Suche
Khadija Watson (USA)
Under category :
GESCHICHTEN NEUER MUSLIME
2109
2013/03/12
2024/12/26
Professorin, Theologin, Missionarin, Pastorin, Predigerin, fundamen-talistische Christin.
... und trotzdem, vor sechs Jahren, nachdem ich in der christlichen Kirche aufgezogen wurde, (erst als römisch-katholische, dann als wiedergeborene, spirituelle Christin) und nachdem ich mein Diplom als Pfarrerin, einen Bachelor und einen Master in Theologie gemacht hatte, nahm ich den Islâm an. Was war es, das diese radikale Veränderung auslöste? Ich fing an, die christlichen Lehren in Frage zu stellen, als ich für meinen Master studierte.
Es gehörte zu meinen Angewohnheiten, die Bibel jedes Jahr einmal komplett zu lesen, zwölf Jahre lang. Ich tat das zusätzlich zu dem, was ich für meine Predigten, Vorlesungen und Studien las. Es war während dieser Lektüre, dass mir bestimmte Widersprüche auffielen. Zum Beispiel lehren die Christen die Erbsünde von Genesis 3, aber ihr wird in Ezekiel 18:1-22 widersprochen. Wenn diese grundlegende Doktrin nicht wahr ist, dann fällt das Gerüst der christlichen Lehre in sich zusammen. Ich sah diese Dinge, wenn ich las, stoppte das Lesen und grübelte über sie nach, aber ich hatte wegen meinem Studium nie die Zeit, sie näher zu erforschen. Während meines 8-jährigen Studiums lasen wir die Bibel Buch für Buch, Kapitel für Kapitel, Vers für Vers. Aber wir haben nie Quervergleiche gemacht, also wurden die Widersprüche nie angesprochen. Es war außerdem das erste Mal, dass wir die Geschichte der Kirche anhand gegenwärtiger Geschichte studierten, nicht aus der Bibel. An diesem Punkt begann ich, die christlichen Doktrinen anzuzweifeln, die es zur Zeit Jesus noch nicht gegeben hatte. Sie begann eher 325 Jahre später, angefangen bei der Doktrin der Dreifaltigkeit.
Das Wort „Dreifaltigkeit/Trinität“ gibt es in der Bibel nicht, in keiner Bibel auf der Welt, weder im griechischen Original noch in den hebräischen Sprachen [also den Sprachen, in denen die Bibel ursprünglich verfasst worden ist]. Diese Doktrin (der Dreifaltigkeit) wurde im ersten von vier Konzilen eingeführt, die das Christentum von heute geprägt haben, aber weil die Katholiken zu der Zeit sie nicht akzeptierten, musste sie 68 Jahre später auf dem zweiten Konzil von Nicäa wieder eingeführt werden. Von der Lehre der Inkarnation, durch die Jesus gleichzeitig Gott und Mensch sein konnte bis zu der Lehre der Versöhnung oder dem perfekten Opfer dauerte es mehr als 100 Jahre, um all diese Lehren zu entwickeln und zu formulieren.
Ich hatte immer die Sehnsucht in meinem Herzen, mehr über Gott zu wissen. Eines Tages ging ich zu meinem Professor und sagte: „Es muss mehr am Christentum dran sein, als wir lehren. Wir sagen den Menschen, dass sie ‚wiedergeboren‘ werden müssen (was soviel bedeutet wie, dass man eine persönliche Erklärung abgibt und Jesus Christus bittet, in dein Herz einzukehren und deine Sünden zu vergeben und dich zu einer neuen Person zu machen) oder du musst ‚vom heiligen Geist erfüllt‘ werden, um ‚wiedergeboren‘ zu sein. Wenn der heilige Geist in einen eindringt, erkennt man es daran, dass derjenige in fremden Zungen redet. (Ich habe beide dieser Erfahrungen erlebt, obwohl sie nicht von allen Christen oder Gemeinden als notwendig anerkannt werden.) Es gibt zwischen den verschiedenen Richtungen im Christentum viele Kämpfe und theologische Unterschiede. Einige Protestanten sehen Katholiken nicht mal als Christen an, weil sie zu Maria, der Mutter von Jesus beten und Heiligenverehrung haben. Baptisten haben nichts mit Nicht-Baptisten zu tun. Außerdem gibt es Methodisten, Wesleyaner, Presbyterianer, Kongressionelle und Tausende unabhängige Kirchen, die zu keiner Schule gehören. Sie unterscheiden sich alle in der Lehre und in der Interpretation der Bibel. Ich hatte das Gefühl, dass, wenn das, was wir lehrten, ursprünglich war, sollte es keine unterschiedlichen GlaubensgemeInschâften geben. Es sollte eine sichtbare Veränderung der Gesellschaft um uns herum geben. Stattdessen ist die Gesellschaft dekadent und in einem schlechteren Zustand als noch vor 50 Jahren! Die (so genannten) christlichen Länder sind unter den schlimmsten.“ Mein Professor war sprachlos und konnte mir keine Antworten geben.
Ich machte weiter und schloss 1993 mit meinem Master in Theologie ab. Einen Monat nach dem Abschluss, entschied ich mich, Deutsch zu studieren. Einer meiner Klassenkameraden war ein Arzt, der 6 Jahre in Dubai verbracht hatte. Wir wurden Freunde und ich bemerkte, dass er mich immer über das Alte Testament befragte. Ich hingegen fragte ihn immer über die Kultur im Mittleren Osten. (Ich war nie am Islâm interessiert, obwohl mein Schwerpunkt während des Studiums Missionarstätigkeit war. Wir hatten Vorlesungen über Islâm, Buddhismus, Hinduismus, Animismus und Katholizismus und außerdem einige Kulte. Mein Interesse lag auf Animismus, einer Stammesreligion.) Als wir zusammen waren, bemerkte ich, dass er anders war. Er wollte immer beten, aber auf christliche Art. Als wir draußen waren, gab er immer den Bettlern Geld. Er hatte zu diesem Zweck sogar eine Tüte mit Münzen in seinem Auto. Eines Tages sagte ich zu ihm, dass wenn ich ihn nicht besser kennen würde, ich sagen würde, er sei Muslim. Er gestand mir, dass er in Dubai zum Islâm übergetreten war, es aber seiner Familie nie gesagt hatte. Als er auf die Philippinen zurückkehrte, ließ er davon ab und betete und praktizierte nicht mehr. Seine Familie bestand aus hingebungsvollen Katholiken, er selbst dagegen war nicht mehr mit der katholischen Kirche verbunden, eher mit der protestantischen. Es war zu der Zeit, als ich eine Philippinin kennen lernte, die zum Islâm konvertiert war, während sie in Saudi Arabien arbeitete. Ich lebte zu der Zeit in Manila und obwohl es dort Muslime gibt, suchte ich nicht grade nach ihnen. Es war schon seltsam, dass ich gleich zwei muslimische Menschen in so kurzer Zeit traf. Ich wusste, dass Gott durch ganz gewöhnliche Umstände in mein Leben eingriff, ich sagte im Scherz: „Okay Gott, was willst du mir sagen?“
Ich fragte sie über den Islâm und das erste, was ich fragte, war, wie die Frauen behandelt werden. Es ist bekannt (wie wir im Westen es lernen und in den Medien hören), dass muslimische Frauen Bürger zweiter Klasse sind und ohne Rechte. Sie müssen sich in der Abâya/Purdah verstecken, weil ihr Mann nicht will, dass jemand sie sieht. Sie müssen im Haus bleiben und noch dazu hat der Ehemann das Recht, sie zu schlagen! Ich war erstaunt von ihrer Antwort. Sie sagte, dass Ehefrauen und Mütter im Islâm hoch respektiert sind. Sie erklärte mir, dass die Frauen sich bedecken, weil es ein Gebot Gottes ist, das die Frauen schützt. Sie erklärte außerdem, dass Missbrauch durch den Ehemann nicht Teil des Islâm ist. Ich war so sicher, dass das, was ich gelernt hatte, richtig war und ich war bereit, diesen armen, unterdrückten muslimischen Frauen all mein Mitgefühl zu schenken. Als ich nun die Wahrheit hörte, als ich mit der Täuschung konfrontiert wurde, die uns gelehrt wurde, fing ich an, weitere Fragen zu stellen: Wer ist Gott? Wer ist Muhammad für die Muslime? Zu der Zeit unterrichtete ich am College, so dass meine Fragen schon recht tief gingen. Sie sagte, dass sie selbst noch nicht lange Muslim war und obwohl sie selbst nicht alle diese Fragen beantworten konnte, wollte sie mich zu einem islâmischen Zentrum begleiten, wo man es konnte.
