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Die Auswanderung
Als die Mekkaner hörten, dass die Muslime in Medina Gefährten gefunden hatten und dort in Sicherheit und Frieden lebten, bekamen sie es mit der Angst zu tun. Sie kannten diesen Mann, der unbeirrt an der Botschaft des Einzigen Gottes festhielt, der weder nachgab noch sich verstellte und dabei weder Schaden noch Tod fürchtete. Sie hatten auch erlebt, dass seine Geduld und Nachsicht beispiellos waren.
Den Quraisch wurde bewusst, welche Tragweite ihre Verbrechen der letzten dreizehn Jahre hatten. Durch die Auswanderungen nach Medina bestand nun die Möglichkeit, dass die Muslime sich irgendwann rächen würden. Ihnen war in Medina eine Tür der Hoffnung auf Freiheit geöffnet worden, und die Herrscher von Mekka hatten in ganz Arabien ihr Gesicht verloren.
Nach einer längeren, streng geheimen Beratung im Haus der Ratsversammlung erneuerten die Quraisch ihren Entschluss, den Propheten umzubringen. Nur über die Art und Weise, wie dies geschehen sollte, waren sie sich noch uneinig. Ein Vorschlag war, ihn einzusperren, bis er starb. Andere fanden es ausreichend, ihn zu vertreiben.
Einigen reichten diese Vorschläge nicht, denn wenn man Muhammad einsperrte, würden seine Gefährten ihn gewiss befreien, und wenn man ihn vertriebe, würde seine Botschaft bald ganz Arabien erreichen. „Habt ihr denn die Süße seiner Worte vergessen, und wie schnell er die Herzen der Menschen von seiner Botschaft überzeugt?“, fragte einer.
Schließlich hatte Abu Dschahl die Idee, aus jedem Stamm einen kräftigen jungen Mann zu wählen und jedem von ihnen ein Schwert zu geben, damit sie den Propheten gemeinsam töteten. So würde sein Blut sich auf alle Sippen verteilen, und die Abd Manaf, Muhammads Sippe, könnten nicht alle zugleich bekämpfen; sie müssten dann ein Blutgeld akzeptieren, und die Sache wäre erledigt. Der grausame Mordplan fand Zustimmung. Wenn er früh am Morgen, so wie er es immer tat, sein Haus verließ, sollten die Männer ihn mit ihren Schwertern erschlagen.
Eigentlich besuchte der Prophet immer vormittags oder nachmittags seinen Freund Abu Bakr, aber nicht um die Mittagszeit so wie heute, während auch seine Töchter Aischa und Asma’ bei ihm waren. Da ahnte Abu Bakr, dass etwas passiert sein musste.
„Allah hat mir erlaubt, auszuwandern“, sagte er.
„In Begleitung?“, fragte Abu Bakr schnell.
„In Begleitung“, antwortete der Prophet. Aischa erzählte später immer wieder: „Bei Allah, ich hatte nicht gewusst, dass jemand auch vor Freude weinen kann, bis ich an diesem Tag meinen Vater weinen sah!“ „O Prophet Allahs, ich habe dafür zwei Kamele vorbereitet.“
Der Prophet war wieder zu Hause, wo er Ali bat, so lange in Mekka zu bleiben, bis alle Wertsachen, die er für die Leute aufbewahrte, an ihre Besitzer zurückgegeben worden seien. Da Muhammad von allen als vertrauenswürdig angesehen wurde, hatten auch Götzendiener ihm immer wieder Wertsachen zur Aufbewahrung gebracht.
Die Männer, die von den Quraisch mit der Ermordung des Propheten beauftragt worden waren, umschlichen in jener Nacht sein Haus. Sie fürchteten, dass er nach Medina entfliehen könnte und damit in Sicherheit wäre.
