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Die Nachtreise

Auther : Mohamed Mohanad Abu Kalam
518 2022/01/29 2024/04/26

Nach all den Prüfungen und Rückschlägen wurde der Prophet von Allah mit einer Auszeichnung belohnt, die ihm neue Kraft und Mut

auf seinem Weg geben sollte: die Nachtreise.

Sie war ein Wendepunkt für den Propheten und die Muslime.

In einer Nacht im dreizehnten Jahr seiner Sendung kam Gabriel mit einem Reittier zu ihm.

Sie reisten zuerst nach Jerusalem, wo Muhammad vorher noch nie gewesen war. Dort betete er in der Aqsa-Moschee, gemeinsam mit den anderen Propheten, seinen Vorgängern. Nach dem Gebet stieg er mit Gabriel in den Himmel auf. Der Aufstieg führte ihn durch sieben Himmel. In jedem der Himmel traf er einen der Propheten wieder; er begrüßte sie und sie hießen ihn willkommen. Vom siebten Himmel ging der Weg zum Allmächtigen, der ihm die fünf täglichen Gebete befahl, die seit diesem Zeitpunkt von den Muslimen verrichtet werden. Sie sind der wichtigste Gottesdienst im Islam. Der Prophet sah auch das Paradies und die Hölle. Diese Reise stärkte ihn und gab ihm Gewissheit. Als er nach Mekka zurückkehrte, war seine Schlafstelle noch warm. Er hatte für die Reise nicht einmal eine Nacht gebraucht. 

Als der Prophet den Quraisch von seinem Erlebnis erzählte, bezichtigten sie ihn der Lüge und machten sich über ihn lustig. Sie forderten ihn auf, ihnen doch die Moschee in Jerusalem zu beschreiben. Er beschrieb sie so genau, dass alle staunten.

Als Abu Bakr gefragt wurde, was er von der Schilderung des Propheten Muhammad halte, antwortete er: „Wenn der Prophet es gesagt hat, dann ist es wahr!“ Deswegen wurde er „As-Siddiq“, der Glaubende, genannt, da er dem Propheten glaubte, als die meisten anderen es nicht taten.

Die Zeit der Pilgerfahrt kam und der Prophet nutzte jede Gelegenheit, mit den Angehörigen der arabischen Stämme, die Mekka besuchten, zu sprechen, um sie für den Islam zu gewinnen. Abu Lahab folgte ihm dabei ständig, und immer, wenn der Prophet sich einem Stamm vorgestellt hatte, lobte er den alten Götzendienst und sprach herabwürdigend von seinem Neffen. Dies machte er wieder und wieder. Doch es gab einen Lichtblick, der zeigte, dass Allah der Wahrheit zum Sieg verhilft, egal wie ihre Gegner sich anstrengen. Bei Al-Aqaba, einem Ort nahe Mekka, ging der Prophet zu einigen Männern aus Medina vom Stamm der Chazradsch.

Der Prophet fragte: „Darf ich mit euch sprechen?“ Sie sagten: „Ja!“ Sie saßen mit ihm zusammen und er lud sie zum Glauben an Allah ein, erklärte ihnen den Islam und rezitierte aus dem Koran. In Medina lebten sie mit Juden zusammen, die als Volk der Schrift den Götzendienst verachteten. Immer wenn es einen Zwischenfall gab, drohten ihnen die Juden: „Die Zeit der Erscheinung eines Propheten ist gekommen. Wir werden ihm folgen und euch töten, so wie Ad und Iram165 getötet wurden.“ Jedem von ihnen war diese jüdische Drohung bekannt, sowie auch andere Einzelheiten über das Erscheinen des neuen Gesandten. Nach diesem Gespräch sagten sie sich: „Muhammad ist ganz gewiss der Prophet, mit dem die Juden uns ständig drohen! Wir dürfen nicht zulassen, dass sie ihm vor uns folgen!“.