Als ich das hörte, betete ich: „Herr (zu der Zeit meinte ich damit Jesus), wenn dies von Satan oder Dämonen kommt (und das denken Christen ja über den Islâm), dann zeige es mir. Ich werde nicht ein einziges Mal hingehen.“ Letztendlich war ich nicht dabei, mich dem Einfluss von etwas Dämonischen hinzugeben. Ich fühlte kein Zögern, also ging ich mit ihr (allerdings eher vorsichtig). Ich war überrascht von der Art, wie sie mich behandelten. Ich lehrte evangelische Theologie. Ich weiß, dass es viele Strategien und Methoden gibt, die verwendet werden, wenn man jemanden dazu bringen will, der eigenen Religion zu folgen. Sie haben keine davon verwendet! Es gab keine psychologische Manipulation, keinen subtilen Einfluss, keine Beunruhigung, kein „wir kommen zu dir nach Hause und lesen mit dir Qurân“, wie die Christen Bibelstudien einsetzen und keine Telefonanrufe. Sie waren grade heraus und aufrichtig. Sie gaben mir einige Bücher und sagten, dass ich wiederkommen könne, falls ich Fragen hätte und sie sich freuen würden, sie mir zu beantworten. Ich ging nach Hause und las alle Bücher, die sie mir gegeben hatten.
Ich war fasziniert und überrascht. Dies war das erste Mal, dass ich wirklich ein Buch über den Islâm las, das von Muslimen geschrieben wurde. Alle Bücher, die ich je während meines achtjährigen Studiums über den Islâm gelesen habe, sind von Christen geschrieben worden. Diese Bücher zeigen, was sie über den Islâm denken. Aber was sie denken, was Islâm ist und was der Islâm wirklich ist, sind zwei ganz verschiedene Ansichten. Die Christen sind ehrlich, aber liegen wirklich falsch. Am nächsten Tag ging ich wieder hin und wir diskutierten 3 Stunden lang. Das ging so eine Woche lang. Am Ende dieser Woche hatte ich 12 Bücher gelesen und mehr als 15 Stunden in Diskussion verbracht. Ich hatte 8 Jahre lang christliche Theologie studiert. Am Ende der Woche wusste mein Verstand (Kopfwissen), dass der Islâm wahr ist. Habe ich da den Islâm angenommen? Nein, denn auch damals war ich kein Heuchler. Der Islâm war noch nicht in meinem Herzen.
Unter den ersten Fragen, die ich in dieser Woche gestellt hatte, war: Wer ist Allâh? Man hatte uns beigebracht, dass der Gott der Muslime ein heidnischer Gott wäre (irgendwas wie ein Hindugott, aber sein Name ist Allâh und zu diesem beten Muslime). Ich war überrascht herauszufinden, dass Allâh der Allwissende, der Allmächtige und Allgegenwärtige Gott ist. Er ist der Erschaffer, der Erhalter und Versorger. Dies passte sicher nicht zu meinen Studien über das Heidentum und mir wurde klar, „dies ist sicher kein heidnischer Gott.“ Es gibt weder geheime Rituale noch irgendwelche Mittler. Er ist der Eine und Einzige Gott, ohne Partner. Das steht der Trinität entgegen, wo Gott drei ist: Vater, Sohn (Jesus) und der Heilige Geist, alle gleichwertig und ewig. Wir würden unsere christlichen Freunde gerne fragen, wer Jesus war, als er am Kreuz sterben sollte und sagte "Eli, Eli, Lama Sabachtani? (Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?)“ (Mat 27:46) Hat er zu sich selbst gesprochen? Vielleicht sagen sie nun: „Nein, das war der menschliche Teil von Jesus (Lehre der Inkarnation, wo Jesus gleichzeitig Gott und Mensch ist).“ Ein Mensch erleidet menschliches Leid, können sie sagen. Aber wenn man das sagen würde, dann ist Jesus nicht das perfekte Opfer gewesen (Lehre der Versöhnung), denn laut der christlichen Lehre werden alle Menschen mit der Erbsünde geboren, also der Sünde, die seit Adam und Eva auf den Menschen lastet. Wenn er ohne diese Sünde geboren wäre, dann wäre er weniger Mensch und könnte nicht Versuchung und Leid verstehen.
Die zweite Frage, die ich stellte war: Wer ist Muhammad für die Muslime? Ich war überrascht zu erfahren, dass Muslime nicht zu Muhammad beten so wie die Christen zu Jesus . Der Prophet Muhammad ist kein Mittler. Muslime bitten Allâh am Ende des Gebets, ihn und seine Familie zu segnen genau wie sie Allâh bitten den Propheten Abraham und seine Familie zu segnen. Er kam mit derselben Botschaft, die alle Propheten brachten, darunter Jesus. Diese Botschaft ist, dem einen, wahrhaftigen Gott zu dienen - Allâh. Moses hat zum Volk Israel gesprochen: „Höre Israel! Der Herr unser Gott ist Ein Gott und ihr sollt den Herrn, euren Gott lieben aus ganzem Herzen, mit eurem Verstand, mit all eurer Kraft.“ (Dtn 6:4) Jesus hat die gleiche Botschaft überbracht: „Höre, O Israel, der Herr, euer Gott ist Ein Gott und ihr sollt den Herrn, euren Gott lieben aus ganzem Herzen, mit eurem Verstand und mit all eurer Kraft.“ (Mark 12:29, 30) Man beachte: Jesus sagte EIN Gott nicht drei in einem! Jesus selbst hat nie behauptet, der Sohn Gottes zu sein, was die Menschen ihm schließlich nachsagten. Er hat sich immer als Menschensohn gesehen.
Jeder Prophet kam mit derselben Botschaft, aber es gab eine Unterscheidung in der Überbringung der Botschaft. Die Botschaft von Moses wurde während der Plagen in Ägypten überbracht. Was Jesus Botschaft ausgezeichnet hat, war das Vertreiben von Dämonen und das Auferwecken von Toten durch die Macht Gottes. Das, was Muhammads Botschaft ausgezeichnet hat, ist, dass der Edle Qurân dem Propheten enthüllt wurde, der weder lesen noch schreiben konnte. Die Botschaften von Moses und Jesus wurden einem speziellen Volk gesendet; den Juden. In der Bibel werden die Worte „Höre O Israel, Höre O Israel“ immer wieder von den Propheten wiederholt, auch von Jesus. Der Edle Qurân wurde nicht einem bestimmten Volk gebracht, obwohl der Prophet Araber war und seine Sprache Arabisch. Allâh sagt im Edlen Qurân (mehr als 20mal), dass der Islâm der gesamten Menschheit gesendet wurde!
Die dritte Frage, die ich stellte, war: Wie lauten die Worte des Gebetes? Natürlich haben wir alle Bilder von Muslimen gesehen, die sich in Richtung Ka‘ba in Makka zum Gebet niederknien. Wir pflegten zu glauben, dass die Muslime glauben, dass der schwarze Kubus ihr Gott sei oder sie denken, dass Gott sich darin befindet. Dies zeigt wieder die Ignoranz, die viele der Nicht-Muslime und Christen im Besonderen haben, wenn es darum geht, den Islâm zu verstehen. Da Gebet und Heiligung für mich als Christin immer von höchster Bedeutung waren, war ich sehr interessiert, die Art und die Worte des Gebetes kennenzulernen.
