. Er wandte sich von ihnen ab und sagte: “Nein, ihr habt euch etwas vorgemacht. Doch schön geduldig sein (ist besser für mich).” (Quran 12:83) Jakob hatte Jahre damit verbracht, um Josef zu trauern und er hatte auf Gott vertraut. Als nun dieser neue Kummer ihn überwältigte, war seine erste Reaktion, geduldig zu sein. Er wusste ohne den geringsten Zweifel, dass die Angelegenheiten seiner geliebten jüngsten Söhne unter der Kontrolle von Gott standen.
Auch wenn er vollkommen auf Gott vertraute, verhielt sich Josef so, wie es jeder Vater unter denselben Umständen tun würde. Wenn er sich an Josef erinnerte, so weinte er, bis er krank wurde und sein Sehvermögen verlor. Die Brüder waren wegen seines Schmerzes und seines Kummers besorgt und fragten über seine anhaltende Trauer. Sie fragten ihn: “Wirst du bis zu dem Tag, an dem du stirbst, weinen?” Jakob antwortete, dass er nur bei Gott seinen Kummer und seinen Gram beklage und dass er (Jakob) von Gott Dinge wisse, die sie nicht wüssten. (Quran 12:86)
Obwohl viele Jahre vergangen waren, hatte Jakob seinen Sohn Josef nicht vergessen. Jakob dachte an Josefs Traum und verstand, dass Gottes Plan in Erfüllung gehen werde. Jakob war vom Verlust seiner Söhne tief verletzt, doch sein Glaube an Gott erhielt ihn, und er befahl seinen Söhnen, nach Ägypten zurückzugehen um Josef und Benjamin zu suchen.
Josef zeigt sich
Die Brüder brachen wieder einmal auf die lange Reise nach Ägypten auf. Die Hungersnot hatte in den umliegenden Gebieten ihren Höhepunkt erreicht und die Menschen waren arm und geschwächt. Als die Brüder vor Josef standen, gehörten sie zu den Armen. Ihre Stufe der Schwäche zwang sie, um Almosen zu bitten. Sie sagten:
“O `Aziz, die Not hat uns und unsere Familie geschlagen, und wir haben Ware von geringem Wert mitgebracht; so gib uns das volle Maß und sei wohltätig gegen uns. Wahrlich, Gott belohnt die Wohltätigen.” (Quran 12:88)
Josef konnte es nicht ertragen, seine Familie in so einer Position zu sehen, auch wenn diese Männer es waren, die ihn verraten hatten. Er blickte auf seine Familie und konnte sein Geheimnis nicht länger für sich behalten, er sagte:
“Wisset ihr, was ihr Josef und seinem Bruder antatet, weil ihr töricht waret?” (Quran 12:89)
Die Brüder erkannten Josef sofort, doch nicht wegen seines Aussehens, denn sie hatten ihn bereits oft zuvor gesehen, aber wer konnte die wahre Geschichte von Josef kennen, außer Josef selbst.