Nachdem ihre Zweifel an seinem Prophetentum ausgeräumt waren, bezeugten sie alle die Wahrheit der Botschaft des Islam  und verpflichteten sich, nach ihr zu leben. Sie erwähnten dem Propheten gegenüber auch: „Es gibt kein Volk, das zerstrittener ist als das unsere. Möge Allah es durch dich vereinigen! Sobald wir in Medina sind, versuchen wir, unseren Stammesbrüdern diesen Glauben nahezubringen.“Sie hofften, durch diese neue, friedliche Religion die Feindschaft und Gewalt zwischen ihren Stämmen Aws und Chazradsch beenden zu können.

In Medina angekommen, erzählten sie ihren Familien ganz begeistert vom Propheten, dessen Ankunft die Juden und Christen prophezeit hatten. Bald gab es kein Haus mehr, in dem nicht vom Propheten Muhammad und seiner Botschaft gesprochen wurde.

In der Pilgerzeit des nächsten Jahres kamen zwölf Leute aus Medina und verabredeten sich mit dem Propheten in Al-Aqaba. Zwei von ihnen waren aus dem Stamm der Aws. Durch den Treueid verpflichte-ten sie sich, Allah nichts beizugesellen, keinen Diebstahl und keinen Ehebruch zu begehen, ihre Kinder nicht zu töten, niemanden zu verleumden und dem Propheten im Guten nicht zu idersprechen.

Wenn ihr euch daran haltet“, versprach ihnen der Prophet, „ist euch das Paradies bestimmt. Wenn ihr eines dieser Verbote  übertretet, ist eure Sache bei Allah, ob Er euch strafen oder euch verzeihen will!“ Der junge Mus‘ab Bin Umayr ging mit ihnen als erster Botschafter des Islam nach Medina, um aus dem Koran zu rezitieren und die Menschen den Islam zu lehren. Deshalb wurde Mus‘ab in Medina auch „der Lesende“ genannt.

Mus‘ab gehörte zu den Bani Abdu Manaf. Er wurde in eine der wohlhabendsten Familien Mekkas geboren und lebte verwöhnt in Luxus und Überfluss. Man sagte von ihm: „Es gibt niemanden, der besser gekleidet ist und besser speist als Mus‘ab.“ Er gehörte zu den ersten Muslimen, verheimlichte seinen Glauben aber aus Furcht vor seiner Mutter, die ihn zwar liebte, aber einen Glaubenswechsel  nicht akzeptieren würde. Sie erfuhr dennoch davon und ließ ihren Sohn ein sperren, um ihn zu zwingen, den Islam zu verlassen. Doch Mus‘ab blieb standhaft. Da verstieß ihn seine Mutter und enterbte ihn. Beim Abschied bat er sie noch, die Wahrheit zu erkennen und den Islam anzunehmen, doch sie beschimpfte ihn nur. Er lebte fortan in großer Armut, trug die rauesten Kleider, hatte an einem Tag zu essen und hungerte am nächsten. Er war unter den Gefährten für sein Wissen, seine Redegewandtheit und seine feine, angenehme Art bekannt.

In Medina angekommen, begann er sofort, den Auftrag, mit dem ihnder Prophet betraut hatte, auszuführen.

Saad Bin Mu‘adh169 und sein Freund Usayd, zwei edle Männer aus Medina, störten sich an den friedlichen Gesprächen, die Mus‘ab mit
einigen neu konvertierten Muslimen in einem der Gärten am Rande der Stadt führte. Usayd ging zu ihnen, mit der Absicht, sie zu verjagen. Doch Mus‘ab sprach zu ihm: „Wie wäre es, wenn du dich zu uns setztest, um zu sehen, wie es dir gefällt!“

Usayd gefielen diese Worte. „Das finde ich gerecht“, sagte er und setzte sich zu ihnen.