Sie antworteten: „Der erste Ansatz zum Gebet ist Reinheit, körperliche und geistige. Allâh, der Erschaffer des Menschen, ist der Einzige, der das Recht hat zu sagen, wie wir im Gebet vor Ihm treten sollen.“ Früher, als Katholik, habe ich mich zum Gebet niedergekniet und machte das Kreuzzeichen. Später, als Protestant, haben wir unsere Hände hochgehoben, gesungen, geklatscht, gerufen, getanzt und geweint. In unserer Unwissenheit dachten wir, dass das der richtige Weg zu Gott ist. Er sagt uns im Edlen Qurân den genauen Weg, den wir zu Ihm nehmen sollen (5:6). Wir sollen unsere Hände, Gesichter und Unterarme waschen, über unsere Köpfe und Füße wischen. Wenn wir es so machen, werden die kleinen Sünden, die wir mit diesen Körperteilen verübt haben, fort gewaschen. Dann nehmen wir eine stehende Position ein, das Gesicht nach Makka (dem Fokus unseres Gebets) gewandt und wir heben die Hände und sagen „Allâhu akbar (Gott ist größer)“. Danach sagen wir die erste Sura des Edlen Qurân:
„Im Namen Allâhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. (Alles) Lob gehört Allâh, dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tag des Gerichts. Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. Leite uns den geraden Weg, den Weg derjenigen, denen Du Gunst erwiesen hast, nicht derjenigen, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden!“ (Sûra 1:1-7)
Dann heben wir unsere Hände zu den Schultern und sagen „Allâhu akbar“. Danach bücken wir uns und legen die Hände auf die Knie und sagen „Subhâna rabbiya l-‘Adhîm“ dreimal oder mehr. Wenn wir uns aufrichten, sagen wir: „Sami' Allâhu liman Hamida Rabbanâ wa laka l-Hamd.“ Und wieder „Allâhu akbar“. Nun wirft sich der Betende auf den Boden nieder und sagt dreimal oder mehr „Subhâna Rabbiya l-‘alâ“. Danach kommt er in eine sitzende Position auf den Füßen und bittet Allâh um Vergebung für seine Sünden („Rabbi-ghfirlî“ zweimal) und nimmt danach wieder die Position der Niederwerfung ein, in der er wieder dreimal wiederholt „Subhâna Rabbiya l-‘alâ“.
Ich war so verblüfft, die Worte dieses Gebets zu hören, dass ich rief: „Da ist nichts Verwerfliches an diesem Gebet! Es ist ein Gebet, um Gott zu preisen!“ Die Worte des Gebetes und die Ausführung sind durch die Anleitung Gottes gekommen, wie sie dem Propheten Muhammad durch den Engel Gabriel zuteil wurde. Das ist die Art, wie die Engel im Himmel vor Gottes Thron beten. Stellt euch das vor! Die Muslime sind die einzigen Menschen, die beten wie die Engel im Himmel beten! Dazu, wenn man das mal vergisst, sind die Muslime angewiesen, zu bestimmten Zeiten zu beten, die vom Lauf der Sonne bestimmt werden. Das heißt, dass mit der Rotation der Erde nur die Muslime vor dem höchsten und einzigen Gott - Allâh - rund um die Uhr, jederzeit beten.
Die letzte Frage, die ich hatte, ging um die Authentizität des Edlen Qurâns. Die Bibel besteht aus 66 Büchern (die katholische Fassung sogar mehr) und versammelt über 40 verschiedene Autoren. Für einige Bücher ist der Autor unbekannt oder nicht genannt, z. B. für das Buch Ruth des Alten Testaments und Hebräer im Neuen Testament. Obwohl Hebräer Paulus zugeschrieben wird, erscheint seine Signatur nirgendwo und in der Mitte des Buches ändert sich der Schreibstil. Natürlich weiß der durchschnittliche Christ das nicht und wenn man nicht gerade einen theologischen Abschluss macht, wird man das nicht einfach durch Lesen der Bibel herausfinden. In der Bibel gibt es außerdem zwei Sprachen: Hebräisch im Alten Testament und Griechisch im Neuen Testament.
Keine dieser Sprachen darf mit den Sprachen, die wir heute kennen verwechselt werden. Ich habe außerdem nie gehört, dass Jesus Griechisch gesprochen hat! Ich musste beide Sprachen im Rahmen meiner Kurse studieren. Ich war beeindruckt herauszufinden, dass der Edle Qurân nur einen Autor hat, bei dem es sich um Gott - Allâh - selbst handelt. Jede Sûra, bis auf eine, beginnt mit „Im Namen Allâhs, des Gnädigen, des Barmherzigen.“ Nicht wie in der Bibel, die im Alten Testament beginnt mit „Das Buch (von)…“ oder im Neuen Testament mit „Das Evangelium nach…“. Nebenbei, laut den Bibelwissenschaftlern sind Matthäus, Markus und Lukas keine Gefährten von Jesus gewesen. Sie waren Schüler von Peter und Paul. Markus hat das älteste Evangelium im Jahre 68 n. Chr. verfasst. Viele Gelehrte sind der Ansicht, dass Matthäus von Markus kopiert hat und dass Markus einige seiner Informationen von einer anderen Quelle hat, die nur Q genannt wird. Lukas gibt in beiden seiner Evangelien und dem Buch der Akte an, dass seine Angaben nur aus zweiter Hand sind. Das Johannes-Evangelium wurde ca. 100 n. Chr. geschrieben. Wie ich schon sagte, wenn man nicht grade Theologie studiert, wird man diese Dinge kaum herausfinden.
Etwas anderes, was mich beeindruckte ist die Tatsache, dass der Qurân in 1421 Jahren unverändert blieb! Was wir heute lesen, ist genau das, was dem Propheten Muhammad enthüllt wurde. Wenn man eine Übersetzung des Qurâns liest, findet man oft auch das arabische Original daneben. Man muss daran denken, eine Übersetzung ist keine Übertragung. (In jeder Sprache gibt es Unterschiede im Stil der Grammatik und Struktur, ebenso in den Redewendungen, die nie genau übersetzt werden können. Deshalb wird eine Übersetzung ergänzt mit der Bedeutung von dem, was gesagt wird und den genauen Worten, die verwendet werden. Darum wird jeder Muslim ermutigt, das Arabisch des Qurâns zu lernen.) Nicht nur werden die Gebete im Islâm in der Originalsprache gesprochen, sondern werden auch die Muslime der ganzen Welt durch eine gemeinsame Sprache verbunden. Beispielsweise könnte ein chinesischer Muslim, der nach Amerika kommt und kein Englisch spricht mit einem amerikanischen Muslim, der kein Chinesisch spricht kommunizieren, wenn sie das Arabisch des Qurâns benutzen würden.
Auch wenn ich in dieser Woche nicht gleich zum Islâm übertrat, fing ich an, islâmischen Unterricht zu nehmen. Wieder saß ich da und war überrascht über das, was ich da lernte. Alles, was ich während meines Studiums über den Islâm gelernt hatte, wurde in diesen Kursen widerlegt. Wir Christen wussten nicht, dass die Muslime an die Jungfrauengeburt von Jesus glauben. Wir dachten nicht einmal, dass sie überhaupt an Jesus glaubten. Aber wenn ein Muslim nicht an die Jungfrauengeburt Jesu‘ glaubt, dann ist er/sie kein Muslim. Ich war überrascht zu erfahren, dass Muslime glauben, Jesus sei in den Himmel gefahren und wird wiederkommen! Maria, die Mutter von Jesus, hat im Qurân ein ganzes Kapitel, das nach ihr benannt ist. Dennoch beten die Muslime nicht zu ihr, wie es die Katholiken tun. Die katholischen und die evangelischen Bibeln haben nur einen kleinen Abschnitt, der ihr gewidmet ist: „The Magnificent“. Sûra Maryam ist der Name des Kapitels im Qurân, das nach ihr benannt ist, der Mutter von Jesus .
Nach diesen Kursen ging ich gewöhnlich nach Hause, um zu meditieren. Dabei verarbeitete ich, was ich gelernt hatte. Das Christentum hatte eine Menge Fragen in mir hervorgebracht, der Islâm beantwortete sie nun. Jeden Tag besuchte ich die Kurse und jeden Abend las ich in der Bibel und jede Nacht betete ich: „Gott, zeige mir, ob der Islâm wahr ist.“ Irgendwann hatte ich aufgehört zu sagen Jesus, zu sagen Heiliger Geist, zu sagen „Vater“. Ich sage einfach Gott (wer immer du bist), zeig mir, ob das wahr ist. Wenn man den allmächtigen Gott bittet, einem die Wahrheit zu zeigen, wird Er einem einen Streich spielen? Es ist nicht leicht, seine Religion zu ändern. Ich wollte meine Erlösung nicht verlieren, aber was, wenn es da gar nichts zu verlieren gab? Eines Abends, ungefähr zwei Monate nachdem ich zum ersten Mal zum islâmischen Zentrum gegangen war, betete ich dieses Gebet, wie ich es nun tat und ging zu Bett. Irgendwo zwischen Wachsein und Schlafen fühlte ich, wie etwas in mein Herz eindrang. Plötzlich war ich bei vollem Bewusstsein, saß im Bett und sagte laut: „Allâh, ich glaube, das du der eine und einzige Gott bist.“ Dies war das erste Mal, dass ich das Wort Allâh benutzte. Obwohl ich hörte, wie andere es sagten, hatte ich es selbst bis zu diesem Moment nie gesagt. Nachdem ich es gesagt hatte, kam sofort Friede über mich, der mich Al-Hamdu li-llâh seit diesem Tag nie mehr verlassen hat.
