1. Artikel
  2. Muhammad Die faszinierende Lebensgeschichte des letzten Propheten
  3. Die Schlacht von Badr

Die Schlacht von Badr

Auther : Mohamed Mohanad Abu Kalam
2184 2022/02/07 2024/12/21

Der Prophet hatte erfahren, dass die Quraisch eine Armee mobilisiert hatten, die sich in Richtung der Muslime bewegte. Er beriet sich

mit seinen Gefährten, wie nun vorzugehen sei. 

Die Truppe, die von Medina ausgezogen war, um die Karawane abzufangen, war als Expedition gedacht, daher waren nicht alle kampffähigen Männer dabei. Sie hatten nicht damit gerechnet, gegen eine Armee antreten zu müssen.

Dem Propheten und seinen Anhängern war bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs der mekkanischen Truppen auf Medina groß war. 

Nun standen sie vor der Entscheidung, sich dem Feind zu stellen oder nach Medina zurückzukehren und die Quraisch dort zu  rwarten. Der Prophet zog seine Gefährten zu Rate. Abu Bakr, Umar und Al-Miqdad234 sprachen für die Auswanderer. Sie waren der Ansicht, dass der Angriff der Mekkaner außerhalb Medinas abgewehrt werden müsse. Al-Miqdad sagte: 

„O Gesandter Allahs! Gehe dorthin, wohin Allah dir den Weg zeigt. Und wir sind mit dir. Wir werden nie sagen, wie die Kinder Israels zu Moses sprachen: ‚Gehe doch du hin und dein Herr, und kämpft ihr beide! Wir bleiben hier sitzen.‘235 Nein, wir sagen dir: ‚Gehe doch, du mit deinem Herrn, und kämpft ihr beide! Wir werden zusammen mit euch kämpfen!‘“ Der Prophet segnete ihn. Dann sagte er zu den Helfern: „Ihr Leute, gebt mir einen Rat!“ Saad Bin Mu‘adh, ihr Anführer, fragte: „Bei Allah, das klingt so, als ob du uns meintest, o Gesandter Allahs?“ Der Prophet sagte: „Ja!“ Saad sagte: „Wahrlich, wir glauben an dich und bezeugen, dass das, womit du gesandt bist, die Wahrheit ist. Darauf 

haben wir den Treueid geschworen, um dir zu gehorchen. Also tue, was du möchtest, und wir sind mit dir! Ich schwöre bei Dem, Der dich mit der Wahrheit sandte, auch wenn du uns den Befehl geben würdest, das Meer zu durchqueren, würden wir dir folgen, und kein einziger Mann von uns würde zurückbleiben. So führe uns mit Allahs Segen!“

Diese Worte erfreuten den Propheten. Er rief: „Dann zieht weiter! Und seid frohen Mutes, denn Allah, der Höchste, hat mir versprochen, dass wir eines von beiden bekommen: die Karawane oder den Sieg über das Heer der Quraisch. Und bei Allah, mir ist so, als würde ich schon das besiegte Volk sehen!“ 

Sie rüsteten sich und brachen auf. Der Prophet und seine Gefährten hatten nur siebzig Kamele, auf denen sie abwechselnd ritten.
Muhammad teilte den Rücken seines Kamels mit Ali und Marthad. Er wollte nicht die ganze Zeit reiten und andere zu Fuß gehen lassen 

Als sie in der Nähe von Badr238 lagerten, sandte der Prophet am Abend Az-Zubair und Saad Bin Abi Waqqas239 mit anderen Männern zum Brunnen von Badr, um Ausschau zu halten. Dort trafen sie zwei Sklaven, die Wasser für die Quraisch holen wollten. Sie nahmen die beiden mit und begannen sie zu befragen, während der Prophet noch sein Gebet verrichtete.

Az-Zubair und Saad hofften aber, dass die beiden zur Karawane Abu Sufyans gehörten, deshalb schlugen sie die Männer, bis sie sagten, sie seien für Abu Sufyan unterwegs. Erst dann ließen sie die beiden in Ruhe Nachdem er sein Gebet beendet hatte, tadelte sie der Prophet: „Als sie euch die Wahrheit sagten, habt ihr sie geschlagen und alssie dann logen, habt ihr sie in Ruhe gelassen. Bei Allah, sie sagten die Wahrheit, sie gehören zu den Quraisch.“ Dann fragte er die beiden freundlich, wo die Quraisch seien.

