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Thumama

Auther : Mohamed Mohanad Abu Kalam
624 2022/02/17 2024/10/10

Safiya, die Tochter Hujais, hatte einen Traum, in dem sie sah, dass ein leuchtender Mond über Medina stand. Dann wanderte das Gestirn langsam nach Chaibar, wo es in ihren Schoß fiel. Als sie erwachte, erzählte sie ihrem Mann Kinana, was sie im Traum gesehen hatte. Er schlug ihr ins Gesicht, so dass sie beinahe ein Auge verlor, und brüllte: „Das kann nur heißen, dass du an Muhammad, dem König der arabischen Halbinsel, interessiert bist!“307 Anscheinend war ihm bekannt, dass sie mit Muhammad sympathisierte. Inzwischen ließen sich die Muslime nicht mehr so einfach von ihren Feinden überraschen. Sie waren nunmehr auf Angriffe vorbereitet und hatten gelernt, die Gegend um Medina sicher zu bewachen. 

Eines Tages war eine Reitertruppe zum Nadschd unterwegs und brachte auf ihrem Heimweg einen Götzendiener zum Propheten. „Wisst ihr, wen ihr da erwischt habt?“, fragte er seine Gefährten. „Das ist Thumama Bin Athal Alhanafi. Seid nett zu eurem Gefangenen!“308 Der Prophet war ständig dem Widerstand von Götzendienern ausgesetzt, die sich mit den Quraisch verbündeten. Allah wies ihn über Offenbarungen an, nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten, sondern das B öse mit Gutem abzuwehren, denn dann „wird derjenige, zwischen dem und dir Feindschaft besteht, so, als wäre er ein warmherziger Freund.“309 

Muhammad ging also nach Hause und bat seine Familie, dem Gefangenen etwas zu essen zu bringen. Dann besuchte er ihn und  ragte: „Womit rechnest du bei mir, Thumama?“

Thumama antwortete: „Nur mit Gutem! Wenn du mich tötest, so tötest du einen Menschen, dessen Blut geschützt ist, aber wenn du mir Gnade erweist, so erweist du sie einem Dankbaren. Möchtest du jedoch ein Lösegeld, so verlange, was du willst.“ Der Prophet ging fort, ohne ihm zu antworten. Am nächsten Tag fragte er ihn wieder: „Womit rechnest du bei mir, Thumama?“ Thumama wiederholte seine Antwort vom Vortag.

Auch am dritten Tag ging der Prophet zu ihm und fragte nochmals: 

„Womit rechnest du bei mir, Thumama?“ Wieder gab Thumama dieselbe Antwort. Daraufhin befahl der Prophet: „Lasst Thumama frei!“  Thumama konnte es kaum glauben. Er war hocherfreut, ging zu einer Palme in der Nähe der Moschee, vollzog dort eine Ganzkörperwaschung und kam wieder zurück. Er betrat die Moschee und sprach: 

„Ich bezeuge, dass es keinen Anbetungswürdigen gibt außer Allah, und ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist! O Muhammad, ich schwöre bei Allah, dass es kein Gesicht auf dieser Erde gab, das ichmehr hasste als dein Gesicht. Heute ist dein Gesicht für mich dasjenige geworden, das ich am meisten liebe. Ich schwöre bei Allah, dass es keine Religion gab, die ich mehr hasste als deine Religion. Heute ist deine Religion für mich diejenige geworden, die ich unter allen Religionen am meisten liebe. Ich schwöre bei Allah, dass es keine Stadt gab, die ich mehr hasste als deine Stadt. Heute ist deine Stadt für mich diejenige geworden, die ich unter allen Städten am meisten liebe. 

Deine Truppen nahmen mich fest, als ich gerade die kleine Pilgerfahrt, die Umra, nach Mekka vollziehen wollte. Ich möchte sie gerne vollenden. Was hältst du davon?“ Der Gesandte lächelte und ermutigte ihn, die Umra fortzusetzen. Als Thumama in Mekka ankam, begann er die Talbiya310 des Islam zu rufen. Sofort nahmen ihn die Quraisch fest und drohten, ihn zu enthaupten. Sie waren davon ausgegangen, dass Thumama ihr Freund sei. Ein Mann sagte: „Lasst ihn, sonst bekommt ihr kein Getreide mehr aus Yamama!“ Sie beschimpften ihn: „Ungläubig bist du geworden!“ „Nein, bei Allah“, erwiderte er, „vielmehr bin ich ein Muslim geworden, durch Muhammad. Nein, bei Allah! Eines Tages werdet ihr kein einziges Weizenkorn mehr aus Yamama erhalten, ohne dass der Prophet seine Erlaubnis dazu gibt!“ Schließlich sahen die Quraisch sich gezwungen, ihn freizulassen. 