Meine Entscheidung ist nicht ohne Auswirkungen geblieben. Die Christen, die die Liebe Jesu‘ erklären und die so schnell dabei sind, andere anzuklagen, sie würden Menschen, die zum Christentum konvertiert sind, verfolgen, waren die Ersten, die an mir Verfolgung verübten. Natürlich war das erste, was ich verlor, mein Job. Ich konnte nicht länger in den christlichen Instituten lehren. Man kann zwar als Christ über den Islâm unterrichten, aber man kann nicht als Muslim über das Christentum unterrichten. Ich war bereits seit sieben Jahren verwitwet, als ich den Islâm annahm. Das heißt, ich war für mich selbst verantwortlich. Zudem hatte ich immer noch drei meiner neun Kinder, für die ich die Verantwortung trug.
Das nächste, was kam, war, dass die Familie meines Mannes mich verleugnete. Mein Mann kam aus einer prominenten Familie. Sein Großvater wurde in den Geschichtsbüchern als Held erwähnt und sein Vater war eine Zeit lang Gouverneur gewesen. Obwohl sie alle drei tot waren, hatte ich noch enge Verbindung zu seiner Familie, so eng, dass sie mir näher waren, als meine eigene Familie. Nachdem ich Muslim geworden war, wurde mir (durch die Blume) gesagt, dass ich nicht länger Teil der Familie war und nicht mehr an Familientreffen teilnehmen durfte. Einige Mitglieder der Familie sind noch immer in der Politik und es ist sicher kein Vorteil, einen Muslim in der Familie zu haben. Das hat mich sehr verletzt; seit vielen Jahren hatte ich ein enges Verhältnis zu ihnen. Es ging dabei nicht darum, dass ich Christin war, sondern dass ich Teil der Familie war. Als mein Mann starb, war es seine Familie, die mir half, die Kinder großzuziehen, nur damit sie sich jetzt abwandten. Ich weinte drei Tage lang, aber immer wenn ich Salâ (das Pflichtgebet) machte, hatte ich die Gewissheit, dass die Entscheidung richtig war.
Meine eigenen Kinder waren die Quelle für weiteren Streit. Zu der Zeit waren alle meine Kinder, bis auf einen Sohn, der bei mir war, in den USA. Als ich ins islâmische Zentrum ging, erzählte ich ihnen in Briefen, was ich lernte. Nachdem ich den Islâm angenommen hatte, schrieb meine älteste Tochter (die zufällig in der Zentrale der Kirche, der ich 18 Jahre lang angehört hatte, arbeitete) einen Brief und sagte: „Weißt du nicht, dass der Islâm eine der satanischsten Religionen ist?“ Ich sandte ihr einige Hefte zurück und sie schrieb: „Versuche nicht, mich zu bekehren!“ Ich erklärte ihr, dass es uns von Allâh verboten sei, andere zu zwingen, sich zum Islâm zu bekennen, dass ich stattdessen dachte, sie wollte sie lesen, um zu sehen, was ich nun glaubte.
Wenn Eltern mit einem ihrer eigenen Kinder Schwierigkeiten durchmachen, dann treffen sie sich oft mit engen Verwandten (Großmutter, Tante, Cousin,…), die vielleicht Einfluss auf die Situation nehmen können. Also fand ich später heraus, dass meine Kinder so ein Treffen wegen mir hatten! Mutter ist das Problem und der Islâm der Angeklagte! Wie in den meisten großen Familien gibt es eine Trennung zwischen den Gruppen von Kindern. Die drei Ältesten sind die Chefs, die drei Mittleren sind die Kämpfer und die Jüngeren haben nichts zu sagen. Als die ganze Diskussion voll im Gange war, waren die drei Ältesten vehement gegen die ganze Situation, die Mittleren sagten: „Sie ist unsere Mutter und es ist ihre Entscheidung. Sie zwingt uns nichts auf. Wir wollen weiterhin ein enges Verhältnis mit ihr und wir wollen auch, dass sie ein enges Verhältnis zu ihren Enkeln hat.“ Als ich schließlich in die Staaten zurückkehrte, wollten die Älteren streiten und hatten eine Mauer gebaut, die jede Diskussion verhinderte. Auf der anderen Seite waren die Mittleren offen und voller Fragen. Unsere Konversationen waren wirklich bedeutungsvoll - das fand im Rahmen ganz natürlicher Konversation statt. Eine Tochter machte sogar die Bemerkung, dass ich als Muslimin netter sei als Christin! Das hat mich überrascht, denn als Christin hatte ich immer versucht, zu leben, was ich glaubte.
Wenn ich in den Staaten bin, trage ich immer noch Abâya und Hidschâb. Dieselbe Tochter hat eine weitere überraschende Bemerkung gemacht. Sie sagte, sie könnte sofort sagen, wenn ein muslimischer Mann mich ansieht. Ich war neugierig, wie sie zu diesem Schluss kommt, da ich selbst keine Männer anschaue und die meisten muslimischen Männer in den Staaten sich nicht durch Kleidung zu erkennen geben (die meisten tragen nicht mal Bart). Also fragte ich sie, wie sie das sagen kann. Sie erzählte mir: „Wenn sie dich ansehen, ist es anders. Sie sehen dich mit Respekt an.“ Nach sechs Jahren haben die Älteren schließlich akzeptiert, dass ich eine Muslimin bin und mit Gottes Willen auch nie wieder zum Christentum zurückkehre. Sie akzeptieren, nicht gut heißen. Die andern sagten, dass sie den Islâm als Lebenseinstellung sehen, nicht wie das Christentum, wo man zur Kirche geht, dann wieder weggeht und macht, was man will. Mit anderen Worten es erfordert, seinen Lebensstil zu ändern.
Mein Sohn, der bei mir gelebt hat, als ich den Islâm annahm, war an Religion (Christentum oder Islâm) überhaupt nicht interessiert zu der Zeit. Er war 18 und Religion war nicht in seinem Lebensstil vertreten. Einige Zeit nachdem ich meine Stelle als Dozentin verloren hatte, wurde ich gebeten eine Frauenabteilung im islâmischen Zentrum aufzubauen und zu leiten. Jede Woche brachte ich Bücher mit nach Hause und legte sie ordentlich auf den Esstisch und am nächsten Tag waren sie immer noch da. Von Zeit zu Zeit änderte ich sie und hoffte, dass er sie lesen würde und mir einige Fragen stellen. Das hat er nie getan. Mehrmals im Jahr habe ich ein paar Brüder aus dem islâmischen Zentrum eingeladen, damit sie mit ihm sprachen. Er war immer höflich, aber nicht interessiert. Eines Tages sprach jemand mit ihm und da war der Geist der Überzeugung auf seinem Gesicht zu sehen. Er fragte mich: „Warum hast du mir das nicht erzählt?“ Ich war fassungslos und erwähnte, dass ich die Bücher da gelassen hatte in der Hoffnung, er würde sie lesen und mir Fragen stellen. Dann erzählte er mir, dass er, wenn ich das Haus verlassen hatte, mit seinen Freunden die Bücher las und sie dann wieder zurücklegte! Ich hatte auch einen ‘Adhân- (Gebetsruf-) wecker zuhause und er sagte, dass, wenn ich außer Haus war, er ihn immer und immer wieder abgespielt hatte! Sein Name ist jetzt Omar. Er hat seinen alten Lebensstil und die alten Freunde aufgegeben und arbeitet auch in Saudi Arabien.
Er ist erfolgreicher als ich, wenn es darum geht, mit seinen älteren Schwestern über den Islâm zu reden. Bisher ist noch niemand sonst in der Familie zum Islâm übergetreten, aber wir machen weiter Du‘â (Bittgebete) für sie. Inschâ‘ Allâh werde ich lange genug leben, um zu sehen, wie wenigstens einige meiner Kinder und Enkel Muslime werden. Ich habe nie bereut, Muslimin geworden zu sein und bete zu Allâh, dass er mir den Iman (Glauben) der Sahâba (der Gefährten des Propheten ) gibt.
