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Craig Robertson, Ex-Katholik, Kanada (teil 2 von 2): Lernen zu akzeptieren

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1772 2014/10/11 2024/11/23

Ich erinnere mich immer noch an den Tag, als ich zum ersten Mal einen Muslim traf.  Einer der Jungs brachte brachte seinen Freund mit zum Jugendhaus.  Es war ein muslimischer Junge, dessen Namen ich vergessen habe.  Woran ich mich erinnere, ist, dass der Junge sagte: "Ich habe meinen Freund so-wie-so mitgebracht, er ist Muslim und ich möchte ihm helfen, Christ zu werden."  Ich war absolut erstaunt über dieses 14 jährige Kind, es war so ruhig und freundlich!  Glaubt es oder nicht, er verteidigte sich UND den Islam gegen ein dutzend Christen, die über ihn herfielen und ihn und den Islam beleidigten!  Als wir dort erfolglos saßen, in unseren Bibeln blätterten und immer wütender wurden, saß er einfach nur da, lächelte ruhig und klärte uns über das Anbeten anderer neben Gott auf und wie; ja, es gibt Liebe im Islam.  Er wirkte wie eine Gazelle umkreist von einem Dutzend Hyänen, aber die ganze Zeit blieb er ruhig, freundlich und respektvoll.  Das machte mich fast verrückt!


Der muslimische Junge ließ eine Kopie des Quran auf dem Regal zurück, ob er ihn vergessen hat oder absichtlich liegen ließ, weiß ich nicht, aber ich begann, darin zu lesen.  Ich wurde bald wütend auf dieses Buch, denn ich sah, dass es viel mehr Sinn machte als die Bibel.  Ich warf es gegen die Couch und ging fort, schäumend vor Wut; denn, nachdem ich es gelesen hatte, hatte ich nagende Zweifel in meinem Inneren.  Ich versuchte mein Bestes, den muslimischen Jungen zu vergessen und einfach nur meine Zeit mit meinen Freunden in dem Jugendhaus zu genießen.  Die Jugendgruppe pflegte am Wochenende zu verschiedenen Kirchen zu Gebetsveranstaltungen zu gehen, und die Samstagnächte wurden in einer riesigen Kirche anstatt in einer Bar verbracht.  Ich kann mich an eine Veranstaltung mit dem Namen ´die Quelle´ erinnern, ich fühlte mich Gott so nahe und wollte mich vor ihn als demütig erweisen und meinem Schöpfer meine Liebe für ihn zeigen.  Ich tat, was meinem Gefühl entsprach: ich warf mich nieder.  Ich warf mich wie die Muslime bei ihren täglichen Gebeten nieder, das wusste ich allerdings nicht, alles, was ich wusste, war, dass ich mich dabei richtig gut fühlte... es fühlte sich richtig an, richtiger als alles, was ich je getan hatte.  Ich fühlte mich sehr fromm und religiös und versuchte, meinen Weg wie gewöhnlich weiterzugehen, aber wie immer begann ich zu fühlen, wie mir die Dinge entglitten.

 

Der Pastor lehrte uns immer, wir sollten uns dem Willen Gottes unterwerfen und ich wollte nichts lieber als das, aber ich wußte nicht, wie!  Ich betete immer: "Bitte Gott, mach, dass mein Wille der Deine sei, lass mich Deinem Willen folgen" und so weiter, aber nichts geschah.  Ich fühlte langsam, wie  ich mich von der Kirche entfernte, als mein Glaube verebbte.  Es war zu jener Zeit, als mein bester Freund, der Christ, der mir geholfen hatte, zum Christentum zu finden, zusammen mit einem anderen engen Freund, meine Freundin vergewaltigte, mit der ich seit zwei Jahren zusammen gewesen war.  Ich war in dem anderen Zimmer und zu betrunken, um zu wissen, was vorging und unfähig, um etwas zu unternehmen.  Ein paar Wochen später stellte sich heraus, dass der Mann, der das Jugendhaus führte, einen der Jungen, mit dem ich befreundet war, belästigt hatte.


Meine Welt erbebte!  Ich war von so vielen meiner Freunde betrogen worden, Menschen, von denen ich gedacht hatte, sie seien Gott nahe und arbeiteten sich auf das Paradies zu.  Ich hatte nichts mehr zu geben, ich war jetzt leer.  Ich lief herum wie zuvor, blind und ohne Richtung, nur arbeiten und schlafen und feiern.  Meine Freundin und ich machten bald darauf Schluss.  Meine Schuld, meine Wut und meine Trauer erfüllte mein ganzes Wesen.  Wie konnte mein Schöpfer erlauben, dass mir so etwas widerfuhr?  Wie selbstsüchtig ich doch war?!


Kurze Zeit darauf erzählte mein Manager bei der Arbeit, dass ein "Muslim" mit uns arbeiten würde, er sei wirklich religiös und wir sollten versuchen, freundlich zu ihm zu sein.  Von der ersten Minute an, als dieser "Muslim" kam, begann er, Da´wah zu machen.  Er ließ keine Zeit verstreichen, ohne uns alles vom Islam zu erzählen, und jeder sagte ihm, er wolle nichts vom Islam hören, nicht so ich!  Meine Seele schrie laut und sogar meine Dickköpfigkeit konnte die Schreie nicht unterdrücken!  Wir begannen, zusammen zu arbeiten und über unsere unterschiedliche Glauben zu diskutieren.  Ich hatte das Christentum vollkommen aufgegeben, aber als er mit Fragen stellte, loderte mein Glaube wieder auf und ich fühlte mich wie ein "Kreuzritter", der seinen Glauben gegen diesen bösen "Muslim" verteidigte.