„Bei Allah, sie sind hinter jenem Hügel, den du dort neben dem Tal 

siehst.“

Der Prophet fragte: „Wie viele?“

„Viele.“

Da sie mit Zahlen offenbar wenig anfangen konnten, fragte er: „Wie viele Kamele schlachten sie jeden Tag?“ „Manchmal neun, manchmal zehn“, antworteten sie. „Dann sind es zwischen neunhundert und tausend Menschen“, schätzte der Prophet. „Welche Edlen der Quraisch sind dabei?“ „Abu Dschahl, Umayya, ‘Amr Bin Abd Wudd, Nadir, Utba, Schayba, Abul Bachtari, Hakim, Naufal, Harith …“ Als der Prophet diese bedeutenden Namen hörte, wandte er sich zu  seinen Gefährten und sprach: „Mekka hat seine besten Männer geschickt!“240 Die beiden Armeen marschierten zu den Brunnen von Badr.

Die Muslime erreichten sie zuerst und begannen, ihr Lager vor den Brunnen aufzuschlagen, so dass diese zwischen ihnen und dem Feind lagen. Einer der Gefährten, Hubab Bin Al-Mundhir, fragte den Propheten: „Ist dies ein Lagerplatz, welcher dir von Allah befohlen wurde?“ Der Prophet verneinte. Daraufhin sagte Hubab: „Dann ist dies kein guter Lagerplatz. Lass das Lager hinter den Brunnen aufschlagen, so haben wir Wasser und die Quraisch nicht!“ Der Prophet folgte dem Rat Hubabs. Damit hatten sie sich einen Vorteil gesichert. In der Nacht vor der Schlacht hatte Dschuhaym Bin As-Salt von der Sippe der Muttalib einen Traum: „Ich hatte einen Traum zwischen Schlafen und Wachen; ich sah, wie ein Mann, der auf einem Pferd ritt, sich näherte und stehenblieb. Er hatte ein Kamel bei sich und sagte: ‚Utba und Schayba, Abu Dschahl und Umayya sind getötet worden!‘“ 

Er nannte noch einige Männer und fuhr fort: „Dann stach er das Kamel mit seinem Dolch und ließ es durch das Heer laufen. Es gab kein Zelt im ganzen Lager, dass nicht mit Blut befleckt wurde!“ Als er seinen Traum Abu Dschahl erzählte, rief dieser: „Da haben wir also noch einen Propheten unter den Söhnen Muttalibs! Morgen, wenn wir aufeinandertreffen, wird er wissen, wer getötet wird!“241 Inzwischen hatte Abu Sufyan seine Karawane in Sicherheit gebracht. 

Er schickte einen Boten zu den Quraisch und ließ ihnen ausrichten: „Ihr seid unterwegs, um die Karawane, die Männer und eure Güter zu retten. Sie wurden bereits gerettet, nun kehrt wieder um!“ Abu Dschahl aber widersprach: „Nein! Wir werden nicht umkehren, bevor wir Badr erreicht haben! Wir wollen drei Tage dortbleiben, Kamele schlachten, essen, Wein trinken, und die Sklavinnen sollen für uns singen. Die Araber werden von unserer Versammlung hören.

Danach werden sie uns für immer schätzen. Geht nur weiter!“ Achnas jedoch ermahnte seine Leute, nicht auf Abu Dschahl zu hören und kehrte mit ihnen zurück nach Mekka.242 Gleich danach kehrte auch Talib mit den Bani Haschim zurück. Einige Männer der Quraisch stritten sich deshalb mit ihnen und beschuldigten sie: „Wir wissen, dass ihr Zuneigung für Muhammad empfindet, obwohl ihr mit uns hierhergekommen seid.“ Auch Utba Bin Rabi‘a, der zwar ein Gegner des Propheten war, einem Kampf aber dennoch kritisch gegenüberstand, machte noch einen Versuch, seine Leute zur Vernunft zu bringen: „In diesem Krieg wird es keinen Gewinner geben! Selbst wenn ihr Muhammad und seine Gefährten besiegt, so werdet ihr euch später nicht mehr ins Gesicht sehen können. Die Männer da drüben sind eure Verwandten! Nach dem Kampf werdet ihr euch gegenseitig dafür hassen, dass ihr eure Verwandten getötet habt. Kehrt lieber um!“  