Sag: „Gewiss, mich hat mein Herr zu einem geraden Weg geleitet, einer richtigen Religion, dem Glaubensbekenntnis Ibrahims, als Anhänger des rechten Glaubens, und er war keiner der Götzendiener. Sag: Gewiss, mein Gebet und mein (Schlacht)opfer, mein Leben und mein Sterben gehören Allâh, dem Herrn der Weltenbewohner. Er hat keinen Teilhaber. Dies ist mir befohlen worden, und ich bin der erste der (Ihm) Ergebenen.“ (Sûra 6:161-163)
Es gehörte zu meinen Angewohnheiten, die Bibel jedes Jahr einmal komplett zu lesen, zwölf Jahre lang. Ich tat das zusätzlich zu dem, was ich für meine Predigten, Vorlesungen und Studien las. Es war während dieser Lektüre, dass mir bestimmte Widersprüche auffielen. Zum Beispiel lehren die Christen die Erbsünde von Genesis 3, aber ihr wird in Ezekiel 18:1-22 widersprochen. Wenn diese grundlegende Doktrin nicht wahr ist, dann fällt das Gerüst der christlichen Lehre in sich zusammen. Ich sah diese Dinge, wenn ich las, stoppte das Lesen und grübelte über sie nach, aber ich hatte wegen meinem Studium nie die Zeit, sie näher zu erforschen. Während meines 8-jährigen Studiums lasen wir die Bibel Buch für Buch, Kapitel für Kapitel, Vers für Vers. Aber wir haben nie Quervergleiche gemacht, also wurden die Widersprüche nie angesprochen. Es war außerdem das erste Mal, dass wir die Geschichte der Kirche anhand gegenwärtiger Geschichte studierten, nicht aus der Bibel. An diesem Punkt begann ich, die christlichen Doktrinen anzuzweifeln, die es zur Zeit Jesus noch nicht gegeben hatte. Sie begann eher 325 Jahre später, angefangen bei der Doktrin der Dreifaltigkeit.
Das Wort „Dreifaltigkeit/Trinität“ gibt es in der Bibel nicht, in keiner Bibel auf der Welt, weder im griechischen Original noch in den hebräischen Sprachen [also den Sprachen, in denen die Bibel ursprünglich verfasst worden ist]. Diese Doktrin (der Dreifaltigkeit) wurde im ersten von vier Konzilen eingeführt, die das Christentum von heute geprägt haben, aber weil die Katholiken zu der Zeit sie nicht akzeptierten, musste sie 68 Jahre später auf dem zweiten Konzil von Nicäa wieder eingeführt werden. Von der Lehre der Inkarnation, durch die Jesus gleichzeitig Gott und Mensch sein konnte bis zu der Lehre der Versöhnung oder dem perfekten Opfer dauerte es mehr als 100 Jahre, um all diese Lehren zu entwickeln und zu formulieren.
Ich hatte immer die Sehnsucht in meinem Herzen, mehr über Gott zu wissen. Eines Tages ging ich zu meinem Professor und sagte: „Es muss mehr am Christentum dran sein, als wir lehren. Wir sagen den Menschen, dass sie ‚wiedergeboren‘ werden müssen (was soviel bedeutet wie, dass man eine persönliche Erklärung abgibt und Jesus Christus bittet, in dein Herz einzukehren und deine Sünden zu vergeben und dich zu einer neuen Person zu machen) oder du musst ‚vom heiligen Geist erfüllt‘ werden, um ‚wiedergeboren‘ zu sein. Wenn der heilige Geist in einen eindringt, erkennt man es daran, dass derjenige in fremden Zungen redet. (Ich habe beide dieser Erfahrungen erlebt, obwohl sie nicht von allen Christen oder Gemeinden als notwendig anerkannt werden.) Es gibt zwischen den verschiedenen Richtungen im Christentum viele Kämpfe und theologische Unterschiede. Einige Protestanten sehen Katholiken nicht mal als Christen an, weil sie zu Maria, der Mutter von Jesus beten und Heiligenverehrung haben. Baptisten haben nichts mit Nicht-Baptisten zu tun. Außerdem gibt es Methodisten, Wesleyaner, Presbyterianer, Kongressionelle und Tausende unabhängige Kirchen, die zu keiner Schule gehören. Sie unterscheiden sich alle in der Lehre und in der Interpretation der Bibel. Ich hatte das Gefühl, dass, wenn das, was wir lehrten, ursprünglich war, sollte es keine unterschiedlichen GlaubensgemeInschâften geben. Es sollte eine sichtbare Veränderung der Gesellschaft um uns herum geben. Stattdessen ist die Gesellschaft dekadent und in einem schlechteren Zustand als noch vor 50 Jahren! Die (so genannten) christlichen Länder sind unter den schlimmsten.“ Mein Professor war sprachlos und konnte mir keine Antworten geben.
Ich machte weiter und schloss 1993 mit meinem Master in Theologie ab. Einen Monat nach dem Abschluss, entschied ich mich, Deutsch zu studieren. Einer meiner Klassenkameraden war ein Arzt, der 6 Jahre in Dubai verbracht hatte. Wir wurden Freunde und ich bemerkte, dass er mich immer über das Alte Testament befragte. Ich hingegen fragte ihn immer über die Kultur im Mittleren Osten. (Ich war nie am Islâm interessiert, obwohl mein Schwerpunkt während des Studiums Missionarstätigkeit war. Wir hatten Vorlesungen über Islâm, Buddhismus, Hinduismus, Animismus und Katholizismus und außerdem einige Kulte. Mein Interesse lag auf Animismus, einer Stammesreligion.) Als wir zusammen waren, bemerkte ich, dass er anders war. Er wollte immer beten, aber auf christliche Art. Als wir draußen waren, gab er immer den Bettlern Geld. Er hatte zu diesem Zweck sogar eine Tüte mit Münzen in seinem Auto. Eines Tages sagte ich zu ihm, dass wenn ich ihn nicht besser kennen würde, ich sagen würde, er sei Muslim. Er gestand mir, dass er in Dubai zum Islâm übergetreten war, es aber seiner Familie nie gesagt hatte. Als er auf die Philippinen zurückkehrte, ließ er davon ab und betete und praktizierte nicht mehr. Seine Familie bestand aus hingebungsvollen Katholiken, er selbst dagegen war nicht mehr mit der katholischen Kirche verbunden, eher mit der protestantischen. Es war zu der Zeit, als ich eine Philippinin kennen lernte, die zum Islâm konvertiert war, während sie in Saudi Arabien arbeitete. Ich lebte zu der Zeit in Manila und obwohl es dort Muslime gibt, suchte ich nicht grade nach ihnen. Es war schon seltsam, dass ich gleich zwei muslimische Menschen in so kurzer Zeit traf. Ich wusste, dass Gott durch ganz gewöhnliche Umstände in mein Leben eingriff, ich sagte im Scherz: „Okay Gott, was willst du mir sagen?“
Ich fragte sie über den Islâm und das erste, was ich fragte, war, wie die Frauen behandelt werden. Es ist bekannt (wie wir im Westen es lernen und in den Medien hören), dass muslimische Frauen Bürger zweiter Klasse sind und ohne Rechte. Sie müssen sich in der Abâya/Purdah verstecken, weil ihr Mann nicht will, dass jemand sie sieht. Sie müssen im Haus bleiben und noch dazu hat der Ehemann das Recht, sie zu schlagen! Ich war erstaunt von ihrer Antwort. Sie sagte, dass Ehefrauen und Mütter im Islâm hoch respektiert sind. Sie erklärte mir, dass die Frauen sich bedecken, weil es ein Gebot Gottes ist, das die Frauen schützt. Sie erklärte außerdem, dass Missbrauch durch den Ehemann nicht Teil des Islâm ist. Ich war so sicher, dass das, was ich gelernt hatte, richtig war und ich war bereit, diesen armen, unterdrückten muslimischen Frauen all mein Mitgefühl zu schenken. Als ich nun die Wahrheit hörte, als ich mit der Täuschung konfrontiert wurde, die uns gelehrt wurde, fing ich an, weitere Fragen zu stellen: Wer ist Gott? Wer ist Muhammad für die Muslime? Zu der Zeit unterrichtete ich am College, so dass meine Fragen schon recht tief gingen. Sie sagte, dass sie selbst noch nicht lange Muslim war und obwohl sie selbst nicht alle diese Fragen beantworten konnte, wollte sie mich zu einem islâmischen Zentrum begleiten, wo man es konnte.
