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Die Toleranz und Nachsicht im Bereich der Aqida

1701 2013/11/04 2024/11/08

Die Aqida (Gesamtheit der zu verinnerlichenden Inhalte des Islam) im Islam ist das Fundament und die Grundlage, worauf die Religion aufbaut, bei der es keine Kompromisse oder Verhandlungen gibt. Denn ohne Aqida gibt es auch keine Religion.

 

Deshalb sagt uns Allah, der Hocherhabene, im Qur’an:

(Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will.)                (Qur´an 4:84)

Zu den Seiten der Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida gehören:

  1. Die Aqida ist klar und nicht etwa undeutlich oder verworren. Es ist einfach, so dass der Unwissende es vor dem Wissenden versteht und der kleine vor dem großen. Daher ist es nicht notwendig, zu einer bestimmten Gruppe zu gehören, um die Aqida zu kennen und zu verstehen. Diese Aqida unterschätzt nicht den menschlichen Verstand, sodass es ihn etwa dazu veranlassen würde, Steine, Bäume oder Tiere anzubeten. Vielmehr ruft es zum Glauben an den einen einzigen Gott auf; Ihn alleine, ohne jegliches Beigesellen und ohne jegliche Vermittler anzubeten. Die Aqida ist so einfach, dass es sogar der unwissende Beduine in der Wüste verstanden hat, als er gefragt wurde: „Wie hast du deinen Gott erkannt?“ Da sagte er instinktiv: „Der Dung deutet auf das Vieh und die Fußspuren auf den Gehenden. Deutet etwa die Nacht und der Tag, die Erde und der Himmel nicht auf den Allmächtigen, den Allwissenden?“ Auch wusste es die Magd mit ihren Schafen. Mu’awiya ibn al-Hakam al-Sulami sagt: „Ich hatte eine Zahl von Schafen, die meine Magd hütet. Eines Tages entdeckte ich, dass ein Wolf eines der Schafe gefressen hatte. Aus meiner Wut heraus versetzte ich ihr einen schweren Schlag, den ich danach bereute und es tat mir sehr leid. Daraufhin ging ich zum Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und fragte: „Soll ich sie freilassen?“ Da sagte der Prophet:

„Bring sie zu mir!“ Als sie kam, fragte sie der Prophet: „Wo ist Allah?“ Sie antwortete: „Im Himmel.“ Da fragte sie der Prophet weiter: „Wer bin

ich?“ Sie sagte: „Du bist der Gesandte Gottes.“. Daraufhin sagte der Prophet zu Mu’awiya: „Lass sie

frei! Sie ist eine Gläubige.“

  1. Auch gehört zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida, dass er seinen Anhängern auferlegt hat, an alle vorangegangenen Gesandten und Bücher, die offenbart wurden, zu glauben. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Der Gesandte (Allahs) glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn (als Offenbarung) herab gesandt worden ist, und ebenso die Gläubigen; alle glauben an Allah, Seine Engel, Seine Bücher und Seine Gesandten – Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von Seinen Gesandten. Und sie sagen: „Wir hören und gehorchen. (Gewähre uns) Deine Vergebung, unser Herr! Und zu Dir ist der Ausgang.)                               (Qur´an 2:285)

  1. Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida gehört, dass niemand mit Gewalt gezwungen oder genötigt wird, ohne eigenen Willen oder Überzeugung, den Islam anzunehmen. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Es gibt keinen Zwang im Glauben. (Der Weg der) Besonnenheit ist nunmehr klar unterschieden von (dem der) Verirrung. Wer also falsche Götter verleugnet, jedoch an Allah glaubt, der hält sich an der festesten Handhabe, bei der es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend und Allwissend.) (Qur`an 2:256)

Denn in den islamischen Quellen steht, dass die Unstimmigkeiten über die Religionen zwischen den Menschen Tatsachen sind, die dem Willen Allahs entsprechen. Deshalb gehört es nicht zu den Regeln des Islam, die Menschen dazu zu zwingen, Muslime zu werden. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Und wenn dein Herr wollte, würden fürwahr alle auf der Erde zusammen gläubig werden. Willst du etwa die Menschen dazu zwingen, gläubig zu werden?)

 (Qur`an 10:99)

So steht es demjenigen, dem der Islam erklärt wurde, frei zu entscheiden, ihn anzunehmen oder abzulehnen. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Und sag: (Es ist) die Wahrheit von eurem Herrn. Wer nun will, der soll glauben, und wer will, der soll ungläubig sein. Gewiss, Wir haben den Ungerechten ein Feuer bereitet, dessen Zeltdecke sie umfangen hält. Und wenn sie um Hilfe rufen, wird ihnen mit Wasser wie geschmolzenem Erz geholfen, das die Gesichter versengt – ein schlimmes Getränk und ein böser Rastplatz.)    (Qur`an 18:29)