Abu Dschahl war sich sicher, dass er ihn nun endlich töten würde. Spöttisch rief er: „Muhammad behauptet, wenn ihr ihm folgt, werdet ihr die Könige der Araber und Nichtaraber werden, und nach eurem Tod werdet ihr wiedererweckt werden und in Gärten leben, so schön wie die Gärten am Jordan! Weiter sagt er, dass es ein Blutvergießen unter euch geben wird, und wenn ihr dann nach dem Tod wieder-erweckt werdet, brennt ihr im Höllenfeuer!“
In diesem Moment trat der Prophet vor sein Haus und sprach: „Ja, das sage ich und du bist einer von ihnen!“ Dann begann er, die ersten neun Verse der Sure Ya-Sin195 zu rezitieren, nahm eine Handvoll Sand vom Boden und warf ihn auf die Männer. Als er dies tat, verdunkelte Allah ihre Blicke, so dass sie ihn nicht sehen konnten – obwohl er direkt vor ihnen stand
Ein Mann kam vorüber und fragte: „Worauf wartet ihr hier?“
„Auf Muhammad“, antworteten die Männer.
„Aber Muhammad ist doch schon an euch vorbeigegangen! Er hat Sand auf euch geworfen, und dann ist er weggegangen!“
Die Männer fassten sich an den Kopf, fühlten den Sand und waren ratlos. Was sollten sie nun machen? Sie warteten weiter bis zum
Morgen.
Als Ali bei Tagesanbruch aufstand und aus dem Haus kam, stellten sie verblüfft und enttäuscht fest, dass der Unbekannte recht gehabt hatte. Sie fuhren Ali an, ob er wisse, wo Muhammad sei. Doch Ali wusste es nicht. Damit war der Anschlag fehlgeschlagen.
Dem Propheten wurde später offenbart, dass Allah die Intrigen der Ungläubigen niemals gelingen lässt
Abu Bakr hatte bereits vor Einbruch der Nacht Vorbereitungen für den Aufbruch getroffen. Sobald der Prophet ankam, kletterten beide durch ein Fenster auf der Rückseite des Hauses.
Als sie Mekka verließen, drehte er sich noch einmal um und warf einen letzten Blick auf seine geliebte Stadt. Dabei sprach er: „Auf Allahs Erde bist du Allah und mir der am meisten geliebte Ort. Hätte mein Volk mich nicht verbannt, hätte ich dich nicht verlassen!
Inzwischen hatten Abu Dschahl und seine Männer Abu Bakrs Haus erreicht. Als Asma’ ihnen die Tür öffnete, fragten sie, wo ihr Vater sei. Sie antwortete, dass sie es nicht wisse. Da versetzte Abu Dschahl ihr eine solch starke Ohrfeige, dass ihr Ohrring sich löste und zu Boden fiel.
‘Amir war ein Schäfer, der für die Mekkaner Schafe hütete. Er war ein ehemaliger Sklave, der, wie viele andere Sklaven auch, von Abu Bakr gekauft und freigelassen worden war. Er folgte ihnen mit seinen Schafen und verwischte so ihre Spuren, bis der Prophet und Abu Bakr eine Höhle im Berg Thaur, südlich von Mekka, erreicht hatten.
Nachdem Abu Dschahl wieder gegangen war, machte sich Asma’ mit ihrem Bruder Abdullah auf den Weg zur Höhle, um ihrem Vater und dem Propheten Essen zu bringen, und um ihnen zu berichten, dass die Quraisch eine Belohnung von hundert Kamelen für denjenigen ausgesetzt hätten, der den Propheten tot oder lebendig fände und nach Mekka zurückbrächte.200 Die meisten Verfolger suchten im Norden nach ihm, weil das die Richtung war, in der Medina lag. Einige wenige kamen aber auch auf die Idee, dass er einen Umweg genommen haben könnte, und suchten im Süden.
Abu Bakr und der Prophet versteckten sich in der Höhle, wo sie drei Tage blieben. Einmal während dieser Zeit drangen Stimmen zu ihnen, die immer näher kamen. Es waren Männer aus Mekka. Sie blieben vor der Höhle stehen und unterhielten sich miteinander. Abu Bakr machte sich Sorgen und flüsterte: „Wenn einer von ihnen zu seinen Füßen blickt, dann sieht er uns!“ Der Prophet beruhigte ihn: „Was, Abu Bakr, hältst du von Zweien, bei denen Allah der Dritte ist?“ Er meinte Abu Bakr und sich selbst.
Die Verfolger waren erschöpft und hatten die Hoffnung, den Propheten zu finden, längst aufgegeben. Sie entdeckten ihn und Abu Bakr nicht.