Als ich das hörte, betete ich: „Herr (zu der Zeit meinte ich damit Jesus), wenn dies von Satan oder Dämonen kommt (und das denken Christen ja über den Islâm), dann zeige es mir. Ich werde nicht ein einziges Mal hingehen.“ Letztendlich war ich nicht dabei, mich dem Einfluss von etwas Dämonischen hinzugeben. Ich fühlte kein Zögern, also ging ich mit ihr (allerdings eher vorsichtig). Ich war überrascht von der Art, wie sie mich behandelten. Ich lehrte evangelische Theologie. Ich weiß, dass es viele Strategien und Methoden gibt, die verwendet werden, wenn man jemanden dazu bringen will, der eigenen Religion zu folgen. Sie haben keine davon verwendet! Es gab keine psychologische Manipulation, keinen subtilen Einfluss, keine Beunruhigung, kein „wir kommen zu dir nach Hause und lesen mit dir Qurân“, wie die Christen Bibelstudien einsetzen und keine Telefonanrufe. Sie waren grade heraus und aufrichtig. Sie gaben mir einige Bücher und sagten, dass ich wiederkommen könne, falls ich Fragen hätte und sie sich freuen würden, sie mir zu beantworten. Ich ging nach Hause und las alle Bücher, die sie mir gegeben hatten.
Ich war fasziniert und überrascht. Dies war das erste Mal, dass ich wirklich ein Buch über den Islâm las, das von Muslimen geschrieben wurde. Alle Bücher, die ich je während meines achtjährigen Studiums über den Islâm gelesen habe, sind von Christen geschrieben worden. Diese Bücher zeigen, was sie über den Islâm denken. Aber was sie denken, was Islâm ist und was der Islâm wirklich ist, sind zwei ganz verschiedene Ansichten. Die Christen sind ehrlich, aber liegen wirklich falsch. Am nächsten Tag ging ich wieder hin und wir diskutierten 3 Stunden lang. Das ging so eine Woche lang. Am Ende dieser Woche hatte ich 12 Bücher gelesen und mehr als 15 Stunden in Diskussion verbracht. Ich hatte 8 Jahre lang christliche Theologie studiert. Am Ende der Woche wusste mein Verstand (Kopfwissen), dass der Islâm wahr ist. Habe ich da den Islâm angenommen? Nein, denn auch damals war ich kein Heuchler. Der Islâm war noch nicht in meinem Herzen.
Unter den ersten Fragen, die ich in dieser Woche gestellt hatte, war: Wer ist Allâh? Man hatte uns beigebracht, dass der Gott der Muslime ein heidnischer Gott wäre (irgendwas wie ein Hindugott, aber sein Name ist Allâh und zu diesem beten Muslime). Ich war überrascht herauszufinden, dass Allâh der Allwissende, der Allmächtige und Allgegenwärtige Gott ist. Er ist der Erschaffer, der Erhalter und Versorger. Dies passte sicher nicht zu meinen Studien über das Heidentum und mir wurde klar, „dies ist sicher kein heidnischer Gott.“ Es gibt weder geheime Rituale noch irgendwelche Mittler. Er ist der Eine und Einzige Gott, ohne Partner. Das steht der Trinität entgegen, wo Gott drei ist: Vater, Sohn (Jesus) und der Heilige Geist, alle gleichwertig und ewig. Wir würden unsere christlichen Freunde gerne fragen, wer Jesus war, als er am Kreuz sterben sollte und sagte "Eli, Eli, Lama Sabachtani? (Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?)“ (Mat 27:46) Hat er zu sich selbst gesprochen? Vielleicht sagen sie nun: „Nein, das war der menschliche Teil von Jesus (Lehre der Inkarnation, wo Jesus gleichzeitig Gott und Mensch ist).“ Ein Mensch erleidet menschliches Leid, können sie sagen. Aber wenn man das sagen würde, dann ist Jesus nicht das perfekte Opfer gewesen (Lehre der Versöhnung), denn laut der christlichen Lehre werden alle Menschen mit der Erbsünde geboren, also der Sünde, die seit Adam und Eva auf den Menschen lastet. Wenn er ohne diese Sünde geboren wäre, dann wäre er weniger Mensch und könnte nicht Versuchung und Leid verstehen.
Die zweite Frage, die ich stellte war: Wer ist Muhammad für die Muslime? Ich war überrascht zu erfahren, dass Muslime nicht zu Muhammad beten so wie die Christen zu Jesus . Der Prophet Muhammad ist kein Mittler. Muslime bitten Allâh am Ende des Gebets, ihn und seine Familie zu segnen genau wie sie Allâh bitten den Propheten Abraham und seine Familie zu segnen. Er kam mit derselben Botschaft, die alle Propheten brachten, darunter Jesus. Diese Botschaft ist, dem einen, wahrhaftigen Gott zu dienen - Allâh. Moses hat zum Volk Israel gesprochen: „Höre Israel! Der Herr unser Gott ist Ein Gott und ihr sollt den Herrn, euren Gott lieben aus ganzem Herzen, mit eurem Verstand, mit all eurer Kraft.“ (Dtn 6:4) Jesus hat die gleiche Botschaft überbracht: „Höre, O Israel, der Herr, euer Gott ist Ein Gott und ihr sollt den Herrn, euren Gott lieben aus ganzem Herzen, mit eurem Verstand und mit all eurer Kraft.“ (Mark 12:29, 30) Man beachte: Jesus sagte EIN Gott nicht drei in einem! Jesus selbst hat nie behauptet, der Sohn Gottes zu sein, was die Menschen ihm schließlich nachsagten. Er hat sich immer als Menschensohn gesehen.
Jeder Prophet kam mit derselben Botschaft, aber es gab eine Unterscheidung in der Überbringung der Botschaft. Die Botschaft von Moses wurde während der Plagen in Ägypten überbracht. Was Jesus Botschaft ausgezeichnet hat, war das Vertreiben von Dämonen und das Auferwecken von Toten durch die Macht Gottes. Das, was Muhammads Botschaft ausgezeichnet hat, ist, dass der Edle Qurân dem Propheten enthüllt wurde, der weder lesen noch schreiben konnte. Die Botschaften von Moses und Jesus wurden einem speziellen Volk gesendet; den Juden. In der Bibel werden die Worte „Höre O Israel, Höre O Israel“ immer wieder von den Propheten wiederholt, auch von Jesus. Der Edle Qurân wurde nicht einem bestimmten Volk gebracht, obwohl der Prophet Araber war und seine Sprache Arabisch. Allâh sagt im Edlen Qurân (mehr als 20mal), dass der Islâm der gesamten Menschheit gesendet wurde!
Die dritte Frage, die ich stellte, war: Wie lauten die Worte des Gebetes? Natürlich haben wir alle Bilder von Muslimen gesehen, die sich in Richtung Ka‘ba in Makka zum Gebet niederknien. Wir pflegten zu glauben, dass die Muslime glauben, dass der schwarze Kubus ihr Gott sei oder sie denken, dass Gott sich darin befindet. Dies zeigt wieder die Ignoranz, die viele der Nicht-Muslime und Christen im Besonderen haben, wenn es darum geht, den Islâm zu verstehen. Da Gebet und Heiligung für mich als Christin immer von höchster Bedeutung waren, war ich sehr interessiert, die Art und die Worte des Gebetes kennenzulernen.
Sie antworteten: „Der erste Ansatz zum Gebet ist Reinheit, körperliche und geistige. Allâh, der Erschaffer des Menschen, ist der Einzige, der das Recht hat zu sagen, wie wir im Gebet vor Ihm treten sollen.“ Früher, als Katholik, habe ich mich zum Gebet niedergekniet und machte das Kreuzzeichen. Später, als Protestant, haben wir unsere Hände hochgehoben, gesungen, geklatscht, gerufen, getanzt und geweint. In unserer Unwissenheit dachten wir, dass das der richtige Weg zu Gott ist. Er sagt uns im Edlen Qurân den genauen Weg, den wir zu Ihm nehmen sollen (5:6). Wir sollen unsere Hände, Gesichter und Unterarme waschen, über unsere Köpfe und Füße wischen. Wenn wir es so machen, werden die kleinen Sünden, die wir mit diesen Körperteilen verübt haben, fort gewaschen. Dann nehmen wir eine stehende Position ein, das Gesicht nach Makka (dem Fokus unseres Gebets) gewandt und wir heben die Hände und sagen „Allâhu akbar (Gott ist größer)“. Danach sagen wir die erste Sura des Edlen Qurân:
„Im Namen Allâhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. (Alles) Lob gehört Allâh, dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tag des Gerichts. Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. Leite uns den geraden Weg, den Weg derjenigen, denen Du Gunst erwiesen hast, nicht derjenigen, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden!“ (Sûra 1:1-7)
Dann heben wir unsere Hände zu den Schultern und sagen „Allâhu akbar“. Danach bücken wir uns und legen die Hände auf die Knie und sagen „Subhâna rabbiya l-‘Adhîm“ dreimal oder mehr. Wenn wir uns aufrichten, sagen wir: „Sami' Allâhu liman Hamida Rabbanâ wa laka l-Hamd.“ Und wieder „Allâhu akbar“. Nun wirft sich der Betende auf den Boden nieder und sagt dreimal oder mehr „Subhâna Rabbiya l-‘alâ“. Danach kommt er in eine sitzende Position auf den Füßen und bittet Allâh um Vergebung für seine Sünden („Rabbi-ghfirlî“ zweimal) und nimmt danach wieder die Position der Niederwerfung ein, in der er wieder dreimal wiederholt „Subhâna Rabbiya l-‘alâ“.