“Ich bin Josef, und dies ist mein Bruder (Benjamin). Gott ist wahrlich gnädig gegen uns gewesen. Wahrlich, wer rechtschaffen und geduldig ist nimmermehr lässt Gott den Lohn derer, die Gutes tun, verlorengehen.” (Quran 12:90)
Die Brüder bekamen Angst, denn ihre vergangenen Taten waren schwere Sünden gewesen, und sie befanden sich nun in einer Position der Schwäche. Sie standen in Furcht vor dem obersten Minister Ägyptens, nicht mehr vor dem kleinen, hübschen Jungen mit Namen Josef. Durch seine Prüfungen und Versuchungen hatte Josef, wie sein Vater, Trost in der Ergebung zu dem Einen Gott gefunden. Er verstand Geduld und die Güte von Barmherzigkeit und Frömmigkeit, die in wahrer Geduld eingebettet sind. Er blickte auf seine Brüder hinab, die vor Furcht zitterten, und sagte: “Kein Tadel treffe euch heute. Möge Gott euch vergeben!” (Quran 12:91)
Josef machte sofort Pläne, um die Familie wieder zu vereinen. Er wies seine Brüder an, zu ihrem Vater zurückzukehren und ein altes Hemd Josefs über sein Gesicht zu legen. Dies, so sagte er, werde sein Augenlicht wieder herstellen. Augenblicklich wandte der alte Mann, der so weit entfernt war, sein Gesicht zum Himmel und schnupperte, in dem Glauben, er könnte Josef in der Luft riechen. Dies ist eines der Wunder, die Gott dem Propheten Josef ermöglich hat. Als die Brüder ankamen, warfen sie das Hemd über Jakobs Gesicht, und er erhielt sein Augenlicht zurück. Er rief aus: “Habe ich euch nicht gesagt: Ich weiß von Gott was ihr nicht wisset?” (Quran 12: 96)
Die Familie des Propheten Jakob sammelte ihre Habseligkeiten zusammen und reiste nach Ägypten. Jakob war begierig darauf, mit seinen Söhnen wieder vereint zu sein. Sie gingen geradewegs zu Josef und fanden ihn auf einem erhöhten Thron sitzend. Josef sprach mit seiner Familie, indem er sagte, betretet Ägypten, wenn Gott will, in Sicherheit.
Das 12.Kapitels des Qur´an begann mit dem kleinen Jungen Josef, der seinem geliebten Vater Jakob seinen Traum erzählte. Er sagte: “Ich sah (in meinem Traum) elf Sterne und die Sonne und den Mond, (und) ich sah sie vor mir niederfallen.” (Quran 12:4) Der Qur´an beendet die Geschichte von Josef auf die gleiche Weise, wie sie begann, mit der Deutung des Traumes. Die elf Sterne waren die Brüder, die Sonne sein Vater und der Mond war seine Mutter.
“Als sie dann vor Josef traten, nahm er seine Eltern bei sich auf und sprach: "Zieht in Ägypten in Sicherheit ein, wie Gott es will." Und er hob seine Eltern auf den Thron, und sie warfen sich vor ihm nieder. Und er sprach: "O mein Vater, dies ist die Deutung meines Traumes von damals. Mein Herr hat ihn wahrgemacht. Und Er hat mich gütig behandelt, als Er mich aus dem Kerker führte und euch aus der Wüste herbrachte, nachdem Satan zwischen mir und meinen Brüdern Zwietracht gestiftet hatte. Wahrlich, mein Herr ist Gütig, zu wem Er will; denn Er ist der Allwissende, der Allweise.” (Quran 12:98-100)
Das Wesentliche aus Josefs Geschichte ist Geduld angesichts Not und Leid zu bewahren. Josef ist jeder Prüfung mit Geduld und vollständigem Gottvertrauen begegnet. Sein Vater Jakob ertrug seinen Kummer und sein Elend mit Geduld und Ergebenheit. Alle die Kapitel des Qur´an wurden zu bestimmten Zeiten als Antwort auf bestimmte Situationen offenbart. Dieses Kapitel wurde dem Propheten Muhammad in einer Zeit großen Kummers offenbart. Tatsächlich ist das Jahr seiner Offenbarung als „Jahr des Kummers“ bekannt. Der Prophet Muhammad musste den Tod seiner geliebten ersten Frau Khadiǧa und seines Onkels Abu Talib verkraften. Beide hatten ihm viel Trost und Unterstützung gespendet. Gott riet dem Propheten Muhammad, dass der Weg vielleicht lang und schwierig sein würde, doch der ultimative Sieg gehört denen, die Gottes bewusst sind und Geduld haben. Die Geschichte von Josef ist für uns alle eine Lektion. Wahre Geduld, von den Gelehrten des Islam schöne Geduld genannt, ist ein Schlüssel zum Tor des Paradieses.