Er hörte Mus‘ab über die Werte des Islam sprechen und Verse aus dem Koran rezitieren. Usayd war fasziniert: „Wie edel sind diese Worte und wie wahr! Was macht man, um dieser Religion beizutreten?“

Mus‘ab erklärte ihm, wie einfach es ist, den Islam anzunehmen. Usayd wusch sich, säuberte sein Gewand und erklärte: „Ich bezeuge, dass es keinen Anbetungswürdigen gibt, außer Allah, und Muhammad ist sein Prophet!“ Nachdem er gebetet hatte, sprach er: „Hinter mir steht ein Mann, Saad Bin Mu‘adh. Wenn er euch folgt, wird niemand aus seinem Volk zurückbleiben! Ich schicke ihn gleich zu euch!.

Als Usayd zu Saad zurückkam, schilderte er ihm, dass er nichts Böses an diesen Männern fand. Saad war verblüfft und wunderte sich. Nun ging auch er zu den beisammensitzenden Muslimen. Er nahm sich vor, sich von ihrem Gerede nicht einfangen zu lassen. Aber es erging ihm wie Usayd – die Worte der Offenbarung rührten sein Herz. Zurück in Medina berief er eine Versammlung ein und fragte: „O Volk von Bani Abdul Aschhal, welchen Rang besitze ich unter euch?“ 

Sie antworteten: „Du bist unser Herr und unser Anführer, der unsere Interessen am besten vertritt!“

„Dann verspreche ich, dass ich mit keinem Mann und mit keiner Frau von euch mehr spreche, bis ihr alle Allah und Seinem Propheten folgt!“ Bis es Abend wurde, hatten alle Mitglieder seines Stammes den Islam angenommen.

Mus‘ab blieb in Medina und rief die Menschen zum Islam auf, bis es dort kein Haus mehr gab, in dem nicht einige muslimische Männer und Frauen lebten.

Zu Anfang musste er selbst die Muslime im Gebet leiten, da die beiden verfeindeten Stämme Aws und Chazradsch auf keinen Fall einem Mann des jeweils anderen Stammes den Vorrang geben wollten – vor kurzem erst hatten die Sippen sich gegenseitig ihre Häuser und Paläste zerstört, und sie waren immer noch bereit, zu töten und zu vernichten, bis nichts mehr übrigbliebe.

Doch in dem gleichen Maße, in dem nun der Glaube in den Herzen der Menschen Wurzeln schlug, wuchs auch ihre Bereitschaft zum Frieden. Schließlich konnte Mus‘ab nach Mekka zurückkehren.

In der Pilgerzeit des nächsten Jahres erschienen dort zahlreiche neue Muslime aus Medina, aber auch viele, die immer noch Götzendiener waren. Wieder trafen sie sich mit dem Propheten bei Al-Aqaba.

Diesem war inzwischen klar geworden, dass das wasserreiche Land, das er einst im Traum gesehen hatte, Medina sein musste. In scha’ Allah würden er und seine Gefährten dorthin auswandern! Seinem Onkel Abbas, der kein Muslim war, und dessen Frau Umm Al Fadl, die schon sehr früh zusammen mit ihren drei Schwestern den Islam angenommen hatte, vertraute er an, dass er die Hoffnung habe, nach Medina zu gehen, dass jedoch viel von der Delegation abhänge, die er von dort zur Pilgerfahrt erwartete. Er war sich sicher, dass die beiden ihn nicht verraten würden.

Ka‘b Bin Malik berichtet: „Nachdem wir die Pilgerfahrt angetreten hatten und die Nacht kam, in der wir uns mit dem Propheten treffen wollten, sprachen wir mit Abu Dschabir, der einer unserer Führer der Bani Salimah174 war. Er war ein Götzendiener. Wir sprachen zu ihm: ‚O Abu Dschabir, du bist ein Führer von unseren Führern und ein Edler von unseren Edlen! Wir wollen nicht, dass du morgen Brennholz für das Feuer wirst.‘ Wir berichteten ihm vom Islam und von unserem Treffen mit dem Gesandten Allahs. Er nahm den Islam an, beteiligte sich an dem Treffen bei Al-Aqaba und trat als ein Vertreter seines Volkes auf.