Zur vereinbarten Zeit erschien Asma’ mit ihrem Bruder Abdullah. ‘Amir war auch gekommen, diesmal aber ohne seine Schafe, denn er
sollte den Propheten und Abu Bakr auf ihrer Hidschra – ihrer Auswanderung nach Medina – begleiten. Er brachte Abdullah Bin Arqat mit, dem Abu Bakr zuvor die zwei Kamele anvertraut hatte, welcher dieser für die lange Reise gut gefüttert hatte.
Asma’ nahm ihren Gürtel ab und schnitt ihn in zwei Teile. Den einen behielt sie für sich, und mit dem anderen befestigte sie das Essen am Sattel ihres Vaters. Deshalb wird sie auch „Dhat An-Nitaqain – die mit den zwei Gürteln“ genannt. Ibn Arqat führte die kleine Gruppe nach Westen bis zum Roten Meer, an dessen Ufer sie eine Weile entlangritten, um dann den Weg nach Norden einzuschlagen
Über die weitere Verfolgung des Propheten berichtet Suraqa Bin Malik: „Die Boten der Quraisch kamen zu uns und gaben den Preis bekannt, der demjenigen gezahlt werden sollte, der den Gesandten Allahs und Abu Bakr tötete oder gefangen nahm. Ich war gerade in einer der Versammlungen meines Stammes, der Bani Mudladsch, als einer unserer Männer hereinkam, sich vor uns stellte und sagte: ‚O Suraqa, ich habe soeben ein paar Leute gesehen, die an der Küste entlangzogen. Ich glaube bestimmt, dass es Muhammad und seine Gefährten sind!‘ Ich dachte zwar dasselbe, aber gab ihm ein Zeichen zu schweigen und sagte: ‚Nein, das sind sie nicht; du sahst nur den Soundso und den von der Sippe Soundso. Wir haben gesehen, dass sie losgezogen sind.‘ Ich blieb noch eine Weile in der Versammlung, stand dann aber auf und ging nach Haus. Ich befahl meiner Sklavin, meine Stute zu holen, die hinter einem Hügel stand, und sie für mich bereitzuhalten. Dann nahm ich meinen Speer und verließ das Haus durch die Hintertür. Alsich mein Pferd erreichte, stieg ich auf und setzte es in Galopp. Ich ritt sehr schnell, bis ich ihnen immer näher kam. Da strauchelte die Stute, und ich fiel hinunter. Schnell stand ich wieder auf und zog aus meinem Köcher Lospfeile, die ich auslegte, um eine Weisung von ihnen zu erhalten, ob ich dem Propheten und seinem Begleiter Schaden zufügen sollte oder nicht. Das Zeichen, das ich erhielt, stimmte ganz und gar nicht mit meinem Wunsch überein. Deshalb handelte ich entgegen dem Vorzeichen der Lospfeile und verfolgte sie weiter.
Abu Bakr schien etwas zu hören, denn er sah sich häufig um. Plötzlich sanken die Vorderbeine meiner Stute bis zu den Knien ein und ich fiel wieder runter. Ich schimpfte sie aus und sie erhob sich, konnte aber ihre Beine kaum aus dem Sand befreien. Als sie dann endlich aufrecht stand, sah ich aus den Löchern, in denen ihre Vorderbeine gesteckt hatten, eine Staubwolke wie eine Rauchsäule bis zum Himmel hinaufsteigen. Ich nahm die Lospfeile wieder zu Hilfe, und das Zeichen, welches sie mir gaben, entsprach wieder nicht meinem Wunsch. So rief ich den Männern, die ich verfolgte, zu, sie mögen anhalten, ich sei für sie keine Gefahr mehr. Sie blieben stehen, und ich ritt zu ihnen. Aufgrund der Hindernisse, die zwischen mir und ihnen überwunden worden waren, hegte ich inzwischen die Vermutung, dass die Botschaft des Gesandten Allahs doch wahr war und seine Sache Erfolg haben würde.Ich sagte zu ihm: ‚Deine Leute haben ein Blutgeld für dich ausgesetzt!