Als er wieder zu Hause in Yamama war, gab er seinem Volk den Befehl, den Quraisch kein einziges Körnchen Getreide mehr zu schicken. Würde Muhammad sich jetzt für all die Jahre rächen, in welchen die Quraisch ihn und die Muslime hatten hungern lassen? Den Quraisch war der Ernst der Lage klar. Unverzüglich schrieben sie einen Brief an den Propheten und erinnerten ihn an die Verwandtschaft zwischen ihnen und ihm, sowie an die Werte, welche Freundlichkeit gegenüber der Verwandtschaft gebieten. Sie flehten ihn an, er solle zulassen, dass sie wieder Getreide bekämen. Anscheinend hatten sie in diesem Moment ganz vergessen, was sie den Muslimen angetan hatten, oder sie wagten es, ihm diese Bitte zu schicken, weil sie blind seiner Güte vertrauten.

Nicht lange nach dem Grabenkrieg zog der Schwiegersohn des Propheten, Abul-As, Zaynabs Mann, mit Handelsgütern der Quraisch

nach Ash-Sham. 

In der Nähe Medinas stieß er auf eine Truppe von Muslimen, die beschlagnahmten, was die Karawane bei sich trug, und die meisten Männer gefangen nahmen. Abul-As gelang die Flucht, und er wollte an Medina vorbei nach Mekka in den Süden. Als er aber in der Nähe von Medina war, in der Stadt, wo seine geliebte Frau Zaynab und seine kleine Tochter Umama waren, konnte er nicht anders, als einfach in die Stadt zu Zaynabs Wohnung zu gehen.

Abul-As blieb bei seiner Tochter Umama, während Zaynab in die Moschee ging, um mit den Frauen das Morgengebet zu verrichten. Kurz bevor sie mit dem Gebet begannen, rief Zaynab: „O ihr Menschen, ich habe dem Abul-As Bin Rabi Schutz gewährt!“ Nachdem der Prophet das Gebet beendet hatte, machte er den Muslimen klar, dass er davon nichts gewusst habe, dass aber nicht nur seine  Tochter, sondern jeder Muslim ein Schutzversprechen geben könne, das für alle Muslime bindend sei. Dann ging er zu Zaynab und sagte ihr:  

„Mein Töchterchen, du sollst freundlich zu ihm sein, aber als Ehemann ist er dir nicht erlaubt.“

Zaynab stimmte zu und setzte sich weiter für Abul-As ein. „Ich würde mich freuen, wenn ihr diesem Mann Güte zeigt und ihm seine Waren zurückgebt“, sagte der Prophet zu seinen Männern – worauf sie ihm alles zurückgaben.

Einige Muslime schlugen vor, ihm die Handelsgüter der Quraisch zu schenken, wenn er Muslim würde. Doch er wollte sein Versprechen
gegenüber den Quraisch nicht brechen, damit er seinen Glauben an den Islam nicht mit Veruntreuung begänne. So ließen sie ihn ziehen

Er gelangte sicher nach Mekka. Als er seinen Gefährten von den Quraisch alles, was ihm anvertraut worden war, zurückgegeben hatte,
rief er: „O ihr Quraisch! Hat irgendjemand von euch etwas von dem, was er mir gegeben hatte, nicht zurückerhalten?“

Sie antworteten: „Nein! Allah möge es dir mit Gutem vergelten! Wir haben dich vertrauenswürdig und edel gefunden.“ Darauf sprach er: „So bezeuge ich, dass es außer Allah keinen Anbetungswürdigen gibt und dass Muhammad sein Diener und sein Gesandter ist. Bei Allah, nichts hinderte mich daran, als ich bei ihm war, Muslim zu werden, außer der Furcht, ihr könntet sagen, ich hätte mir eure Güter aneignen wollen; doch da Allah sie euch nun zukommen ließ und ich sie los bin, werde ich jetzt Muslim!“

Alle im Haus des Propheten freuten sich über die Rückkehr von AbulAs, und besonders Zaynab und ihre kleine Tochter waren sehr froh, dass sie nun endlich wieder mit ihm zusammen waren. 

Der Prophet hatte Umama sehr gern. Wenn er betete, trug er sie auf dem Arm. Wenn er sich niederwarf, setzte er sie hin, und wenn er aufstand, nahm er sie wieder. Je öfter die Frauen sahen, wie gut der Prophet Kinder und Frauen behandelte, desto wohler und selbst-bewusster fühlten sie sich und wagten, nach ihren Rechten zu fragen. Ehen von Frauen, die ohne ihr Einverständnis hatten heiraten müssen – auch wenn.

diese Zwangsehen aus vorislamischen Zeiten stammten – erklärte Muhammad für ungültig, und er gab den Frauen das Recht, sich scheiden zu lassen. Chansa’war eine dieser Frauen; der Prophet erklärte ihre Ehe für nichtig, weil ihr Vater sie gegen ihren Willen verheiratet hatte.312 Danach heiratete sie Abu Lubaba und verbrachte mit ihm ein glückliches Leben.

Es wurde zur Voraussetzung für eine Heirat, dass der Ehevertrag in beiderseitigem Einverständnis geschlossen werden musste. Immer mehr lernten die neuen Muslime über ihre Religion, und auch die Frauen kamen zum Propheten und beklagten sich: „Die Männer sind im Vergleich zu uns im Vorteil, so gib uns einen Tag, an dem wir teilhaben an dir, um von dir zu lernen!“

Da setzte er für sie einen bestimmten Tag fest, an dem er mit ihnen zusammentraf, sie unterrichtete und ihnen Anweisungen gab.

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