Aber Abu Dschahl beschimpfte Utba als Feigling: „Er hat es mit der Angst243 bekommen, als er Muhammad und seine Gefährten gesehen hat. Aber nein, wir werden nicht zurückkehren, bis nicht Allah zwischen uns und Muhammad entschieden hat. Utba hat nur gesehen, dass Muhammad und seine Gefährten so wenige sind, dass sie von einem Kamel satt werden können.244 Und weil sein eigener Sohn Abu Hudhayfa unter ihnen ist, hat er nun Angst um ihn.”

Als es Nacht wurde, „senkte Allah einen friedlichen Schlaf auf die Gläubigen“245 , aus welchem sie frohen Mutes erwachten. Die Sonne stieg aus dem Dunst – der Morgen der Schlacht brach an. Die Quraisch rückten näher und begannen sich auf dem Hügel zu postieren. Als sie den Gipfel erreicht hatten und der Prophet die stark be waffneten Truppen, die nach Blutvergießen riefen, zahlreich in Richtung Badr herabkommen sah, rief er aus: „O Allah, dies sind die Quraisch, die in ihrer Überheblichkeit und ihrem Hochmut gekommen sind und Dich und Deinen Propheten verleugnen. O Allah, gib uns Deine Hilfe, die Du mir versprochen hast! O Allah, vernichte sie am heutigen Morgen!“

Die Quraisch schlugen ihr Lager am Fuß des Hügels auf und sahen die wenigen Muslime, die ihnen gegenüber zahlenmäßig weit unterlegen wirkten. Sie schickten Umair Bin Wahb als Kundschafter, um herauszufinden, ob noch weitere Verstärkung da wäre. Er kehrte zurück und gab bekannt, dass in der ganzen Gegend keine anderen Muslime seien, außer denen, die man sah.

Der Prophet begann die Reihen der Gläubigen zu ordnen, wobei er einen Pfeil in der Hand trug. Einem Helfer namens Sawad, der von der Reihe abwich, tippte er mit dem Pfeil auf den Bauch. „Steh gerade, Sawad!“

„O Gesandter Allahs, du hast mir wehgetan! Weil Allah dich mit Wahrheit und Gerechtigkeit gesandt hat, gib mir mein Recht zurück!“ Ohne zu zögern gab der Prophet Sawad seinen Pfeil, entblößte seinen Bauch und forderte ihn auf, er solle sich rächen. Sawad umarmte den Propheten und küsste seinen Bauch. Der Prophet fragte ihn nach dem Grund für sein Verhalten. Sawad antwortete: „O Gesandter Allahs, du siehst, was uns erwartet. Ich will, dass bei meiner letzten Gelegenheit, mit dir zusammen zu sein, meine Haut die deine berührt.“ Da betete der Gesandte für ihn um Segen

Als dieMekkaner noch deutlichersahen, wie klein die Zahl der nur leicht bewaffneten Muslime war, jubelten sie siegesgewiss. Muhammad war klar, dass die Zahl der Mekkaner um ein Vielfaches größer war als die seiner eigenen Leute. Er zog sich zurück, um Allah um die Hilfe zu bitten, die Er ihm versprochen hatte. Der Prophet fiel in einen leichten Schlaf und empfing die Kunde vom Sieg. Er sagte zu Abu Bakr: „Abu Bakr, dir ist der Sieg Allahs gekommen! Hier ist Gabriel, der die Zügel eines Pferdes hält, auf dessen Zähnen Staub ist!“247 Der Prophet wusste nun, dass die Muslime göttliche Hilfe bekommen würden. Allah hatte versprochen, ihnen Engel zu senden.

