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Geheimnis für drei Tage
Ghaibar war eine nördlich von Medina gelegene Oase, östlich der Karawanenstraße von Mekka nach Syrien. Nach dem Konflikt mit
den Muslimen in Medina waren viele der Bani Qaynuqa und der Bani An-Nadir hierhergezogen.
Chaibar hatte den Angriff auf Medina bei der Grabenschlacht tatkräftig unterstützt. Dieses Vorhaben war jedoch misslungen und die Quraisch hatten nun ein Abkommen mit den Muslimen, durch welches die Kämpfe eingestellt worden waren. Jetzt versuchte Chaibar, auf eigene Faust Krieg gegen Medina zu führen, um der wachsenden Vormachtstellung der Muslime in der Region Einhalt zu gebieten.
Chaibar unternahm einen Mordanschlag auf den Propheten und versuchte, verschiedene Stämme, unter ihnen die Bani Ghatafan, gegen Medina zu mobilisieren. Im Jahre 628, sieben Jahre nach der Auswanderung, rüsteten sie zum Angriff auf die Muslime.
Diese kamen ihnen jedoch zuvor und zogen mit einer Armee von tausendfünfhundert Mann zu den Festungen von Chaibar. Als die Bani
Ghatafan davon hörten, rüsteten sie sich und brachen auf, um ihre Verbündeten gegen die Muslime zu unterstützen.
Währenddessen warteten die Quraisch gespannt auf Nachrichten vom Kriegsgeschehen. Sie hatten erfahren, dass die Muslime nach Chaibar unterwegs waren. Jeden Tag versammelten sie sich und fragten alle Reisenden, die aus dem Norden kamen, ob es etwas Neues gebe. Sie wussten, dass die Festungen von Chaibar schwer zu bezwingen waren, und wie gut man sie mit Waffen und Männern ausgerüstet hatte.
Als Hadschadsch Bin ‘Ilatt As-Sulami in Mekka ankam, wurde er, noch bevor er von seinem Kamel absteigen konnte, gefragt, ob er etwas Neues wisse.
„Ich habe gute Nachrichten, die euch freuen werden“, begann Hadschadsch. Die Götzendiener umringten sein Kamel und fragten ihn aufgeregt, ob das wirklich wahr sei. „Eine Niederlage hat er erlitten, wie ihr sie euch nicht vorstellen könnt!
Viele seiner Gefährten sind getötet worden, und Muhammad ist in Gefangenschaft geraten, und sie haben gesagt, sie werden ihn nicht umbringen, sondern den Quraisch ausliefern, damit sie sich an ihm rächen und ihn töten können!“ Die Götzendiener verkündeten nun in ganz Mekka, dass sie Muhammad erwarteten, um ihn zu töten.
Dann bat Hadschadsch die Mekkaner, ihm zu helfen, sein Geld zurückzubekommen, denn viele hätten ihre Schulden bei ihm noch nicht bezahlt. Er brauche das Geld, um die erbeuteten Gegenstände, die man Muhammad weggenommen habe, billig kaufen zu können, bevor andere Händler es täten. Dieser Bitte kamen die Quraisch mit Freude nach.
Während er sich im Zelt der Händler aufhielt, kam Abbas Bin AbdulMuttalib, der Onkel des Propheten, stellte sich neben ihn und fragte: „O Hadschadsch, was ist das für eine Nachricht, mit der du gekommen bist?“
„Habe ich auch dir etwas von meinem Besitz anvertraut?“, fragte Hadschadsch. Abbas bejahte es.
„Dann lass es noch bei dir, bis ich dich allein treffe, denn wie du siehst, bin ich beschäftigt.“
Als Hadschadsch alles, was er in Mekka besaß, an sich genommen hatte, ging er zu Abbas und bat ihn: „Bewahre mein Geheimnis drei
Tage lang, o Abbas.“
Er fuhr fort: „Bei Allah, ich schwöre, dass Chaibar erobert ist und jetzt dem Propheten und seinen Gefährten gehört! Von dort droht keine.
Gefahr mehr.“ „Was sagst du, Hadschadsch?“, fragte Abbas
„Ja, bei Allah, so ist es. Aber behalte mein Geheimnis für dich! Ich bin Muslim geworden und bin nur hier, um meinen Besitz zu holen, der hier verstreut war! Wenn drei Tage vergangen sind, mach es bekannt. Und was den Propheten angeht, bei Allah, es geht ihm so, wie du es wünschst!“
Als drei Tage vergangen waren, zog Abbas seine besten Kleider an, machte sich zurecht, nahm seinen Stock und ging zur Kaaba, um sie zu umschreiten.
Als man ihn so sah, fragte man ihn, ob er dies aus Trauer täte. „Im Gegenteil“, antwortete Abbas, „Muhammad hat Chaibar besiegt; er und seine Gefährten haben Chaibar unter Kontrolle!“
„Wer hat dir diese Nachricht gebracht?“
„Der Gleiche, der euch die andere brachte! Er war schon Muslim, als er zu euch kam. Er nahm seinen Besitz und ist jetzt auf dem Weg, sich Muhammad und seinen Gefährten anzuschließen.“
„Wenn wir das nur gewusst hätten“, stöhnten die Quraisch, „wir hätten ihn nicht entkommen lassen!“ Nach kurzer Zeit schon wurde diese Nachricht bestätigt.