Mit unseren Gefährten schliefen wir das erste Drittel der Nacht. Dann krochen wir zwischen den Schlafenden hervor und verließen heimlich den Platz, bis wir alle in der Schlucht von Al-Aqaba ankamen. Wir waren dreiundsiebzig Männer und zwei Frauen. Die Frauen waren Nasiba, die Tochter des Ka’b und Asma’, die Tochter des ‘Amr. In der Schlucht warteten wir auf den Propheten, der bald mit seinem Onkel Abbas erschien. Obwohl Abbas damals noch Götzendiener war, wollte er dennoch bei der Sache seines Neffen anwesend sein, ihn begleiten und auf seiner Seite stehen. Er begann als Erster zu sprechen: ‚O Volk der Chazradsch, ihr wisst, wie hoch wir Muhammad schätzen! Wir haben ihm vor unseren eigenen Leuten Schutz gewährt. Er aber hat.

beschlossen, sich euch anzuschließen und zu euch zu kommen. Wenn ihr der Meinung seid, ihr könnt ihm die Sicherheit bieten, die ihr ihm versprochen habt, übernehmt es! Wenn ihr ihn jedoch, nachdem er zu euch gekommen ist, im Stich lasst, dann lasst ihn schon jetzt. Denn hier unter seinem Volk genießt er Ansehen und Schutz!‘.

Wir sagten: ‚Wir haben gehört, was du gesagt hast. Sprich nun du, o Gesandter Allahs und fordere für dich und deinen Herrn, was du

möchtest!‘ Der Prophet rezitierte aus dem Koran, lud zum Glauben an Allah ein und stärkte unser Interesse am Islam. Schließlich sagte er: ‚Ich nehme euren Treueid, auf dass ihr mich schützt wie eure Familienmitglieder!‘ Bara’ Bin Ma‘rur nahm seine Hand und sagte: ‚Ja, bei Dem, Der dich mit der Wahrheit sandte, wir schützen dich, genau wie wir unsere Familienmitglieder schützen!‘ Abu Haitham Bin Altayyihan fragte: ‚Wirst du dann vielleicht zu deinem Volk zurückkehren und uns verlassen, nachdem Allah dir zum Sieg verholfen hat?‘ Da lächelte der Prophet und versicherte ihnen, dass er einer von ihnen sei und sie nie verlassen werde. Dann bat er sie: ‚Wählt zwölf Vertreter unter euch aus, an die euer Volk sich wenden kann.‘

Sie wählten neun Männer von den Chazradsch und drei von den Aws. Die Vertreter waren einverstanden und alle versammelten sich, um dem Propheten den Treueid zu schwören. Hier hielt Abbas Bin Ubada sie auf und rief: ‚O Männer von Chazradsch, wisst ihr, was es bedeutet, diesem Mann den Treueid zu schwören?‘

‚Ja, wir wissen es‘, antworteten sie.

Abbas Bin Ubada erklärte ihnen die Bedeutung und die möglichen Gefahren, wenn sie die Verantwortung des noch umkämpften Glaubens auf sich nähmen. Sie würden sich viele Stämme zu Feinden machen. Sie würden für die Unterstützung des Propheten mit ihrem Vermögen und sogar mit ihrem Leben einstehen müssen.
‚Wir nehmen alles auf uns‘, sagten sie und fragten den Propheten: ‚O Gesandter Allahs, was wird es für uns geben, wenn wir unser Versprechen halten?‘

‚Das Paradies!‘, sagte der Prophet. ‚

Dann strecke deine Hand aus!‘ Er streckte seine Hand aus und nahm den Treueid von allen an.“

Kaum war der Morgen angebrochen, als die Quraisch von dem Treffen erfuhren. Äußerst beunruhigt suchten sie die Lager der beiden Stämme auf und fragten, was ihnen einfiele, sich mit Muhammad zu verbünden, um die Muslime zu verteidigen

Die Götzendiener von den Chazradsch begannen zu schwören, dass derartiges nie geschehen sei. Die Muslime ihrerseits beobachteten
schweigend, wie die Quraisch bereit waren, ihren heidnischen Religionsgenossen zu glauben und wieder umkehrten.