Utba Bin Rabi‘a konnte die Schlacht jetzt nicht mehr verhindern. Seine Unsicherheit war immer noch so groß, dass er an Umkehr dachte. Die Quraisch jedoch beharrten auf ihren üblen Plänen. Al-Aswad Bin Asad von den Bani Machzum, ein berüchtigter Krieger, der sich bereits des Sieges sicher fühlte, trat als erster von den Quraisch hervor und rief: „Ich verspreche, aus ihrem Becken zu trinken oder es zu zerstören oder zu sterben!“ 

Doch bevor er sich dem Becken nähern konnte, traf ihn Hamza, der Onkel des Propheten, mit einem Schwerthieb am Bein. Blutend sank er auf den Rücken nieder. Er kroch zum Becken und warf sich hinein, um sein Gelübde zu erfüllen. Hamza folgte ihm und schlug ihn erneut, bis er ihn tötete.

Nach ihm rückte Utba mit seinem Bruder Schayba und seinem Sohn Walid vor und forderte die Muslime zum Duell auf. Drei junge Ansar, also Helfer aus Medina, sprangen vor. Die Quraisch aber riefen: „Wer seid ihr?“

„Männer von den Ansar!“ 

„Männer von den Ansar!“ „Wir brauchen euch nicht! Muhammad! Schicke unseresgleichen aus unserem Stamm!“
Der Prophet rief: „Steh auf, Ubayda Bin Al-Harith249 , steh auf, Hamza, und steh auf, Ali!“ Die Quraisch riefen: „Ja! Sie sind uns ebenbürtig und edel.“ Ubayda – er war der Älteste – kämpfte gegen Utba, Hamza gegen Schayba und Ali gegen Walid.

Nach einem kurzen Kampf hatten Hamza und Ali ihre Gegner getötet. Ubayda und Utba schlugen sich gegenseitig und fielen  verwundet zu Boden. Dann kamen Hamza und Ali hinzu und töteten Utba. Sie brachten Ubayda zu ihren Gefährten. Jetzt griffen die Quraisch an. Der Prophet rief: „Erst wenn die Leute nah genug sind, überschüttet sie mit Pfeilen!“ Beide Seiten beschossen sich mit Pfeilen; als erster Muslim wurde Mihdscha, ein ehemaliger Sklave, durch einen Pfeil getötet; ein weiterer traf Haritha, einen jungen Mann aus Medina, als er aus dem Becken Wasser trank. Da rief der Prophet seinen Leuten zu: „Bei Dem, in Dessen Hand Muhammads Seele ist, jeder Mann, der heute geduldig und im Streben nach Allahs Lohn stirbt, der vorwärtsschreitet und nicht rückwärts, den wird Allah ins Paradies eintreten lassen!“

Unter den Quraisch war auch Abul-As, der Schwiegersohn des Propheten, der Gatte seiner Tochter Zaynab. Aufgrund  seiner Redlichkeit und Güte war er einer der geachtetsten Männer in Mekka. Er war ein Neffe Chadidschas, die ihn wie einen eigenen Sohn geliebt hatte. Der Prophet klärte seine Gefährten auf: „Ich weiß, dass es einige unter den Bani Haschim und auch andere gibt, die nicht freiwillig gekommen sind und kein Interesse daran haben, uns zu bekämpfen!“ Er nannte viele Namen von Männern, die im Kampf nicht getötet werden sollten.

Der Prophet hob eine Handvoll Sand auf und rief: „Erniedrigt werden sollen diese Gesichter!“ Dann warf er mit dem Sand nach den Feinden und gab den Befehl zum Gegenangriff.