  1. Zur Toleranz und Nachsicht des Islams gehört im Bereich der Aqida auch, dass nach den sichtbaren Taten und Aussagen geurteilt wird und nicht nach den verborgenen Absichten und Zielen. Deswegen kann niemand nach seinen verborgenen Absichten zur Rechenschaft gezogen werden, weil diese verborgenen Dinge eine Angelegenheit zwischen dem Menschen und seinem Gott sind, über die kein Mensch etwas wissen kann. Deshalb reagierte der Prophet streng, wenn jemand über die Menschen gemäß ihren Absichten urteilte. So wünschte sich einer der Gefährten, dass er den Islam nicht vor seiner Tat angenommen hätte. Osama ibn Zaid (möge Allah Wohlgefallen an ihm haben) sagte:

„Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) entsandte uns in eine Brigade. Wir wachten auf, und ich sah einen Mann. Er sagte: „La ilaha illa Allah (Es gibt keinen Gott außer dem einen Gott)“, und ich habe ihn erstochen. Dies lastete mir schwer auf dem Herzen und ich ging zum Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und berichtete ihm von dem Vorfall. Er fragte: „Er hat „la ilaha illa Allah“ gesagt und du hast ihn getötet?“ Ich sagte: „O Prophet, er hat es bloß aus Angst vor dem Tod gesagt.“ Da fragte der Prophet: „Hast du in sein Herz geschaut, damit du weißt, ob er es (aus Angst) sagte oder nicht?“ Und er wiederholte es so oft, bis ich mir wünschte, dass ich erst an diesem Tag den Islam angenommen hätte."

Die Beurteilung des Menschen vollzieht sich also nach dem Äußeren, den Taten. So berichtet abu Sa’id al-Khudri: „Ali ibn abu Talib sendete dem Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) aus dem Jemen Golderz in gegerbtem Leder. Er sagte: „Er teilte es unter vier Leuten auf; ‘Uyainata ibn Hisn und al-Aqra‘ ibn Habis und Zaid al-Khail und der vierte ist entweder ‘Alqama ibn ‘Ulatha oder ‘Amer bin at-Tufail. So sagte einer seiner Gefährten: „Es wäre vorteilafter, uns dies zu geben anstatt ihnen. Als der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) dies mitbekommen hatte, fragte er:

„Vertraut ihr mir nicht? Der im Himmel vertraut mir. Mir kommen die Mitteilungen des Himmels morgens und abends.“ Da stand ein Mann auf und sagte: „O Prophet, fürchte Allah.“ Da sagte der Prophet: „Wehe dir! Bin ich nicht derjenige, der Allah mehr fürchtet als alle anderen Menschen?“ Der Mann ging. Da fragte Khalid ibn al-Walid: „O Prophet, soll ich ihn umbringen?“ Der Prophet antwortete: „Nein, vielleicht betet er.“ Khalid fragte daraufhin: „Wie viele sind es, die mit ihrem Mund etwas anderes sagen, als das, was sich in ihren Herzen befindet?“ Da sagte der Prophet: „Es wurde mir nicht befohlen, in die Herzen der Menschen zu schauen." Dann schaute er ihn an und sagte: "Es wird unter meinen Nachkommen Menschen geben, die den Qur’an rezitieren, wobei ihre Rezitation ihre Zungen nicht übertritt, sie treten aus der Religion aus, wie ein Pfeil aus seiner Beute.“

  1. Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida gehört auch, dass es nicht bedenklich ist, wenn der Muslim auf einige seiner religiösen Gebote bzw. Pflichten verzichtet, um aus seiner misslichen Lage, unter der er leidet, zu entkommen. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Wer Allah verleugnet, nachdem er den Glauben (angenommen) hatte – außer demjenigen, der gezwungen wird, während sein Herz im Glauben Ruhe gefunden hat –, doch wer aber seine Brust dem Unglauben auftut, über diejenigen kommt Zorn von Allah, und für sie wird es gewaltige Strafe geben.)              (Qur`an 16:106)

Und dies ist so, damit der Muslim nicht in seelische Bedrängnis gerät infolge des Druckes, den er von seinen Widersachern erfährt. So geschah es auch mit ‘Ammar ibn Yasir (möge Allah Wohlgefallen an ihm haben), als ihn die Ungläubigen festhielten und ihn gequält und gefoltert haben und nicht eher von ihm abgelassen haben, bis er den Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) beschimpfte und über ihre Götzen gut sprach. Erst dann ließen sie ihn laufen. Als er zum Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ging, fragte ihn der Prophet:

„Was ist denn los mit dir?“ Er sagte: „Schlimmes, o Prophet! Sie haben mich nicht eher freigelassen, bis ich Schlechtes über dich und Gutes über ihre Götzen sagte.“ Der Prophet fragte ihn: „Wie ist dein Herz?“ Er sagte: „Mein Herz findet Ruhe im Glauben.“ Da sagte der Prophet: „Wenn sie es nochmal tun, dann tue es nochmal.“

   So verhält es sich, wenn dem Muslim körperliches Leid zugefügt wird, wie es Bilal (möge Allah Wohlgefallen an ihm haben) widerfahren ist. So berichtet Abdullah ibn Mas’ud:

„Die ersten, die ihren Islam kundtaten, waren sieben: Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) Abu Bakr, ‘Ammar und seine Mutter, Sumaya, Suhaib, Bilal und al-Miqdad. Den Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) hat Allah durch seinen Onkel Abu Talib beschützt, und Abu Bakr hat Allah durch seinen Stamm beschützt. Die übrigen wurden von den Ungläubigen festgenommen und regelrecht gefoltert und gequält, bis sie aussprachen, was von ihnen verlangt wurde. Außer Bilal, der sich selbst, Allahs wegen, gleichgültig war, und seinem Stamm gleichgültig war. Sie nahmen ihn und überließen ihn den Kleinen, die ihn in den Straßen Mekkas hin und her schleppten und er sagte dabei: Ahad, Ahad (Einer, Einer).

