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Neid und Tod

Auther : Mohamed Mohanad Abu Kalam
723 2022/01/17 2022/01/17

Nicht wenige der Bewohner der Halbinsel waren neidisch auf die Mekkaner, in deren Mitte sich die erhabene Kaaba befand. Seit Abrahams Gebet erhört worden war, wirkte die Kaaba wie ein Magnet, der Gläubige aus allen Himmelsrichtungen anzog.

Abraha, den Statthalter des Königs von Abessinien im Jemen, erfüllte das religiöse Leben in Mekka mit bitterem Neid. Deshalb ließ er eine gewaltige Kirche in Sanaa errichten. Er hoffte, dass die Pilger nun dorthin kommen würden, statt zu der Kaaba. Die Arbeiten wurden unbarmherzig vorangetrieben. Jedem Arbeiter, der erst nach Sonnenaufgang zur Arbeit erschien, ließ Abraha eine Hand abhacken. Während die Menschen in Sanaa hungerten, gab er prächtige Kreuze aus Gold in Auftrag, und aus den Ruinen der Paläste der Königin von Saba ließ er Marmor herbeischleppen. Die neu erbaute Kirche nannte er Qulays. Abraha warb um Pilger für sein Bauwerk. Er ließ die Nachricht über die Schönheit und Pracht seiner Qulays verbreiten und sprach zugleich in herabsetzender Weise von der alten Kaaba. Ungeduldig wartete er auf die Massen von Pilgern, die er dem Negus von Abessinien versprochen hatte.

Er wartete jedoch vergeblich. Als die Pilgerzeit kam, sah er mit eigenen Augen, wie die mit Schätzen beladenen und von Opfertieren begleiteten großen Karawanen an seiner prächtigen Kirche vorbei-zogen und sich in die Hitze der Wüste begaben – Mekka entgegen.

Als Abraha sah, dass die Araber sein Gotteshaus mieden und weiterhin ihre Wallfahrten nach Mekka unternahmen, kochte er vor Wut. All sein Werben war erfolglos geblieben, und als dann auch noch ein Mann vom Stamm der Bani Kinana das Innere der Qulays beschmutzte, um Abrahas Schmähung der Kaaba zu rächen, stand sein Entschluss fest: Die Kaaba musste zerstört werden. Er rüstete eine Armee, um das Haus von Abraham und Ismael niederzureißen. Viel zu lange schon hatte seine prächtige Kirche im Schatten der Kaaba gestanden! Mit sechzigtausend Soldaten, neun weiblichen und dreizehn männlichen Elefanten marschierte Abraha gegen Mekka. Unterwegs zerstörte er rücksichtslos, was ihm in den Weg kam. Auch nahm er einen Anführer des Stammes Chathaam27 namens Nufail gefangen, welchen er zwang, ihm den Weg nach Mekka zu zeigen. 

Die Armee erreichte Taif, deren Einwohner Abraha entgegeneilten und ihm versicherten, dass es hier keine Kaaba gäbe. Sie befürchteten, er würde versehentlich ihren Götzen Al-Lat28 zerstören. Ein Mann namens Abu Rughal29 bot sich als Führer an, um der Armee den Weg zu zeigen. Kurz vor Mekka machten sie Halt und fingen alle Tiere ein, die sie als Beute für Abraha finden konnten – darunter auch zweihundert Kamele, die Abdul-Muttalib gehörten.

Die schwangere Amena wartete immer noch sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Mannes und verbrachte viele Nächte im Freien. In
dieser Zeit – als sie und alle Bewohner Mekkas in Angst und Schrecken lebten – hätte sie ihn am meisten gebraucht. 

Als sie den übermächtigen Gegner herannahen sahen, beschlossen die Quraisch, nicht zu kämpfen. Abdul-Muttalib ging mit einem seiner Söhne zu Abraha und bat ihn um Verhandlungen. Einer von Abrahas Elefantenführern, der Unais hieß und Abdul-Muttalib kannte, empfahl ihn: „O König, hier ist der Herr der Quraisch und bittet um Erlaubnis, mit dir zu sprechen! Er ist jemand, der den Menschen und sogar den wilden Tieren auf den Berggipfeln zu essen gibt. Höre ihn an und seigut zu ihm!“

Abraha nickte. Er war von der Erscheinung des alten Mannes beeindruckt, stieg sogar von seinem königlichen Sitz herab und setzte sich neben ihn auf einen Teppich. 

Als Abdul-Muttalib lediglich nach seinen zweihundert Kamelen fragte, wunderte sich Abraha. Er sei doch gekommen, um die Kaaba und seine Religion zu zerstören, erklärte er unverhohlen. Abdul-Muttalib stand langsam auf und sprach mit ruhiger Stimme: „Ich bin der Herr der Kamele. Die Kaaba hat einen Herrn, der sie beschützen wird!“ „Gegen mich und meine Armee kann niemand die Kaaba schützen“, erwiderte Abraha. 

„Wir werden sehen, was zwischen dir und dem Herrn der Kaabageschehen wird“, sagte Abdul-Muttalib. Er erhielt seine Kamele und ging zurück in die Stadt. Er hatte den Bewohnern geraten, Mekka zu verlassen und außerhalb der Stadt hinter den Bergen abzuwarten, was geschehen würde. Abdul-Muttalib und einige Männer von seiner Familie gingen zur Kaaba und beteten zu Allah, dass Er Sein Haus schützen möge. Dann begaben sie sich zu den anderen Quraisch. 