Als sie sich in den Kampf warfen, spürten die Gläubigen eine gewaltige Kraft, die sie vorantrug. Viele von ihnen erblickten weißgekleidete Männer, die auf himmlischen Pferden neben ihnen durch die Luft sprengten und mit ihnen gegen den Feind vorstießen. Es schien, als sei das Heer der Gläubigen auf wunderbare Weise verdoppelt, ja verdreifacht. Während Abu Dawud Almazny einen Götzendiener verfolgte, sah er, wie dessen Kopf abgetrennt wurde, durch eine andere Kraft, schon bevor er ihn erreichte 

Ibn Abbas berichtet, dass ein Mann aus dem Stamm Ghifar erzählte: „Ich kletterte mit meinem Cousin auf einen Hügel, um Badr zu beobachten und danach mit den Siegern an der Verteilung der Beute teilzunehmen. Als wir uns auf dem Hügel befanden, waren wir plötzlich von einer Wolke umgeben und hörten Pferdegewieher. Mein Cousin fiel zu Boden und sein Herz zersprang vor Angst, so dass er auf der Stelle tot war. Beinahe wäre auch ich gestorben.“

Die Quraisch wurden von Entsetzen gepackt. Eine grenzenlose Angst überfiel sie, so dass sie trotz ihrer zahlenmäßigen Übermacht zu fliehen begannen. Die Muslime, die spürten, dass sie in diesem Gefecht nicht allein waren, gewannen an Hoffnung und Mut. Etwa siebzig Männer der Quraisch wurden getötet und etwa ebenso viele gefangen genommen, unter ihnen Abul-As, der Schwiegersohn Muhammads. 

Mehr als achthundert Mekkaner flüchteten – sie konnten sich allerdings jederzeit neu ordnen und zurückkommen. Die Muslime verloren nur vierzehn Männer. Sie hatten den Kampf trotz der Übermacht des Feindes gewonnen! Als der Sieg der Gläubigen sicher war und es danach aussah, dass die Quraisch sich nicht neu formieren würden, schickte der Prophet Abdullah Bin Rawaha und Zaid Bin Haritha mit der Botschaft des Sieges nach Medina.

Usamah Bin Zaid berichtet: „Wir hatten gerade Ruqayya, die Tochter des Propheten, die Frau Uthmans, beerdigt, als mein Vater Zaid in Medina ankam. Ich erreichte ihn, als er von Menschen umgeben auf dem Gebetsplatz stand und rief: ‚Getötet sind die Führer der Quraisch: 

Utba, Schayba, Abu Dschahl, Zama‘a, Umayya253 und die beiden Söhne des Al-Hudschadsch, Nabih und Munabbih!‘“ Der Prophet beriet nun mit seinen Gefährten, was sie mit den Gefangenen machen sollten. Abu Bakr schlug vor, sie mit nach Medina zu nehmen und gegen ein Lösegeld freizulassen. Sie waren ja trotz all ihrer Verbrechen die Verwandten und Stammesangehörigen der Auswanderer. Umar hingegen war dafür, sie wegen ihrer Verbrechen hinzurichten, denn an ihren Händen klebte das Blut der gequälten und getöteten Muslime aus Mekka. Zwar hatten die Muslime eine Schlacht gewonnen, nicht aber den Krieg, welchen die Quraisch sicher noch weiter anheizen würden. Alle freigelassenen Mekkaner würden somi weiterhin eine Gefahr für die Muslime darstellen. Der Prophet aber stimmte Abu Bakr zu

Die Einzigen, die nach diesem Beschluss noch ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden, waren Nadr Bin Al-Harith und Uqba Bin Abi Mu‘it, wegen ihrer schweren Verbrechen und ihrer Grausamkeit den Menschen gegenüber.

Muhammad erreichte Medina wenige Tage später, kurz bevor man die Gefangenen brachte. Er verteilte sie an seine Gefährten und trug ihnen auf, sie gut zu behandeln. Die Muslime teilten ihr Essen und ihre Wohnungen mit ihnen.255 Diejenigen von den Gefangenen, die das Lösegeld zahlten, wurden freigelassen, andere, die sich das Lösegeld nicht leisten aber lesen und schreiben konnten, bekamen die Aufgabe, stattdessen jeweils einige Kinder der Muslime das Lesen und Schreiben zu lehren.256 Viele von ihnen wurden aber auch ohne Lösegeld freigelassen.