Ich war so verblüfft, die Worte dieses Gebets zu hören, dass ich rief: „Da ist nichts Verwerfliches an diesem Gebet! Es ist ein Gebet, um Gott zu preisen!“ Die Worte des Gebetes und die Ausführung sind durch die Anleitung Gottes gekommen, wie sie dem Propheten Muhammad durch den Engel Gabriel zuteil wurde. Das ist die Art, wie die Engel im Himmel vor Gottes Thron beten. Stellt euch das vor! Die Muslime sind die einzigen Menschen, die beten wie die Engel im Himmel beten! Dazu, wenn man das mal vergisst, sind die Muslime angewiesen, zu bestimmten Zeiten zu beten, die vom Lauf der Sonne bestimmt werden. Das heißt, dass mit der Rotation der Erde nur die Muslime vor dem höchsten und einzigen Gott - Allâh - rund um die Uhr, jederzeit beten.
Die letzte Frage, die ich hatte, ging um die Authentizität des Edlen Qurâns. Die Bibel besteht aus 66 Büchern (die katholische Fassung sogar mehr) und versammelt über 40 verschiedene Autoren. Für einige Bücher ist der Autor unbekannt oder nicht genannt, z. B. für das Buch Ruth des Alten Testaments und Hebräer im Neuen Testament. Obwohl Hebräer Paulus zugeschrieben wird, erscheint seine Signatur nirgendwo und in der Mitte des Buches ändert sich der Schreibstil. Natürlich weiß der durchschnittliche Christ das nicht und wenn man nicht gerade einen theologischen Abschluss macht, wird man das nicht einfach durch Lesen der Bibel herausfinden. In der Bibel gibt es außerdem zwei Sprachen: Hebräisch im Alten Testament und Griechisch im Neuen Testament.
Keine dieser Sprachen darf mit den Sprachen, die wir heute kennen verwechselt werden. Ich habe außerdem nie gehört, dass Jesus Griechisch gesprochen hat! Ich musste beide Sprachen im Rahmen meiner Kurse studieren. Ich war beeindruckt herauszufinden, dass der Edle Qurân nur einen Autor hat, bei dem es sich um Gott - Allâh - selbst handelt. Jede Sûra, bis auf eine, beginnt mit „Im Namen Allâhs, des Gnädigen, des Barmherzigen.“ Nicht wie in der Bibel, die im Alten Testament beginnt mit „Das Buch (von)…“ oder im Neuen Testament mit „Das Evangelium nach…“. Nebenbei, laut den Bibelwissenschaftlern sind Matthäus, Markus und Lukas keine Gefährten von Jesus gewesen. Sie waren Schüler von Peter und Paul. Markus hat das älteste Evangelium im Jahre 68 n. Chr. verfasst. Viele Gelehrte sind der Ansicht, dass Matthäus von Markus kopiert hat und dass Markus einige seiner Informationen von einer anderen Quelle hat, die nur Q genannt wird. Lukas gibt in beiden seiner Evangelien und dem Buch der Akte an, dass seine Angaben nur aus zweiter Hand sind. Das Johannes-Evangelium wurde ca. 100 n. Chr. geschrieben. Wie ich schon sagte, wenn man nicht grade Theologie studiert, wird man diese Dinge kaum herausfinden.
Etwas anderes, was mich beeindruckte ist die Tatsache, dass der Qurân in 1421 Jahren unverändert blieb! Was wir heute lesen, ist genau das, was dem Propheten Muhammad enthüllt wurde. Wenn man eine Übersetzung des Qurâns liest, findet man oft auch das arabische Original daneben. Man muss daran denken, eine Übersetzung ist keine Übertragung. (In jeder Sprache gibt es Unterschiede im Stil der Grammatik und Struktur, ebenso in den Redewendungen, die nie genau übersetzt werden können. Deshalb wird eine Übersetzung ergänzt mit der Bedeutung von dem, was gesagt wird und den genauen Worten, die verwendet werden. Darum wird jeder Muslim ermutigt, das Arabisch des Qurâns zu lernen.) Nicht nur werden die Gebete im Islâm in der Originalsprache gesprochen, sondern werden auch die Muslime der ganzen Welt durch eine gemeinsame Sprache verbunden. Beispielsweise könnte ein chinesischer Muslim, der nach Amerika kommt und kein Englisch spricht mit einem amerikanischen Muslim, der kein Chinesisch spricht kommunizieren, wenn sie das Arabisch des Qurâns benutzen würden.
Auch wenn ich in dieser Woche nicht gleich zum Islâm übertrat, fing ich an, islâmischen Unterricht zu nehmen. Wieder saß ich da und war überrascht über das, was ich da lernte. Alles, was ich während meines Studiums über den Islâm gelernt hatte, wurde in diesen Kursen widerlegt. Wir Christen wussten nicht, dass die Muslime an die Jungfrauengeburt von Jesus glauben. Wir dachten nicht einmal, dass sie überhaupt an Jesus glaubten. Aber wenn ein Muslim nicht an die Jungfrauengeburt Jesu‘ glaubt, dann ist er/sie kein Muslim. Ich war überrascht zu erfahren, dass Muslime glauben, Jesus sei in den Himmel gefahren und wird wiederkommen! Maria, die Mutter von Jesus, hat im Qurân ein ganzes Kapitel, das nach ihr benannt ist. Dennoch beten die Muslime nicht zu ihr, wie es die Katholiken tun. Die katholischen und die evangelischen Bibeln haben nur einen kleinen Abschnitt, der ihr gewidmet ist: „The Magnificent“. Sûra Maryam ist der Name des Kapitels im Qurân, das nach ihr benannt ist, der Mutter von Jesus .
Nach diesen Kursen ging ich gewöhnlich nach Hause, um zu meditieren. Dabei verarbeitete ich, was ich gelernt hatte. Das Christentum hatte eine Menge Fragen in mir hervorgebracht, der Islâm beantwortete sie nun. Jeden Tag besuchte ich die Kurse und jeden Abend las ich in der Bibel und jede Nacht betete ich: „Gott, zeige mir, ob der Islâm wahr ist.“ Irgendwann hatte ich aufgehört zu sagen Jesus, zu sagen Heiliger Geist, zu sagen „Vater“. Ich sage einfach Gott (wer immer du bist), zeig mir, ob das wahr ist. Wenn man den allmächtigen Gott bittet, einem die Wahrheit zu zeigen, wird Er einem einen Streich spielen? Es ist nicht leicht, seine Religion zu ändern. Ich wollte meine Erlösung nicht verlieren, aber was, wenn es da gar nichts zu verlieren gab? Eines Abends, ungefähr zwei Monate nachdem ich zum ersten Mal zum islâmischen Zentrum gegangen war, betete ich dieses Gebet, wie ich es nun tat und ging zu Bett. Irgendwo zwischen Wachsein und Schlafen fühlte ich, wie etwas in mein Herz eindrang. Plötzlich war ich bei vollem Bewusstsein, saß im Bett und sagte laut: „Allâh, ich glaube, das du der eine und einzige Gott bist.“ Dies war das erste Mal, dass ich das Wort Allâh benutzte. Obwohl ich hörte, wie andere es sagten, hatte ich es selbst bis zu diesem Moment nie gesagt. Nachdem ich es gesagt hatte, kam sofort Friede über mich, der mich Al-Hamdu li-llâh seit diesem Tag nie mehr verlassen hat.
