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Aischas Kette
Aus Mitleid hatte der Prophet den Yamama erlaubt, Mekka wieder mit Getreide zu versorgen – während die Quraisch ihre Verbündeten von der Sippe der Bani Al-Mustaliq drängten, einen Angriff auf Medina zu starten.
Als Muhammad dies hörte, zögerte er nicht lange und stand mit seinen Männern plötzlich vor dem Lager der Bani Al-Mustaliq. Ohne viel Widerstand ergaben sie sich.
Auf dem Rückweg gab es im Lager der Muslime an einer Wasser-quelle eine kleine Auseinandersetzung zwischen einem Mann von den Helfern und einem von den Auswanderern. Als der Prophet davon erfuhr, erinnerte er sie daran, dass derlei Zwietracht in die Zeit der
Unwissenheit gehöre, die jetzt überwunden sein sollte.
Einigen Männern, welche Muhammad als Heuchler bekannt waren, allen voran Ibn Salul, kam jedoch diese Situation sehr gelegen und sie versuchten, noch mehr Zwietracht zwischen den Helfern und den Auswanderern zu säen. Als der Prophet durch Zaid davon erfuhr und sah, wie die Stimmung sich verschlechterte, gab er den Befehl, sofort aufzubrechen und weiterzumarschieren. Er ließ nur ab und zu noch kurz anhalten, um die Gebete zu verrichten.
Aischa und Umm Salama sowie einige andere Frauen begleiteten diese Expedition. Als Aischa unterwegs ihre Kette verlor und zurückblieb, um sie zu suchen, begannen Ibn Salul und die anderen Heuchler, daraus eine Geschichte zu spinnen, die den Propheten dort traf, wo es ihn am meisten schmerzte. Sie begannen, Lügen auszustreuen und zu erzählen,
Aischa sei mit einem fremden Mann zurückgeblieben. Umar beobachtete diese Sache aufmerksam und es wurde ihm sehr klar, welch schlimme Folgen Lügen haben können. Er schlug vor, Ibn Salul zu bestrafen. Doch der Prophet ließ dies nicht zu. Er übte sich in Geduld und sprach: „O Umar, die Leute würden sagen: ‚Muhammad tötet seine Gefährten!’“
Ibn Saluls Sohn Abdullah, der gemeinsam mit seiner Schwester Dschamila Muslim geworden war, erfuhr davon und fragte sich verzweifelt, was er machen sollte, denn er liebte den Propheten über alles.
Unterwegs wehte ein starker Wind, der ihnen das Weiterziehen erschwerte und schließlich zum Sturm wurde. Alle fürchteten sich. Der Prophet aber beruhigte seine Gefährten: „Habt keine Angst! Dieser Wind weht wegen des Todes eines großen Verbrechers!“315 Alssie in Medina ankamen, erfuhren sie, dass am selben Tag ein übler Verbrecher namens Rifa‘a gestorben war, der ein Unterstützer der Heuchler gewesen war.
Abdullah, der Sohn Ibn Saluls, ging zum Propheten. „O Gesandter Allahs, ich erfuhr, dass du meinen Vater Ibn Salul möglicherweise töten lassen willst wegen dem, was er getan hat. Wenn dem so ist, beauftrage bitte mich damit. In meinem Stamm, den Chazradsch, wissen alle, dass es keinen Mann unter ihnen gibt, der seinem Vater mehr Güte zeigt als ich. Ich fürchte, dass jemand anders damit beauftragt wird und ich es nicht ertragen kann, den Mörder meines Vaters zu sehen und ihn dann töten werde. Doch dafür würde ich ins Höllenfeuer kommen!“
Der Prophet jedoch verzieh Ibn Salul und antwortete: „Im Gegenteil, wir werden deinen Vater mit Sanftmut behandeln, solange er unter uns ist.“ Ab diesem Zeitpunkt wurde Ibn Salul immer wieder von seinen eigenen Verwandten wegen seiner Taten getadelt.
Erst viel später erfuhr auch Aischa, dass die Heuchler Gerüchte über sie in die Welt gesetzt hatten. Das tat ihr sehr weh, denn ihr Charakter und ihre Liebe zum Propheten waren in ganz Medina bekannt. Sie war zu der Zeit krank, im Hause ihrer Mutter, und hatte erwartet, dass der Prophet zu ihr käme, denn er kannte ja ihre Liebe zu ihm, die so groß war, dass sie das, dessen man sie beschuldigte, nie hätte tun können. Dass er sie öffentlich von der Kanzel herab verteidigte, wusste sie nicht. Weinend bemühte sie sich um Geduld. Sie erzählte später: „Ich suchte nach dem Namen Jakobs, konnte ihn mir aber nicht ins Gedächtnis rufen, weshalb ich sagte: ‚Aber ich will wie Josephs Vater sagen: „Mein ist die schöne Geduld und Anrufung Allahs um Hilfe gegen euren Bericht.“‘ 317 Der Prophet saß noch bei uns, als eine himmlische Botschaft zu ihm kam und er, wie üblich, von den Schmerzen dieser Offenbarung ergriffen wurde. Trotz der Kälte des Winters perlten Schweißtropfen von seiner Stirn. Als der Druck, den er empfand, nachließ, wischte er mit Freude den Schweiß von seiner Stirn und sprach: ‚O Aischa, Allah hat den Beweis deiner Unschuld herabgesandt.‘“
Aischa pries Allah, und der Prophet ging zu den Gläubigen und rezitierte ihnen die herabgesandten Koranverse
Mistah war einer von denen, die nachplapperten, was die anderen Übles über Aischa gesagt hatten. Abu Bakr, der Mistah regelmäßig unterstützte, sagte: „Bei Allah, ich werde ihm nie wieder etwas geben und ihm nie wieder einen Gefallen tun, nachdem er uns und Aischa so etwas angetan hat!“ Darüber wurden die folgenden Koranverse offenbart: „Und es sollen diejenigen von euch, die Überfluss und Wohlstand besitzen, nicht schwören, sie würden den Verwandten, den Armen und denjenigen, die auf Allahs Weg ausgewandert sind, nichts mehr geben, sondern sie sollen verzeihen und nachsichtig sein. Liebt ihr es nicht, dass Allah euch vergibt? Und Allah ist Allvergebend und Barmherzig.
Abu Bakr sagte dazu: „Bestimmt liebe ich es, dass Allah mir vergibt!“ Schnell lief er zu Mistah, um ihm zu verzeihen und ihm zu geben, was er immer gab, und er versprach: „Bei Allah, ich werde es ihm nie mehr verweigern!“
Damit kehrte in Medina wieder Ruhe ein.