Sie verließen Mina , bevor die Quraisch über das Geschehene Gewissheit erhielten. Als diese endlich erfuhren, dass die Nachricht doch stimmte, und daraufhin auszogen, um die Gläubigen zu verfolgen, trafen sie niemanden mehr außer Saad Bin Ubada, den sie festnahmen. Sie brachten ihn nach Mekka und misshandelten ihn, unter anderem, indem sie ihn an seinen langen Haaren zogen und schlugen. Zwei mekkanische Händler, Dschubair Bin Mut‘im und Al Harith Bin Harb, hörten von der Gefangennahme Saads. Sie befreiten ihn und nahmen ihn in Schutz, denn er war ihr Beschützer, wenn sie in Medina Handel trieben.

In Medina konnten die Muslime ihren Glauben öffentlich zeigen. Tag für Tag nahmen der Götzendienst, der Aberglaube und der Hass
zwischen den Stämmen ab. Die Hoffnung auf Frieden wuchs. 

Unter den Aws und den Chazradsch gab es einige alte Leute, die sich sehr schwer damit taten, sich vom Götzendienst zu befreien. ‘Amr Bin Al-Dschamuh, einer der Führer der Bani Salimah, war einer von ihnen. Mu‘adh, der bei Al-Aqaba dabei gewesen war und dem Propheten den Treueid geschworen hatte, war sein Sohn. ‘Amr hatte in seinem Haus ein Götzenbild aus Holz, das Manat182 genannt wurde und das er verehrte und immer gut pflegte. Als alle jungen Männer der Bani Salimah Muslime geworden waren, schlichen sie eines Nachts zu dem Götzenbild, trugen es zur Mistgrube des Stammes und schleuder-ten es hinein. Als ‘Amr am folgenden Morgen erwachte und sein geliebtes Götzenbild nicht fand, rief er: „Wehe euch! Wer hat in dieser Nacht unseren Göttern etwas angetan?“

Er machte sich auf die Suche nach dem Götzenbild. Als er es endlich in der Mistgrube fand, holte er es heraus, reinigte und parfümierte es. „Wenn ich herausfinde, wer das gemacht hat, bringe ich Schande über ihn!“, drohte er verärgert.

In der nächsten Nacht machten die jungen Muslime, unter ihnen sein eigener Sohn Mu‘adh, mit dem Götzen noch einmal das Gleiche. Am Morgen fand ‘Amr ihn in der gleichen Situation. Beim dritten Mal hielt er es nicht mehr aus. Nachdem er den Götzen gereinigt hatte, befestigte er sein Schwert an ihm und sagte: „Ich weiß wirklich nicht, wer so etwas mit dir macht! Wer auch immer sich dir nähert – verteidige dich! Du hast das Schwert bei dir!“.

Nachdem ‘Amr eingeschlafen war, kamen die jungen Männer, entfernten das Schwert von dem Götzen, befestigten mit einer Schnur

einen toten Hund an ihm und stießen ihn wieder in die Mistgrube. Als ‘Amr morgens aufstand und das Götzenbild nicht an seinem Platz fand, suchte er, bis er es in der Mistgrube mit dem toten Hund am Hals fand.

Er sah, dasssein Götze sich nicht helfen konnte, und die Muslime seines Stammes begannen, mit ihm darüber zu sprechen. Schließlich nahm er den Islam an und wurde ein überzeugter Muslim. Er schrieb ein rührendes Gedicht, in dem er seinen Götzen mit dem Hund erwähnt und Allah dankt, Der ihn am Ende doch rechtgeleitet hat.