Gespannt saß Abu Lahab im großen Zamzam-Zelt in Mekka, als Abu Sufyan eintraf. Er rief: „Setz dich zu mir, mein Neffe, und berichte, was mit den Leuten passiert ist!“ Von den Ereignissen in Badr erschüttert, erwiderte Abu Sufyan: „Bei Allah, es gibt nichts zu sagen, außer dass wir, sobald wir auf die Leute trafen, ihnen sofort wieder den Rücken zuwandten, damitsie unstöteten und gefangen nahmen wie sie wollten. Deshalb würde ich keinen unserer Krieger tadeln, weil wir jenen weißgekleideten Männern auf den  gescheckten Pferden, die zwischen Himmel und Erde ritten und keinen verschonten, nichts entgegenzusetzen hatten!“

Bei Allah, das waren die Engel!“, rief der Sklave Abu Rafi‘ jubelnd, der mit Umm Al Fadl in einer Ecke des Zeltes kauerte und Pfeile machte. Beide hatten ihren Glauben an den Islam bisher geheim gehalten. 

Da wurde Abu Lahab wütend und fing an, ihm ins Gesicht zu schlagen. Als der magere und schwache Sklave sich zu wehren versuchte, warf Abu Lahab ihn zu Boden, kniete sich auf ihn und schlug ihn weiter. 

Umm Al Fadl konnte das nicht mit ansehen. Sie stand auf und nahm einen Pfahl. Mit ihrer ganzen Kraft schlug sie auf den Schädel von Abu Lahab. „Behandelst du ihn so, nur weil sein Herr gerade nicht da ist?“

Als die besiegten Götzendiener nach und nach in die Stadt zurückkehrten, verboten Abu Sufyan und die anderen Oberhäupter  den Quraisch, ihre Toten zu beklagen, damit Muhammad und seine Gefährten nicht triumphieren sollten. Es wurde auch beschlossen, dass niemand zu Muhammad gehen sollte, um ihn darum zu bitten, seine Angehörigen freizulassen. Der berüchtigte und inzwischen erblindete Aswad, der seine Sklaven gefoltert hatte, verlor in der Schlacht drei Söhne und wollte um sie weinen, aber es war streng verboten. Als er in der Nacht heftiges Wehgeschrei hörte, befahl er seinem Sklaven: „Sieh nach, ob das Weinen wieder erlaubt ist und ob die Quraisch ihre Toten beklagen dürfen, damit ich auch um Zama‘a weinen kann! Denn es brennt in mir!“ Als der Sklave zurückkam, brachte er die Nachricht, dass es sich nur um eine Frau handelte, die um ihr verlorenes Kamel weinte. 

Die Wunde an Abu Lahabs Schädel heilte nicht und noch dazu bildeten sich Beulen, mit denen bald sein ganzer Körper übersät war. Sieben Tage nach dem Schlag von Umm Al Fadl starb er Man ließ ihn drei Tage unbeerdigt liegen, doch dann stank sein Leichnam so sehr, dass die ganze Stadt sich darüber beschwerte. Aus Angst vor Gerede schoben seine Söhne ihn schließlich mit langen Stöcken in eine Grube und warfen aus einiger Entfernung Sand und Steine auf ihn.

Abu Sufyan, dessen Sohn auch gefangen genommen worden war, hielt sein Wort und bat nicht um dessen Freilassung gegen Lösegeld. Die meisten anderen jedoch waren unterwegs nach Medina, um mit den Siegern über die Freilassung ihrer Angehörigen zu verhandeln.

Abu Sufyan aber nahm bei der nächsten Gelegenheit einen alten schwachen Mann aus Medina, der zur Pilgerfahrt nach Mekka gekommen war, als Geisel und wollte ihn erst wieder freilassen, wenn man seinen Sohn freiließ.

Die Familie des Greises ging zum Propheten und bat ihn, ‘Amr, den Sohn Abu Sufyans, freizulassen, damit dafür der alte Mann freikäme. Der Prophet war sofort einverstanden.

