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  2. Toleranz und Nachsicht im Islam
  3. Einführung

Einführung

1594 2013/11/04 2024/12/26

Der Islam ist die Religion, mit der Allah alle Propheten, seit Adam, (sas), entsandt hat. Der Islam ist die Religion, die Allah für beide Welten, der Menschen und der Djinn (Geister), auserwählt hat bis zum Tag der Auferstehung. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Gewiss, die Religion ist bei Allah der Islam.)                                                                                      (Qur´an 3:19)

Der Islam lädt dazu ein, Allah alleine anzubeten und Ihm allein die aufrichtige ‘Ibada (religiöse Anbetungshandlungen) ohne jegliche Beigesellung anderer entgegenzubringen. Diese Einladung ist die aller Gesandten und Propheten.

So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Er hat euch von der Religion festgelegt, was Er Nuh anbefahl und was Wir dir (als Offenbarung) eingegeben haben und was Wir Ibrahim, Musa und `Isa anbefahlen: Haltet die (Vorschriften der) Religion ein und spaltet euch nicht darin (in Gruppen).)                                                                                 (Qur´an 42:13)

Die Propheten vor Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wurden nur zu ihrer Stadt, ihrem Dorf oder ihrem Stamm und für eine bestimmte Zeit entsandt. Wenn nun der entsandte Prophet starb und nach einer langen Zeit die Entgleisungen von seinen Gottesgesetzen (Scharia) durch Vielgötterei und die Entfernung von der Umsetzung der Scharia und Ungerechtigkeit herrschte, entsandte Allah einen anderen Propheten, um die alte Scharia und die Empfehlung zur Anbetung Gottes alleine, ohne Ihm etwas beizugesellen, zu erneuern. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Und Wir haben ja bereits in jeder Gemeinschaft einen Gesandten erweckt: „Dient Allah und meidet die falschen Götter.)      (Qur´an 16:36)

Und so war schließlich der letzte dieser Propheten und Gesandten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken). Allah hat ihn entsandt, damit er das Siegel aller Propheten und Gesandten wird, und damit seine Scharia die letzte aller vorangegangenen Scharia’s wird. Auch damit seine Scharia für die gesamte Welt gilt. Für die Menschen und die Djinn, für die Weißen und Schwarzen, für die Araber und Nichtaraber, für alle gleich. So sagt  Allah, der Hocherhabene:

(Und Wir haben dich für die Menschen allesamt nur als Frohboten und Warner gesandt.) (Qur´an 34:28)

Deshalb war es wichtig und unerlässlich, dass diese Botschaft und diese Scharia bestimmte Eigenschaften aufweist, die vorige Scharia’s nicht besaßen. Sie muss fähig sein, sich den gesellschaftlichen Fortschritten anzupassen. Sie muss ebenfalls alle Menschen ansprechen, unabhängig von ihrer Herkunft und Abstammung. Deswegen ist eine der Eigenschaften dieser Religion, dass sie universell ist, und dass eine Barmherzigkeit für die Menschheit darin liegt. So sagt Allah, Erhaben ist Er:

(Und Wir haben dich nur als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt.) (Qur´an 21:107)

Sie muss auch hinsichtlich der Bestimmungen vollkommen und allumfassend sein, um das Leben des Einzelnen, der Gemeinschaft und die Beziehungen mit anderen Gemeinschaften zu regeln, um so ihre Stetigkeit und ihren Fortbestand zu sichern, die Allah für sie vorgesehen hat und damit diese Scharia auch für alle Zeiten, Epochen und Orte, bis zum Jüngsten Tag, gültig bleiben kann. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(...Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gunst an euch vollendet, und Ich bin mit dem Islam als Religion für euch zufrieden.)                (Qur´an 5:3)

Und da die Einfachheit, Toleranz und Nachsicht wichtige Punkte sind, damit der Mensch sich zu einer Scharia bekennt, gehören diese auch zu den besonders betonten Eigenschaften der islamischen Scharia. Diese Toleranz und Nachsicht zeigt sich in der Einfachheit ihrer Regeln und in der Leichtigkeit ihrer religiösen Riten. Ein weiteres Charakteristikum ist die Weite und Einfachheit, die diese Summe von Regeln mit sich bringen, damit es allen, zu jeder Zeit und an jedem Ort möglich ist, sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten umzusetzen und nach ihnen zu leben, so, wie Allah und Sein Prophet es befohlen haben. Dabei stützt sich die Art und Weise auf den Vers, in dem Allah, der Hocherhabene, sagt:

(Allah erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag.)     (Qur´an 2:286)

Und der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte:

„Lasset meine Befragung sein, solange ich eure Handlungen billige; denn diejenigen, die vor euch waren, gingen durch ihre (überflüssigen) Fragen und Meinungsverschiedenheiten mit ihren Propheten zugrunde. Wenn ich euch etwas verbiete, dann meidet es und von dem, was ich euch aufgetragen habe, führt aus, so viel ihr vermöget.“    (Buchari)

Die Toleranz und Nachsicht im Islam sind eine unerlässliche Säule, auf der sich die islamische Scharia stützt. Angefangen bei der bedeutendsten Sache der Religion, nämlich dem Glaubensbekenntnis, bis zu den kleinsten Angelegenheiten. Ohne Eigensinn und ohne eine Strenge, die das Erlaubte verbietet und ohne eine Leichtsinnigkeit, die das Verbotene erlaubt. Denn diese Scharia wurde für die Menschen offenbart, die Mängel haben, Gefühlen und Emotionen ausgesetzt sind und über eine begrenzte Kraft verfügen. So nimmt die islamische Scharia Rücksicht auf diese Emotionen, Gefühle und Kräfte, weil es die Religion der Fitra (natürliche Veranlagung) ist. Sie greift diese Fitra nicht an, sondern passt sich dieser an und begleitet sie. Sie bietet allen die Möglichkeit, die religiösen Riten zu befolgen, je nach Fähigkeit und Situation des Einzelnen. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(… und euch in der Religion keine Bedrängnis auferlegt.) (Qur´an 22:78).

Die Regeln der islamischen Scharia sind erfüllt mit Nachsicht und Toleranz und geprägt von Einfachheit sowie der Aufhebung von Bedrängnis und Vermeidung von Schwierigkeiten für ihre Anhänger. Deswegen ist sie beliebt bei allen Individuen der islamischen Gesellschaft, trotz der Vielfältigkeit ihrer Ebenen und der Unterschiede ihrer Gedanken. Sie genießen das Praktizieren dieser Scharia. Die gerechten Nicht-Muslime bestätigen dies. Denn die islamische Scharia berücksichtigt den Reichen und Armen, den Gesunden und den Kranken, den Großen und den Kleinen, Männer wie Frauen. Sie berücksichtigt auch den Herrscher und das Volk und nimmt Rücksicht auf den Ort und die Zeit. Von Beginn an kannte die gesamte Menschheit keine andere Religion, die solche umfassenden Prinzipien besitzt und die angepasst ist an die Natur des Menschen, den Allah schwach erschuf. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Allah will es euch leicht machen, denn der Mensch ist (ja) schwach erschaffen.)           (Qur´an 4:28)

Die Toleranz und Nachsicht des Islam und seine Einfachheit in der Aufhebung der Bedrängnis und der Strenge, ist nicht nur auf seine Anhänger beschränkt. So hatten die Anhänger anderer Religionen, die der Bedrängnis und der Härte ausgesetzt waren, durch die Erscheinung des Islam viel Gutes und Erleichterung erfahren. Der Islam entlastete sie in vielerlei Hinsicht. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(die dem Gesandten, dem schriftunkundigen Propheten, folgen, den sie bei sich in der Thora und im Evangelium aufgeschrieben finden. Er gebietet ihnen das Rechte und verbietet ihnen das Verwerfliche, er erlaubt ihnen die guten Dinge und verbietet ihnen die schlechten, und er nimmt ihnen ihre Bürde und die Fesseln ab, die auf ihnen lagen. Diejenigen nun, die an ihn glauben, ihm beistehen, ihm helfen und dem Licht, das mit ihm herab gesandt worden ist, folgen, das sind diejenigen, denen es wohl ergeht.)       (Qur´an 7:157)