Nachdem der Prophet in Medina für die Gläubigen eine sichere Heimat gefunden hatte, erlaubte er ihnen, dorthin auszuwandern. Er selbst blieb jedoch weiterhin in Mekka.

Um die Aufmerksamkeit der Quraisch nicht auf sich zu lenken, begannen die Muslime, einzeln oder in kleinen Gruppen fortzugehen.

Dies blieb den Quraisch aber trotzdem nicht verborgen, und so versuchten sie, die übrigen Muslime mit Gewalt zum Bleiben zu veranlassen. Wen sie zu fassen bekamen, den peinigten und misshandelten sie, um ihn von seinem Glauben abzubringen. Auch scheuten sie nicht davor zurück, Zwietracht zwischen Eheleuten zu säen und Familien auseinanderzureißen. Wer ihnen nicht gehorchte, wurde gefangen genommen.

Schon ein Jahr vor dem Treueid von Al-Aqaba hatte Umm Salama mit ihrem Mann und ihrem noch kleinen Sohn Salama zu fliehen versucht. Sie wurden jedoch von ihrem Cousin Abu Dschahl und seinen Männern verfolgt und aufgehalten. Diese rissen Abu Salama den Zügel des Kamels aus der Hand und trennten die Familie. Als Abu Salamas Angehörige davon erfuhren, nahmen sie Umm Salama auch noch das Kind weg.

Umm Salama fiel wegen des Verlustes ihres Sohnes in tiefe Trauer. Jeden Tag ging sie nach Abtah und weinte bis zum Abend. Sie gab jedoch nicht auf, bis sie ihren Sohn nach einem Jahr wieder an sich drücken konnte. Und wieder verließ sie Mekka, allein mit ihm auf einem Kamel reitend.

Unterwegs traf sie Uthman Bin Talha, der noch kein Muslim war. Er nahm die Zügel des Kamels und begleitete Mutter und Kind, bis die
kleine Familie wieder vereint war.

Alssie in der Nähe des Dorfes Quba, nicht weit von Medina, ankamen, sagte er: „Dein Mann ist in diesem Dorf!“ 

Dann kehrte er nach Mekka zurück. Umm Salama erwähnte stets: „Bei Allah, ich kenne keine Familie im Islam, der geschehen ist, was der Familie Abu Salamas geschah, und ich habe noch keinen Begleiter gesehen, der edleren Charakters war, als Uthman Bin Talha.“

Sie war nicht die Einzige, die grausam von ihren Lieben getrennt wurde. Ayyash war mit Umar Bin Al-Chattab nach Medina ausgewan-dert. Seine zwei Halbbrüder Abu Dschahl und Harith folgten ihm. Sie verabredeten sich mit ihm, um mit ihm zu sprechen. Als sie ihn trafen, behaupteten sie, seine Mutter hätte geschworen, sich die Haare nicht zu kämmen und sich vor der Sonne nicht zu schützen, bis sie ihn wiedergesehen hätte. Ayyash machte sich Sorgen um seine Mutter; auch wollte er sein Geld retten, das er in Mekka zurückgelassen hatte.

Umar riet ihm davon ab, er dürfe dies nicht glauben und die Leute wollten nichts anderes von ihm, als dass er seine Religion aufgebe: „Bei Allah, wenn die Läuse deiner Mutter zu viel werden, wird sie bestimmt einen Kamm benutzen, und wenn die Hitze in Mekka sie belastet, wird sie in den Schatten gehen. Außerdem weißt du, dass ich einer der reichsten unter den Quraisch bin, also gehe nicht, und die Hälfte meines Besitzes ist dein!“ Ayyash aber hörte nicht auf ihn. Umar gab ihm sein Kamel, damit er es zumindest leichter hätte, wenn er fliehen wollte. Unterwegs fragte ihn Abu Dschahl, ob Ayyash ihm sein Kamel leihen würde. Ayyash war freundlich und tat es. Als er abstieg, fielen Abu Dschahl und Harith über ihn her, fesselten ihn an Händen und Füßen und brachten ihn wie einen Gefangenen nach Mekka. In Mekka sagten sie: „O ihr Leute von Mekka, macht doch das Gleiche mit euren Narren, was wir mit unserem gemacht haben!“.