Ich erzählte, was die Mekkaner mit ihnen vorhatten. Auch bot ich ihnen Reiseproviant und andere Gegenstände an, die sie jedoch nicht annahmen. Sie baten nur: ‚Halte unsere Sache geheim!‘
Darauf fragte ich den Propheten, ob er mir ein Schriftstück mit der Zusage über meine Sicherheit schreiben könne, und er ließ es für mich von ‘Amir auf ein Stück Leder schreiben.
Während seiner Flucht empfing der Prophet eine Offenbarung, in der Allah ihm versprach: „Siehe! Er, der dir den Koran auferlegte, wird dich wieder zurückbringen!
Unterwegs trafen sie auf Abu Bakrs Cousin Talha. Dieser war in Medina und hatte die Ruhelosigkeit und Freude der Leute erlebt, die
dort auf den Propheten warteten. Denn sie hatten gehört, dass er von Mekka aufgebrochen sei. Sie pflegten täglich vormittags ins Freie zu gehen und auf ihn zu warten. Sie blieben so lange, bis die Mittagshitze sie in ihre Häuser zwang. Eines Tages waren sie schon wieder in ihre Häuser gegangen, als ein Jude auf das Dach eines hohen Gebäudes stieg, um Ausschau zu halten. Da erblickte er in der Ferne den Gesandten Allahs und seine Gefährten. Er rief so laut er konnte: „Ihr Araber! Da kommt euer Oberhaupt, auf das ihr wartet!“.
Auf diesen Ruf hin strömten die Männer, Frauen und Kinder jubelnd hinaus. Sie empfingen den Gesandten Allahs, als er noch weit entfernt war. Er hielt zuerst beim Stamm der Bani ‘Amr Bin Awf im Dorf Quba an
Die neuen Muslime aus Medina hatten weder den Propheten noch Abu Bakr je zuvor gesehen. Da Muhammad sehr viel jünger aussah als Abu Bakr, verwechselten sie die beiden und begrüßten zuerst Abu Bakr, den sie für den Propheten hielten.
Erst als die Sonne höher stieg und Abu Bakr sich zu Muhammad begab, um ihn mit seinem Gewand zu schützen, klärte sich der Irrtum auf und alle erkannten den Gesandten Allahs.
Er erhob sich und sprach zu ihnen: „Ihr Leute, grüßt einander mit dem
riedensgruß, gebt den Hungernden zu essen, ehrt eure Familien und betet in der Nacht, wenn die Menschen schlafen! Dann werdet ihr das Paradies in Frieden betreten!“
Worte Muhammads gehört. Später sagte er: „Als ich das Gesicht des Propheten sah, wusste ich, dass dies nicht das Gesicht eines Lügners ist.“
Viele Menschen kamen nach Quba, um den Propheten zu begrüßen; unter ihnen auch ein Perser namens Salman. Dieser war schon als junger Mann nach Syrien und in den Irak gereist, wo er bei christlichen Gelehrten studiert und den christlichen Glauben angenommen hatte. Sein letzter Lehrer hatte auf dem Sterbebett zu ihm gesagt, dass die Zeit des erwarteten Propheten nahe sei, der mit der Religion Abrahams kommen und in Arabien aus seiner Heimat vertrieben werden würde. Seine Zeichen seien nicht zu übersehen: Von Geschenken würde er essen, aber nicht von Almosen, und zwischen seinen Schultern sei das Siegel der Prophetenschaft.
Salman erzählt seine Geschichte weiter: „Ich hatte Händler mit meinen Kühen und meinem restlichen Geld dafür bezahlt, dass sie mich nach Arabien bringen. Doch sie betrogen mich und verkauften mich als Sklaven an einen jüdischen Händler. Nach einer Weile wurde ich an den jüdischen Stamm der Bani Quraida verkauft, die in Medina lebten. So kam ich am Ende doch noch nach Arabien. Mein Besitzer hatte einen Verwandten in Quba. Dieser kam nach Medina und berichtete, dass der Prophet in Quba angekommen sei. Bei Allah, ich war gerade oben auf einer Palme und arbeitete für meinen Besitzer, während dieser darunter saß. Ich hörte, dass sie sich über die Chazradsch wunderten, weil diese sich um einen Propheten scharten, der aus Mekka gekommen war und sich gerade in Quba befand.