Meine Entscheidung ist nicht ohne Auswirkungen geblieben. Die Christen, die die Liebe Jesu‘ erklären und die so schnell dabei sind, andere anzuklagen, sie würden Menschen, die zum Christentum konvertiert sind, verfolgen, waren die Ersten, die an mir Verfolgung verübten. Natürlich war das erste, was ich verlor, mein Job. Ich konnte nicht länger in den christlichen Instituten lehren. Man kann zwar als Christ über den Islâm unterrichten, aber man kann nicht als Muslim über das Christentum unterrichten. Ich war bereits seit sieben Jahren verwitwet, als ich den Islâm annahm. Das heißt, ich war für mich selbst verantwortlich. Zudem hatte ich immer noch drei meiner neun Kinder, für die ich die Verantwortung trug.
Das nächste, was kam, war, dass die Familie meines Mannes mich verleugnete. Mein Mann kam aus einer prominenten Familie. Sein Großvater wurde in den Geschichtsbüchern als Held erwähnt und sein Vater war eine Zeit lang Gouverneur gewesen. Obwohl sie alle drei tot waren, hatte ich noch enge Verbindung zu seiner Familie, so eng, dass sie mir näher waren, als meine eigene Familie. Nachdem ich Muslim geworden war, wurde mir (durch die Blume) gesagt, dass ich nicht länger Teil der Familie war und nicht mehr an Familientreffen teilnehmen durfte. Einige Mitglieder der Familie sind noch immer in der Politik und es ist sicher kein Vorteil, einen Muslim in der Familie zu haben. Das hat mich sehr verletzt; seit vielen Jahren hatte ich ein enges Verhältnis zu ihnen. Es ging dabei nicht darum, dass ich Christin war, sondern dass ich Teil der Familie war. Als mein Mann starb, war es seine Familie, die mir half, die Kinder großzuziehen, nur damit sie sich jetzt abwandten. Ich weinte drei Tage lang, aber immer wenn ich Salâ (das Pflichtgebet) machte, hatte ich die Gewissheit, dass die Entscheidung richtig war.
Meine eigenen Kinder waren die Quelle für weiteren Streit. Zu der Zeit waren alle meine Kinder, bis auf einen Sohn, der bei mir war, in den USA. Als ich ins islâmische Zentrum ging, erzählte ich ihnen in Briefen, was ich lernte. Nachdem ich den Islâm angenommen hatte, schrieb meine älteste Tochter (die zufällig in der Zentrale der Kirche, der ich 18 Jahre lang angehört hatte, arbeitete) einen Brief und sagte: „Weißt du nicht, dass der Islâm eine der satanischsten Religionen ist?“ Ich sandte ihr einige Hefte zurück und sie schrieb: „Versuche nicht, mich zu bekehren!“ Ich erklärte ihr, dass es uns von Allâh verboten sei, andere zu zwingen, sich zum Islâm zu bekennen, dass ich stattdessen dachte, sie wollte sie lesen, um zu sehen, was ich nun glaubte.
Wenn Eltern mit einem ihrer eigenen Kinder Schwierigkeiten durchmachen, dann treffen sie sich oft mit engen Verwandten (Großmutter, Tante, Cousin,…), die vielleicht Einfluss auf die Situation nehmen können. Also fand ich später heraus, dass meine Kinder so ein Treffen wegen mir hatten! Mutter ist das Problem und der Islâm der Angeklagte! Wie in den meisten großen Familien gibt es eine Trennung zwischen den Gruppen von Kindern. Die drei Ältesten sind die Chefs, die drei Mittleren sind die Kämpfer und die Jüngeren haben nichts zu sagen. Als die ganze Diskussion voll im Gange war, waren die drei Ältesten vehement gegen die ganze Situation, die Mittleren sagten: „Sie ist unsere Mutter und es ist ihre Entscheidung. Sie zwingt uns nichts auf. Wir wollen weiterhin ein enges Verhältnis mit ihr und wir wollen auch, dass sie ein enges Verhältnis zu ihren Enkeln hat.“ Als ich schließlich in die Staaten zurückkehrte, wollten die Älteren streiten und hatten eine Mauer gebaut, die jede Diskussion verhinderte. Auf der anderen Seite waren die Mittleren offen und voller Fragen. Unsere Konversationen waren wirklich bedeutungsvoll - das fand im Rahmen ganz natürlicher Konversation statt. Eine Tochter machte sogar die Bemerkung, dass ich als Muslimin netter sei als Christin! Das hat mich überrascht, denn als Christin hatte ich immer versucht, zu leben, was ich glaubte.
Wenn ich in den Staaten bin, trage ich immer noch Abâya und Hidschâb. Dieselbe Tochter hat eine weitere überraschende Bemerkung gemacht. Sie sagte, sie könnte sofort sagen, wenn ein muslimischer Mann mich ansieht. Ich war neugierig, wie sie zu diesem Schluss kommt, da ich selbst keine Männer anschaue und die meisten muslimischen Männer in den Staaten sich nicht durch Kleidung zu erkennen geben (die meisten tragen nicht mal Bart). Also fragte ich sie, wie sie das sagen kann. Sie erzählte mir: „Wenn sie dich ansehen, ist es anders. Sie sehen dich mit Respekt an.“ Nach sechs Jahren haben die Älteren schließlich akzeptiert, dass ich eine Muslimin bin und mit Gottes Willen auch nie wieder zum Christentum zurückkehre. Sie akzeptieren, nicht gut heißen. Die andern sagten, dass sie den Islâm als Lebenseinstellung sehen, nicht wie das Christentum, wo man zur Kirche geht, dann wieder weggeht und macht, was man will. Mit anderen Worten es erfordert, seinen Lebensstil zu ändern.
Mein Sohn, der bei mir gelebt hat, als ich den Islâm annahm, war an Religion (Christentum oder Islâm) überhaupt nicht interessiert zu der Zeit. Er war 18 und Religion war nicht in seinem Lebensstil vertreten. Einige Zeit nachdem ich meine Stelle als Dozentin verloren hatte, wurde ich gebeten eine Frauenabteilung im islâmischen Zentrum aufzubauen und zu leiten. Jede Woche brachte ich Bücher mit nach Hause und legte sie ordentlich auf den Esstisch und am nächsten Tag waren sie immer noch da. Von Zeit zu Zeit änderte ich sie und hoffte, dass er sie lesen würde und mir einige Fragen stellen. Das hat er nie getan. Mehrmals im Jahr habe ich ein paar Brüder aus dem islâmischen Zentrum eingeladen, damit sie mit ihm sprachen. Er war immer höflich, aber nicht interessiert. Eines Tages sprach jemand mit ihm und da war der Geist der Überzeugung auf seinem Gesicht zu sehen. Er fragte mich: „Warum hast du mir das nicht erzählt?“ Ich war fassungslos und erwähnte, dass ich die Bücher da gelassen hatte in der Hoffnung, er würde sie lesen und mir Fragen stellen. Dann erzählte er mir, dass er, wenn ich das Haus verlassen hatte, mit seinen Freunden die Bücher las und sie dann wieder zurücklegte! Ich hatte auch einen ‘Adhân- (Gebetsruf-) wecker zuhause und er sagte, dass, wenn ich außer Haus war, er ihn immer und immer wieder abgespielt hatte! Sein Name ist jetzt Omar. Er hat seinen alten Lebensstil und die alten Freunde aufgegeben und arbeitet auch in Saudi Arabien.
Er ist erfolgreicher als ich, wenn es darum geht, mit seinen älteren Schwestern über den Islâm zu reden. Bisher ist noch niemand sonst in der Familie zum Islâm übergetreten, aber wir machen weiter Du‘â (Bittgebete) für sie. Inschâ‘ Allâh werde ich lange genug leben, um zu sehen, wie wenigstens einige meiner Kinder und Enkel Muslime werden. Ich habe nie bereut, Muslimin geworden zu sein und bete zu Allâh, dass er mir den Iman (Glauben) der Sahâba (der Gefährten des Propheten ) gibt.
Sag: „Gewiss, mich hat mein Herr zu einem geraden Weg geleitet, einer richtigen Religion, dem Glaubensbekenntnis Ibrahims, als Anhänger des rechten Glaubens, und er war keiner der Götzendiener. Sag: Gewiss, mein Gebet und mein (Schlacht)opfer, mein Leben und mein Sterben gehören Allâh, dem Herrn der Weltenbewohner. Er hat keinen Teilhaber. Dies ist mir befohlen worden, und ich bin der erste der (Ihm) Ergebenen.“ (Sûra 6:161-163)