Hischam Bin Al-As war der Bruder jenes ‘Amr Bin Al-As, der seinerzeit von Mekka abgeordnet worden war, um den Negus von Abessinien gegen die Flüchtlinge aufzuhetzen. Hischam war damals Zeuge des Versagens seines Bruders. Als Hischam, der inzwischen Muslim geworden war, nun auswandern wollte und seine Familie davon erfuhr, hielten sein Vater und sein Bruder ‘Amr ihn mit Gewalt auf und sperrten ihn ein.187 Beide, Ayyash und Hischam, wurden so lange gefoltert und unter Druck gesetzt, bis sie den Islam zum Schein aufgaben. Obwohl sie innerlich noch Muslime waren, ließ ihr Gewissen ihnen keine Ruhe. 

Während dieser Zeit des Zweifels und der Gewissensnot wurden die folgenden Verse offenbart: „O meine Diener, die ihr gegen euch selber maßlos gewesen seid, verliert nicht die Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit. Gewiss, Allah vergibt die Sünden alle. Er ist ja der Allvergebende und der Barmherzige. Und wendet euch eurem Herrn reuig zu und seid Ihm ergeben, bevor die Strafe über euch kommt, worauf euch keine Hilfe zuteil werden wird. Und folgt dem Besten von dem, was zu euch von eurem Herrn herabgesandt worden ist, bevor die Strafe plötzlich über euch kommt, ohne dass ihr es merkt.“

Umar schrieb diese Verse mit eigener Hand auf und sandte sie Hischam, der später erzählte: „Als ich diese Verse bekam, hielt ich sie nah und weit vor meine Augen und konnte sie nicht verstehen, bis ich betete: ‚O Allah, lass mich sie verstehen!‘ Da legte Allah in mein Herz, dass sie über uns offenbart wurden und über das, was wir selbst und andere über uns dachten.“

Hischam zeigte die Verse Ayyash, die auch ihn darin bestärkten, den Glauben wieder aufzunehmen und fliehen zu wollen. Das war nicht einfach, denn die Quraisch unternahmen alles, um die Auswanderung der Gläubigen zu verhindern.

Umar war mit seiner Frau Zainab, seiner Tochter Hafsa und seinem kleinen klugen Sohn Abdullah ausgewandert. Hamza, Zaid und Suhaib „dem Römer“ gelang die Auswanderung ebenfalls.

Als die Quraisch erfuhren, dass Suhaib auswandern wollte, warfen sie ihm vor: „Du bist arm und schwach zu uns gekommen und mit unserer Hilfe reich und zu dem geworden, was du jetzt bist, und nun willst du mit deinem Besitz und Leben weggehen. Bei Allah, dies wird nicht geschehen!“ Suhaib bot ihnen an: „Und wenn ich euch meinen ganzen Besitz überlasse, kann ich dann gehen?“ Damit waren die Götzendiener einverstanden. Suhaib sagte: „Dann lasse ich euch meinen Besitz!“ Als diese Nachricht den Propheten erreichte, rief er hocherfreut: „Suhaib hat gewonnen, Suhaib hat gewonnen!“ .

Bald hatten die meisten Gläubigen Mekka verlassen – außer Ali, Abu Bakr und Muhammad selbst. Abu Bakr bat den Propheten immer wieder um Erlaubnis, auswandern zu dürfen. Doch Muhammad sagte zu ihm: „Beeile dich nicht, vielleicht wird dir Allah einen Gefährten geben!“ Mehr sagte er nicht. Abu Bakr wünschte, der Prophet wäre dieser Gefährte und kaufte zwei Kamele, die er zur Vorbereitung gut fütterte.

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