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Ein gesegnetes Haus
Hdschar sollte nicht mehr erleben, wie Abraham und Ismael die Kaaba, das Haus Allahs, erbauten: Kaum hatte ihr Sohn das Jugendalter erreicht, da starb sie. Nachbarn vom Stamme der Dschurhum gaben Ismael eine ihrer Töchter zur Frau, die fortan das Leben mit ihm teilte.
Eines Tages kam Abraham und verkündete seinem Sohn, dass Allah ihnen beiden befohlen habe, Sein Haus in der Mitte des Tales von
Mekka zu bauen. Der Bau sollte auf Fundamenten errichtet werden, die sich schon dort befanden.
Abraham und Ismael arbeiteten hart, um den schwierigen Auftrag auszuführen. Als die zwei Männer die Grundmauern der Kaaba errichtet hatten, bat Abraham: „Unser Herr, nimm es von uns an; denn wahrlich, Du bist der Allhörende, der Allwissende!“
Voller Eifer rief Abraham nun die Menschen zum Glauben an Allah undzur Pilgerfahrt zu Seinem heiligen Haus auf und gründete damit das Zentrum der reinen Religion des Einzigen Gottes. Für die Zukunft vertraute er das Haus seinem Sohn an und erklärte ihm, wie er den Gläubigen die Riten und Handlungen der Pilgerfahrt beibringen sollte – so, wie Allah es ihn gelehrt hatte.
Schließlich kehrte Abraham nach Kanaan zurück. Ismael hütete die Kaaba, und nach ihm hüteten sie seine Kinder und deren Onkel von den Dschurhum. Die Zeit verging; eine Generation folgte auf die andere, so wie die Tage.
und Nächte aufeinander folgen. Unterdessen hatten sich manche von Ismaels Nachkommen auf der arabischen Halbinsel zerstreut, während andere in Mekka geblieben waren. Doch statt an der reinen Religion Allahs, zu der Abraham sie aufgerufen hatte, estzuhalten, vergaßen sie viele. Nach und nach wurden Götzen und Götterbilder aufgestellt. Das Haus Allahs, des Einen, Einzigen Gottes, wurde zu einem Ort der Götzenanbetung. Menschen aus allen Gegenden der Halbinsel pilgerten hierher, um den Götzen Opfergaben und Schlachtopfer darzubringen.
Kaum noch etwas erinnerte an die edle Absicht, mit der Abraham und Ismael die Kaaba im Auftrag Allahs erbaut hatten.
Dieser traurige Zustand erreichte seinen Höhepunkt, als die Obhut der Stadt an Mudad Bin ‘Amr vom Stamme der Dschurhum überging.
Seine Herrschaft erfüllte alles andere als den Zweck, die Kaaba in Ehren zu halten. Vielmehr wurde sie dermaßen vernachlässigt, dass
einige Bewohner Mekkas es wagten, die Gaben, die dem Haus für die Armen dargebracht worden waren und in seinem Innern aufbewahrt wurden, zu stehlen. Sie schreckten nicht einmal davor zurück, Krieg zu führen in Mekka, dem Ort des Friedens. Die süße, reine Quelle Zamzam war den Menschen längst gleichgültig geworden – sie betrachteten sie als einen gewöhnlichen Brunnen. Auch war ihr Wasser inzwischen erschreckend knapp.
Dies alles weckte die Aufmerksamkeit einiger der Nachbarstämme Mekkas, die seine unachtsamen und nachlässigen Bewohner vertrei-ben und sich des Brunnens bemächtigen wollten.
So stürzten sich die Stämme von Chuza‘a auf die Dschurhum und griffen sie an. Der erbitterte Kampf forderte so manches Opfer. Bald zeigte sich, dass die gut gerüsteten Eindringlinge den überraschten Dschurhum weit überlegen waren. Als Mudad Bin ‘Amr sah, dass seine Herrschaft zu Ende ging und Mekka in die Hände der Chuza‘a fallen würde, begriff er, dass es keinen anderen Ausweg gab, als Mekka zu verlassen. Wehmütig grub er den heiligen Brunnen tiefer, versenkte die für die Kaaba gestifteten Geschenke darin und schüttete die Stelle sorgfältig mit Sand zu, bis nichts mehr an den Brunnen erinnerte. SchwerenHerzens verließ er die Stadt. Als er ging, hoffte er inbrünstig, eines Tages die Herrschaft über Mekka zurückgewinnen zu können. Mekka aber ging in die Hände der Chuza‘a über.