Zur Toleranz und Nachsicht des Islam gehört die Legitimation des sog. Ijtihad (Bemühen), den der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) konkludent erlaubt hat, als er Mu’adh zum Jemen schickte. Er fragte ihn:

„Wie urteilst du, wenn du einer Klage begegnest?“ Er sagte: „Ich urteile nach dem Qur’an.“ Er fragte ihn: „Was ist, wenn du darin nichts findest?“ Er sagte: „Dann urteile ich nach der Sunna des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken).“ Er fragte ihn weiterhin: „Und wenn du darin nichts findest?“ Er sagte: „Ich bemühe mich in meiner Meinung, bis ich zu einer Lösung komme.“ Er schlug auf seine Brust und sagte: „Alles Lob gebührt Allah, Der den Gesandten des Gesandten Gottes zu dem, was Allah und Seinen Propheten zufrieden stellen, verholfen hat.“

Daher ist diese Religion fähig, sich zu entwickeln, gültig und passend für jede Zeit und jeden Ort. Denn der Islam brachte allgemeine Prinzipien und Fundamente, feste, umfassende und vollständige Grundsätze, die sich nicht mit der Zeit und dem Ort ändern. Zu diesen Fundamenten gehören das Bekenntnis und die religiösen Riten, wie der Glaube (Iman), die Gebete (ihre Anzahl und ihre Zeiten), die Almosen - soziale Pflichtabgabe - (ihre Beträge und wann sie zu geben sind), das Fasten und seine Zeit, die Pilgerfahrt mit ihrer Verrichtungsweise und ihrer Zeit und die Hudud (Bestrafungen), etc.

Ganz gleich, welche Dinge sich mit der Zeit ergeben und neu erscheinen, sie werden dem Qur’an vorgestellt. Wenn darin eine Regelung für diese Sache gefunden wird, dann folgt man dieser und lässt alles andere beiseite. Findet man nichts darin, so geht man zur Sunna des Propheten (Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) über und sucht dort nach Regelungen in den über ihn authentisch und zuverlässig überlieferten Aussagen. Findet man hier etwas, so nimmt man dies, andernfalls geht man zum den Ijtihad über. Da haben die frommen und aufrichtigen Gelehrten zu forschen und zu überprüfen, um zu einem Ergebnis zu kommen, welches das Interesse und das Wohl der Allgemeinheit verwirklicht sowie den Belangen ihrer Zeitepoche und ihrer gesellschaftlichen Situation entspricht. Das erfolgt durch das Überprüfen dessen, was der Qur’an und die Sunna wahrscheinlich zulassen. Diese neuen Dinge werden anhand der schariakonformen, allgemeinen Grundsätze, die aus dem Qur’an und der Sunna entnommen wurden, überprüft. Folgende Grundsätze als Beispiel: (Grundsätzliche Legitimation in allen Angelegenheiten), (Wahrung der Interessen), (Einfachheit und das Meiden von Bedrängnis), (Beseitigung des Nachteils), (Not rechtfertigt das Verbotene), (Notlagen werden einzeln beurteilt und abgeschätzt), (das Beseitigen des Nachteils hat den Vorrang gegenüber der Herbeiführung von Nutzen), (Ausführung der weniger nachteiligen Handlung), (Nachteil wird nicht mit Nachteil aufgehoben), (das Ertragen des persönlichen Nachteils, um den allgemeinen Nachteil abzuwehren), etc.

   Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass der Ijtihad nicht so verstanden werden darf, dass man der eigenen Laune folgen und nach eigenen Vorstellungen urteilen soll. Vielmehr geht es um das Erreichen von Ergebnissen, die den Menschen Gutes und Nützliches bringen, ohne dabei den religiösen Texten zu widersprechen. Das ist so, damit der Islam jedem Zeitalter angepasst ist und den Belangen jeder Gesellschaft in jeder Epoche angeglichen wird. Diese Worte sind nicht einfach so daher gesagt. Denn wer die qur‘anischen Texte und die Aussprüche des Propheten (Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) verfolgt, sieht, dass der Islam zur Toleranz, Nachsicht und Einfachheit einlädt und dazu anhält.

 

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