Als ich das hörte, begann ich am ganzen Körper zu zittern, so dass ich fürchtete, ich würde vom Baum fallen. Ich stieg von der Palme hinab und ging zu dem Mann, um ihn zu befragen.
Darüber ärgerte sich mein Besitzer, schlug mir heftig ins Gesicht und schickte mich wieder an die Arbeit. Es gelang mir aber, noch am selben Abend mit etwas Essen, das ich aufgespart hatte, zum Propheten nach Quba zu laufen.
Als ich bei ihm ankam, sagte ich ihm, ich hätte gehört, dass er ein rechtschaffener Mensch sei und auch mittellose Gefährten bei sich habe, die mit ihm von dem, was ich als Almosen anbot, essen sollten. Der Prophet sagte zu seinen Gefährten: ‚Esst davon‘; er selber aber nahm nichts.“
Nun war Salman gespannt, ob er auch die anderen Zeichen zu sehen bekommen würde. Er stellte einige Dinge zusammen, die er später, als der Prophet in Medina war, zu ihm brachte. Er sagte: „Ich habe gesehen, dass du nicht von Almosen isst, dies ist aber etwas, das ich dir schenken möchte!“ Als der Prophet Muhammad davon aß und zugleich seinen Gefährten etwas abgab, hatte Salman ein weiteres Zeichen. Schließlich sah er ihn auf dem Friedhof von Baqi‘ in Medina bei einer Beerdigung. Er grüßte ihn und beugte sich neugierig nach hinten, um seinen Rücken zu sehen.
Da der Prophet wusste, was Salman so interessierte, nahm er sein Obergewand ab, und Salman erblickte das Siegel der Prophetenschaft, das ihm sein Lehrer einst beschrieben hatte. Betroffen und weinend küsste er das Siegel auf Muhammads Rücken und verkündete seinen Islam.
Der Prophet blieb einige Tage beim Stamm der Bani ‘Amr Bin Awf. Während dieser Zeit legte er in Quba das Fundament der ersten
islamischen Moschee Auch Ali, der drei Tage gebraucht hatte, um alle Wertsachen, die dem Propheten anvertraut worden waren, an ihre Besitzer zurückzugeben, war inzwischen aus Mekka eingetroffen.
Salman blieb zunächst in seinem Status als Sklave des Juden. Wie er davon freikam, berichtet er selbst: „Schließlich teilte der Gesandte mir mit, dass ich mit meinem Herrn einen Freilassungsvertrag abschließen solle! So forderte ich dies so oft von meinem Herrn, bis er endlich einwilligte und mit mir einen Vertrag auf Freilassung unter der Bedingung abschloss, dass ich ihm als Gegenleistung dreihundert junge Dattelpalmen pflanze und vierzig Unzen Silber zahle.
Als der Gesandte von diesen schweren Bedingungen erfuhr, sagte er zu seinen Gefährten: ‚Helft eurem Bruder beim Beschaffen der jungen Palmen!‘ So half jeder nach seinen Kräften mit. Darauf sagte der Prophet: ‚Salman, geh hin und grabe Löcher für die Palmen! Und wenn du fertig bist, benachrichtige mich, so werde ich sie dann mit meinen eigenen Händen einsetzen.‘ Da machte ich mich also an die Arbeit, wobei mir einige Gefährten des Propheten halfen, bis wir dreihundert Löcher vorbereitet hatten. Der Gesandte begann dann, die Palmen mit seiner Hand einzusetzen, die Erde über den Wurzeln zu glätten und für sie den Segenswunsch zu sprechen, bis er mit allen fertig war. Danach blieben nur noch die vierzig Unzen Silber zu zahlen. Als der Gesandte eines Tages mit seinen Gefährten zusammen war, brachte ihm jemand ein Goldstück in der Größe eines Hühnereis, das er dem Propheten als Almosen gab. Der Prophet sagte: ‚Was macht eigentlich der arme Perser mit seinem Freilassungsvertrag? Er soll zu mir kommen!‘ Als ich mich bei ihm einfand, sagte er zu mir: ‚Geh mit diesem Goldstück und bezahle damit, was du an Schulden noch zu zahlen hast!‘“