Zaynab, die Tochter des Propheten, deren Ehemann Abul-As bei der Schlacht von Badr gefangen genommen worden war, schickte für seine Freilassung ein Lösegeld, dem sie eine Kette beilegte, welche ihr ihre Mutter Chadidscha zur Hochzeit geschenkt hatte. Als der Prophet die Kette erkannte, rührte ihn das so sehr, dass er die Gefährten bat, Abul-As freizulassen. Abul-As bat er, seiner Tochter Zaynab die Auswanderung nach Medina zu ermöglichen, was dieser ihm auch versprach. Als er nach seiner Freilassung in Mekka ankam, sagte er seiner Frau, dass sie ihrem Vater nach Medina folgen dürfe. Ihre kleine Tochter Umama sollte sie mitnehmen. 

Als Zaynab, die schwanger war, die lange Reise nach Medina antreten wollte, erklärte ihr Schwager Kinana sich bereit, sie zu  begleiten. Er nahm Bogen und Köcher und verließ Mekka mit Zaynab und seiner kleinen Nichte Umama, die beide auf einem Kamel saßen, bei helllichtem Tag. Einige Männer der Quraisch bemerkten das, und unter ihnen gab es allerlei Gerede, bis einige ihr schließlich folgten. Der Erste, der sie erreichte, war Habbar, ein Sohn des blinden Al-Aswad. Er begann sie zu umkreisen und mit dem Speer auf sie und ihre Tochter zu zielen. Er erschreckte das Kamel so sehr, dass Zaynab aus der Sänfte stürzte und sich verletzte. Durch den Schreck und die Verletzung erlitt sie eine Fehlgeburt.

Kinana, ihr Schwager, sprang von seinem Reittier ab, nahm seinen Bogen und leerte seinen Köcher vor sich in den Sand. Während er seinen Bogen spannte, schrie er: „Bei Allah, wenn einer von euch mir zu nahe kommt, werde ich ihn mit einem Pfeil  durchbohren!“ Die Leute entfernten sich von ihm. Abu Sufyan bat ihn, den Bogen

beiseite zu legen, damit er mit ihm sprechen könne. Als Kinana ihm die Möglichkeit gab, sagte Abu Sufyan: „Du hast nicht richtig gehandelt, indem du die Frau vor den Augen der Menschen aus unserer Mitte wegbrachtest, wo du doch weißt, was für ein Leid uns durch Muhammad geschehen ist! Die Leute werden dies als unsere Schwäche sehen. Bei meinem Leben, wir haben kein Interesse, sie von ihrem Vater zu trennen oder uns damit zu rächen. Jetzt aber schaffe die Frau zurück nach Mekka, bis sich die Stimmen beruhigt haben und es sich herumgesprochen hat, dass wir sie zurückgebracht haben; dann bringe sie heimlich weg, und sie soll ihrem Vater folgen!“ Kinana willigte ein und brachte die blutende Zaynab nach Mekka zurück.

Nachdem sie sich einige Tage lang von ihren Verletzungen erholt hatte, brachte Kinana sie und die kleine Umama nachts aus der Stadt heraus und übergab sie Zaid Bin Haritha, den der Prophet ihnen zusammen mit einem anderen Gefährten geschickt hatte. Als sie endlich in Medina ankamen, freuten Muhammad und seine anderen Töchter sich sehr. Als auch Abbas wieder nach Mekka zurückgekehrt war, schickte er dem Propheten seinen Sklaven Abu Rafi‘ als Geschenk. Der Prophet ließ ihn sofort frei.

Er sagte: „Wenn einer einem Sklaven die Freiheit schenkt, dann rettet Allah für jedes Glied des Sklavenkörpers ein gleiches Glied seines eigenen Körpers vor dem Höllenfeuer.“ Aus allen Richtungen Arabiens kamen nun die Menschen herbei, um der Botschaft des Propheten zu folgen. Viele von ihnen wurden damit Flüchtlinge, die nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren konnten. Der Prophet und die Mitglieder seiner Familie kümmerten sich um sie und überließen ihnen einen Teil der Moschee. Muhammad sagte: „Das Essen von einem genügt für zwei, das Essen von zweien genügt für vier, und das Essen von vieren genügt für acht.“ Er pflegte alles, was er bekam, noch am selben Tag an die Bedürftigen zu verteilen.

Previous article Next article

Articles in the same category

Die "Prophet Mohammed, Verkünder Allahs" Webseite.It's a beautiful day