Am nächsten Tag, als die Soldaten ihre Waffen prüften und ihre Panzer anlegten, ging Nufail vom Stamm der Chathaam, den Abraha unter Zwang als Führer des Zuges eingesetzt hatte, zu einem der riesigen Kriegselefanten und flüsterte ihm ins Ohr: „Knie nieder, Mahmud, oder geh dorthin zurück, woher du gekommen bist; denn du bist in Allahsheiligem Land!“ Dann stieg er auf einen Berg und verbarg sich zwischen den Felsen. 

Als Unais, der Elefantenführer, kam, um den Elefanten für den Ritt Abrahas vorzubereiten, blieb er überrascht stehen. Was war mit dem Tier geschehen? Der Elefant kniete – so, wie Nufail es ihm befohlen hatte! Unais war verblüfft, denn noch nie zuvor hatte er einen Elefanten knien sehen. Immer wieder murmelte er: „O Wunder, o Wunder!“ Unverzüglich brachte er die Nachricht von dem knienden Elefanten zu den Männern, die in seiner Nähe lagerten, und sie eilten herbei, um ihn zu sehen.
Unais und die Männer um ihn herum versuchten, den Elefanten zum Aufstehen zu bewegen, aber es gelang ihnen nicht.

Die Nachricht vom knienden Elefanten verbreitete sich unter den Soldaten wie ein Lauffeuer und erreichte schließlich auch Abraha, der darin ein schlimmes Vorzeichen sah. Er befahl den Männern, den Elefanten zum Aufstehen zu bewegen – egal wie. Die Soldaten schlugen ihn mit Eisenstangen und stachen ihn mit Lanzen, bis er vor Schmerzen schrie. Aber er blieb reglos wie ein Fels. Als sie jedoch versuchten, ihn nach Jemen zu lenken, erhob er sich und lief los. Die Leute stürmten ihm nach, bis sie ihn eingeholt hatten. 

Sie packten ihnund versuchten, ihn zurück in Richtung Mekka zu drehen. Der Elefant aber weigerte sich mit aller Kraft, auch nur einen Schritt zu tun. Die Männer wendeten ihn nach Westen und nach Osten, und er lief los.

Sobald sie ihn aber in Richtung Mekka drehten, blieb er stehen und ließ sich nieder.

Trotz allem wollte Abraha auf keinen Fall aufgeben. Er wollte unbedingt die Kaaba zerstören. Während er noch grübelte, wie er den ungehorsamen Elefanten zum Laufen bekommen könnte, geschah etwas Seltsames: Ein dunkler Schwarm Vögel näherte sich, schwoll an und bedeckte schließlich den gesamten Himmel wie eine schwarze Wolke. Schon kreiste die unheimliche Schar über der abessinischen Armee. Ein Hagel von Steinen prasselte auf das überraschte Heer nieder. Die schweren Panzerhemden der Soldaten konnten sie nicht schützen, denn es waren fürchterliche Steine aus glühendem gebranntem Ton, die vom Himmel stürzten – zwar nur linsengroß, aber sie durchbohrten ihre Körper. 

Schon wanden sich viele unter qualvollen Schmerzen. 

Voll Todesangst versuchten diejenigen, die noch nicht getroffen waren, zu flüchten. Bis die Reste der einst so starken Armee endlich im Jemen ankamen, waren die meisten unterwegs gestorben. Abraha wurde schwer verletzt in seine Burg getragen, wo seine Kinder und seine Frau ihn in seinem schrecklichen Zustand kaum erkannten. Unter entsetzlichen Qualen starb er kurze Zeit später.

Unais, der Elefant Mahmud und einige wenige jedoch blieben verschont. Später berichteten sie immer wieder von dem schrecklichen
Geschehen. Einige von ihnen blieben in der Gegend von Mekka. „Was hat diese starken Männer getroffen?“, fragten sich die Menschen,
als sie überall die Leichen liegen sahen „wie eine abgefressene Saat.“ Gesund und stark, stolz auf ihre Zahl und Ausrüstung, waren sie
ausgezogen. Fast vollständig aufgerieben, krank, schwach und gedemütigt waren die Reste der Armee Abrahas dorthin zurückgekehrt,
woher sie gekommen waren, ohne dass seine Soldaten Mekka betretenoder ihre Augen das heilige Haus Allahs gesehen hatten! Die Überraschung und Freude der Mekkaner waren groß, alssie hörten, dass das Heer geflüchtet war, ohne die Kaaba erblickt zu haben. 

AbdulMuttalib jedoch war nicht überrascht. Mit ruhiger Stimme erklärte er, dass er gewusst habe, dass Allah Sein Haus verteidigen werde. 

Die Männer Mekkas eilten dorthin, wo das Heer der Abessinier gelagert hatte, um die Beute in Besitz zu nehmen. 

Über die Rettung der Kaaba verfassten sie viele Gedichte.

Ganz Arabien erfuhr, wie der Himmel die feindliche Armee vernichtet hatte. Bald gab es in ganz Mekka kein Haus mehr, in dem nicht zum Dank ein Freudenfest gefeiert wurde, und das Jahr ging als „Jahr des Elefanten“ in die Geschichte ein. In diesem Jahr sollte aber noch ein weiteres großes Ereignis geschehen.

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