Tatsache war, dass eben dieser "Muslim" nicht so böse war, wie mir erzählt worden war.  Eigentlich war er besser als ich.  Er schwor nicht, er wurde nie wütend und war immer ruhig, freundlich und respektvoll.  Ich war wirklich beeindruckt und entschloss mich, dass er ein exzellenter Christ sein würde.  Wir fragten uns gegenseitig über unsere Religionen aus, aber nach einer Zeit bemerkte ich, wie ich mehr und mehr defensiv wurde.  An einem Punkt wurde ich sehr wütend…  ich versuchte ihn, von der Wahrhaftigkeit des Christentums zu überzeugen, und ich fühlte, dass er es war, der auf dem wahren Weg war.  Ich fing an, mehr und mehr verwirrt zu werden und ich wusste nicht, was ich tun sollte.  Alles, was ich wusste, war, dass ich meinen Glauben stärken musste, also sprang ich in mein Auto und brauste zur "Quelle".  Ich war davon überzeugt, dass wenn ich dort wieder beten könnte, würde ich das Gefühl und den starken Glauben wieder bekommen, und dann würde ich den Muslim vom Christentum überzeugen können.  Als ich endlich dort ankam, nach der langen Fahrt, sah ich, dass sie geschlossen war!  Niemand war zu sehen, ich blickte mich krampfhaft nach anderen ähnlichen Veranstaltungen um, damit ich wieder "auftanken" konnte – aber ich fand nichts.  Niedergeschlagen kehrte ich nach Hause zurück.


Ich begann, zu realisieren, dass ich in eine bestimmte Richtung gedrängt wurde, so betete ich wieder und wieder zu meinem Schöpfer, damit Er meinen Willen Seinem unterstellt.  Ich fühlte, dass mein Gebet beantwortet wurde; ich ging nach Hause und legte mich in mein Bett und genau in jenem Augenblick wurde mir klar, dass ich beten musste, wie niemals zuvor.  Ich setzte mich in meinem Bett auf und schrie: ´Jesus, Gott, Buddha, wer auch immer Du bist, bitte, bitte leite mich, ich brauche Dich! Ich habe in meinem Leben so viel Schlimmes getan, und ich brauche Deine Hilfe.   Wenn das Christentum der richtige Weg ist, dann bestärke mich und wenn es der Islam ist, dann bring mich zu ihm!´  Ich hörte auf, zu beten, die Tränen versiegten und tief in meiner Seele fühlte ich Ruhe, nun wusste ich die Antwort.  Am nächsten Tag ging ich zur Arbeit und sagte zu dem muslimischen Bruder: "Wie sage ich ´hi´ zu dir?"  Er fragte mich, was ich meinte, und ich sagte: "Ich möchte Muslim werden."  Er sah mich an und sagte: "Allahu Akbar!"  Wir umarmten uns eine gute Minute oder so und ich dankte ihm für alles und begann meine Reise zum Islam.


Ich blicke auf alle Ereignisse, die mir in meinem ganzen Leben geschehen waren, zurück und mir wird bewusst, dass ich die ganze Zeit darauf vorbereitet wurde, Muslim zu werden.  Mir wurde so viel Gnade von Gott zuteil!  In allem, was in meinem Leben passierte, war etwas zu lernen.  Ich lernte die Schönheit des Islamischen Verbots für Alkohol, des Verbots für illegalen Sex und den Bedarf für den Hijab kennen.  Endlich schwanke ich nicht mehr, ich tendiere nicht mehr zu sehr in eine Richtung; ich lebe ein ausgeglichenes Leben und tue mein Bestes, um ein anständiger Muslim zu sein.


Es gibt immer Herausforderungen, ich bin sicher, viele von euch fühlen das auch, genau wie ich.  Aber durch diese Herausforderungen, durch diese emotionalen Schmerzen, werden wir stärker, wir lernen und, so hoffe ich, wenden uns Gott zu.  Jene von uns, die den Islam an irgendeinem Punkt ihres Lebens angenommen haben, sind wirklich gesegnet und glücklich.  Uns wurde eine Chance gegeben, eine Chance auf die allergrößte Gnade!  Eine Gnade, auf die wir keinen Anspruch haben, sondern die uns Gott, wenn Er will, am Tag der Wiedererweckung zukommen lässt.  Ich habe mich mit meiner Familie wieder versöhnt und einen neuen Anfang gemacht, so Gott will.  Der Islam ist tatsächlich eine Lebensweise, und auch wenn wir unter der schlechten Behandlung seitens unserer Mit-Muslime oder der Nicht-Muslime leiden, müssen wir uns immer daran erinnern, geduldig zu sein und uns nur Gott zuwenden.


Wenn ich etwas gesagt haben sollte, das nicht richtig ist, so ist es von mir, und wenn ich etwas Richtiges gesagt habe, ist es von Gott; aller Lob und Preis gebührt Gott und mögen Gottes Gnade und Segen mit unserem edlen Propheten Muhammad sein, Amin.


Möge Gott unseren Glauben vermehren und ihn mit dem, was Ihm gefällt, übereinstimmen lassen und uns Sein Paradies gewähren, Amin!

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