  1. Zur Toleranz und Nachsicht der Religion im Bereich der Aqida gehört auch, dass der Islam die menschliche Seele von der Anbetung anderer, außer Allah, befreit hat. Dies erfolgte durch die Verankerung des Iman in der Seele des Muslims, dass er keine Angst zu haben braucht, außer vor Allah und dass es keinen außer Allah gibt, der Nutzen oder Schaden bringen kann. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Und sie haben sich außer Ihm Götter genommen, die nichts erschaffen, während sie (selbst) erschaffen werden, und die sich selbst weder Schaden noch Nutzen zu bringen vermögen und die weder über Tod noch über Leben noch über Auferstehung verfügen.)

                                                                        (Qur`an 25:3)

Somit liegt alles in den Händen Gottes und niemand, wer er auch sein mag, kann nutzen oder schaden, geben oder nehmen, außer mit dem Willen Allahs und nur das, was Er vorgeschrieben hat. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Wenn Allah dir Unheil widerfahren lässt, so kann es keiner hinweg nehmen außer Ihm. Und wenn Er für dich etwas Gutes will, so kann keiner Seine Huld zurückweisen. Er trifft damit, wen Er will von Seinen Dienern. Er ist der Allvergebende und Barmherzige.)

   (Qur`an 10:107)

Damit hat der Islam jeglichen Weg zur Abhängigkeit und Ehrerbietung von Menschen verbaut und nur von Gott allein sind alle abhängig. Er machte deutlich, dass der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), dem die hohe Würde und die großartige Stellung zuteil geworden ist, denselben Gegebenheiten ausgesetzt ist, wie jeder andere Mensch auch. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Sag: Ich vermag mir selbst weder Nutzen noch Schaden (zu bringen), außer was Allah will. Wenn ich das Verborgene wüsste, würde ich mir wahrlich viel Gutes verschaffen, und Böses würde mir nicht widerfahren. Ich bin nur ein Warner und ein Frohbote für Leute, die glauben.) (Qur`an 7:188)

  1. Ebenfalls gehört es zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida, dass der Muslim glaubt, dass Allah befiehlt, alle Menschen gleich zu behandeln, unabhängig von ihrer Religion, ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht oder ihrer Schicht. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Allah gebietet Gerechtigkeit, gütig zu sein und den Verwandten zu geben; Er verbietet das Schändliche, das Verwerfliche und die Gewalttätigkeit. Er ermahnt euch, auf dass ihr bedenken möget.)   (Qur`an 16:90)

Somit ist es erforderlich und notwendig, zu jedem gerecht zu sein. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Und wenn ihr euer Wort gebt, dann seid gerecht, auch wenn es um einen Verwandten geht. Und haltet euren Bund gegenüber Allah. Dies hat Er euch anbefohlen, auf dass ihr (es) bedenken möget!)   (Qur`an 6:152)

Auch ist die Gerechtigkeit unerlässlich in jeder Situation, im Zustand der Ruhe und des Zorns, mit dem Muslim und mit dem Nicht-Muslim. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Und der Hass, den ihr gegen (bestimmte) Leute hegt, soll euch ja nicht dazu bringen, dass ihr nicht gerecht handelt. Handelt gerecht. Das kommt der Gottesfurcht näher.)             (Qur`an 5:8)

  1. Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida gehört ebenfalls, dass der Muslim glaubt, dass Allah die Menschen gegenüber anderen Seiner Geschöpfe geehrt hat, trotz ihrer unterschiedlichen Konfessionen, Hautfarben, Geschlechter und Schichten. So sagt Allah, der Hocherhabene:

(Und Wir haben ja die Kinder Adams geehrt; Wir haben sie auf dem Festland und auf dem Meer getragen und sie von den guten Dingen versorgt, und Wir haben sie vor vielen von denen, die Wir erschaffen haben, eindeutig bevorzugt.)   (Qur`an 17:70)

Und aus dieser Ehrung heraus erfolgt, dass sie Rechte und Pflichten haben. Jabir ibn Abdullah (möge Allah Wohlgefallen an ihm haben) berichtete:

„Als ein Trauermarsch an uns vorbeizog, stand der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) auf. Wir sagten: „O Prophet, es ist der Trauermarsch eines Juden!?“ Er sagte: „Wenn ihr einen Trauermarsch seht, dann steht auf.“ (Buchari)

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